Die Intendanten der ARD hatten in ihrer Sitzung Anfang Februar einmütig beschlossen, bei der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) für die Digitalisierung des terrestrischen Hörfunks auf Basis der DAB-Systemfamilie die Freigabe zweckgebundener Gebührengelder zu beantragen (s. Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk, Ausgabe Februar I). Branchenverbände und Endgeräte-Industrie beurteilen diesen Schritt auf dem Weg zu einer digitalisierten deutschen Radiolandschaft ganz verschieden. Ralf Reynolds vom Endgerätehersteller Pure Digital meint: „Ich bewerte den Antrag der ARD als richtig. Die ARD hat sicherlich Anspruch auf die für die Digitalisierung angedachten Gelder.“ Hans-Dieter Hillmoth, Vizepräsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien (VPRT), hält den Antrag dagegen für einen falschen Vorstoß: „Die ARD versucht hier, ohne schlüssige Begründung wieder an gerade gekürzte Gebührengelder zu gelangen. Uns scheint, die ARD braucht das Geld, um ihren analogen Senderbetrieb nun auch ins Digitale zu überführen - und damit ihr gemeinsam mit der MediaBroadcast gehaltenes Sendernetz-Duopol weiter auszubauen.“ Klar ist für ihn, dass die Digitalisierung der Radioübertragung für die Privaten nicht ausschließlich aus Werbemitteln zu finanzieren ist: „Wenn überhaupt noch zweckgebunden Gebührenmittel für die Digitalisierung fließen, sollten sie Teil eines Gesamtkonzeptes sein, das beide Seiten des dualen Rundfunksystems gleichermaßen im Blick hat.“ Für Dr. Stephan Ory, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) war klar, dass die ARD ihr Digital Radio-Konzept Anfang 2009 präzisiert vorlegen würde. Anlass zur inhaltlichen Stellungnahme sieht er derzeit nicht: „Es ist abzuwarten, wie sich die KEF äußert.“
Eine Voraussetzung zur Bewilligung der für 2009 bis 2012 in Aussicht gestellten 30 Millionen Euro ist laut 16. KEF-Bericht ein Konsens der ARD mit privaten Programmanbietern und Herstellern von Endgeräten. Auch dazu gibt es recht unterschiedliche Einschätzungen. Ralf Reynolds: „Die ARD hat schon Kontakt zu mir aufgenommen und es gibt bereits Gespräche mit einzelnen ARD-Häusern. Wie es weitergeht, kann ich derzeit jedoch noch nicht sagen.“ Bei Hans-Dieter Hillmoth hat sich die ARD dagegen noch nicht gemeldet: „Es hat keine offizielle Kontaktaufnahme zu diesem Thema gegeben.“ Wohl aber sei der VPRT zu einem nichtöffentlichen Symposium der ARD und der KEF eingeladen gewesen, um seine Position zu Digital Radio darzustellen. So sehe der VPRT eine faire Lastenverteilung der Einführungskosten sowie die Gewährleistung eines fairen und diskriminierungsfreien Zugangs aller Anbieter als Grundlage für eine erfolgreiche Einführung von Digital Radio.
Bei diesem Meinungsgefälle unter den potenziellen Projektpartnern scheint ein Konsens noch in weiter Ferne. Dem steht der Wunsch nicht nur von Ralf Reynolds gegenüber: „Ich hoffe sehr auf weitere positive Aktionen, um DAB weiter nach vorn zu bringen. Die Radiohörer warten auf die schon seit langem versprochene DAB-Offensive.“