Am 15. Juli hat die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) die Mittel für die Projektanträge von ARD und Deutschlandradio zum Digitalen Hörfunk nicht freigegeben. Bei einer Anerkennung der im Februar 2009 vorgelegten Projektanmeldung hätte die Kommission in der Gebührenperiode 2009-2012 für den Digitalen Hörfunk Mittel in Höhe von 30 Millionen Euro für die ARD und 12 Millionen Euro für das Deutschlandradio freigegeben. Allerdings stehen die von der KEF vorgesehenen Projektmittel für neue Initiativen weiter zur Verfügung.
In der Begründung zur Ablehnung des Antrags hebt die KEF hervor: „Es ist im Wesentlichen nicht gelungen, für eine Einführung des Digitalen Hörfunks einen tragfähigen Konsens mit privaten Hörfunkanbietern herbeizuführen." Auch bemängelt die KEF, die ARD habe nicht die geforderte Gesamtkostenprognose für das Projekt eingereicht. Zudem habe die KEF im März angefragt, ob die ARD die zukünftig drei Programme des Deutschlandradio (DRadio) in ihre Multiplexe aufnehmen würde, um die Verbreitungskosten von DRadio in einem vertretbaren Maß zu halten. Die ARD habe das abgelehnt.
Auf diesbezügliche Fragen des Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk äußerte ARD Sprecher Harald Dietz lediglich: „Wir haben nicht erwartet, dass die KEF von den Kriterien, die sie selbst aufgestellt hat, abrückt – vor allem was die Beteiligung der Privaten angeht. Daher war dieser Beschluss für uns nicht überraschend. Wir werden jetzt beraten und dann weitere konstruktive Schritte einleiten.“ Dabei müsse „auch etwa das Internet einbezogen werden“, sagte der ARD-Vorsitzende Peter Boudgoust gegenüber der „Financial Times Deutschland“. Die Nutzung des Fernsehstandards DVB-T für Digitalradio werde ebenso diskutiert, hieß es.
Ungeachtet der KEF-Entscheidung hat der Bayerische Rundfunk (BR) eine breit angelegte Digital Radio-Kampagne gestartet.Dr. Johannes Grotzky, Hörfunkdirektor des BR, erläutert: „Wir wollen dem Radio über Antenne in einer digitalisierten Welt eine Zukunft ermöglichen. Der BR bekennt sich klar zu Digital Radio und der Übertragung per DAB/DAB+ Technologie.“
„Mit großem Bedauern haben wir die Entscheidung der KEF zur Kenntnis genommen“, äußert Ralf Reynolds, Sales und Marketing Manager beim Endgerätehersteller Pure Digital. Dennoch ermuntert Reynolds alle ARD-Anstalten, ähnliche DAB-Promotion-Aktionen wie in Bayern gemeinsam mit Pure zu planen und umzusetzen. Endgerätehersteller, Öffentlich-Rechtliche, Fachhandel und Sendernetzbetreiber müssten eine Symbiose eingehen, um DAB gemeinsam zum Durchbruch zu verhelfen.
„Ein bundesweiter Neustart ist damit in weite Ferne gerückt“, bedauert auch Thomas Wildberger, Produktmanager der Alan Electronics GmbH. „Wir planen dennoch, weitere DAB+ Radios noch in diesem Jahr für die Schweiz auf den Markt zu bringen.“ Wenn diese Geräte lieferbar seien, werde sich Alan Electronics mit Bayern Digital Radio über eine mögliche Unterstützung unterhalten.