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Musik-Streaming auf einem traditionellen Markt

Wie Deezer sein Geschäft in Deutschland entwickeln will

Michael Krause, Managing Director Deezer D/A/CH Quelle: Deezer Michael Krause ´Managing Director D/A/CH Deezer 28.09.2015
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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Musik-Streaming wächst stark - das sagt Deezer-Manager Michael Krause. In personalisierten On-Demand-Angeboten sieht er die Zukunft. Doch was hat das für Auswirkungen auf die Musikbranche?







Nach einer PWC-Studie boomen Musik-Streaming-Dienste. Doch etwa jeder Zweite möchte nur kostenlose Angebote nutzen. Können Streaming-Dienste so auf Dauer angeboten werden?
Nicht nur für uns, sondern auch für die Plattenlabels und die Künstler wäre es doch eine sehr positive Nachricht, wenn tatsächlich jeder Zweite für Musik-Streaming zahlen würde. Schon jetzt ist es so, dass viele Nutzer, die das Deezer-Musikerlebnis kostenlos ausprobiert haben, es danach nicht mehr missen wollen. Unsere Musikempfehlungen und die Lust, neue Künstler zu entdecken und mit Freunden zu teilen, sowie immer und überall ihre Lieblingsmusik hören zu können, bringen die Nutzer dazu, sich für ein Abonnement anzumelden. Hinzukommt, dass viele Kunden über Deezer oder andere Dienste neue
Künstler entdecken und daraufhin Konzertkarten für die Künstler kaufen – auch hier wirkt sich Streaming also positiv auf die Umsätze der Musikbranche aus.

Nur jeder 10. der Befragten will für ein Abo 8 Euro oder mehr ausgeben. Wird es künftig neue Tarif-Staffelungen geben?
Im Video-Streaming hat sich gerade mit der Erhöhung bei Netflix der Preis zwischen 7,99 Euro und 11,99 eingependelt und ist bei vielen Kunden bereits etabliert – hier liegen wir genau dazwischen. Zudem kostet bei einigen Anbietern eine bessere Tonqualität extra, wie beispielsweise bei Deezer Elite. In Amerika haben wir auch eine günstigere Flatrate. Außerdem kann man bei Partnern wie Vodafone oder web.de jetzt schon Deezer für 7,99 Euro buchen.

Besonders Ältere stehen Bezahlmodellen skeptisch gegenüber. Wie kann man diese Zielgruppe gewinnen?
Wir glauben daran, echte Mehrwerte zur bieten und mit immer neuen Angeboten bislang unterrepräsentierte Marktsegmente zu erschließen. Schon jetzt sind 10 Prozent unserer Kunden älter als 55. Außerdem haben wir mit Hörbüchern und Hörspielen auch für Enkelkinder viele spannende Inhalte im Portfolio. Unser Ansatz ist es, verschiedene Hörergruppen mit maßgeschneiderten Angeboten zu versorgen wie beispielsweise Deezer Elite für den audiophilen Musikenthusiasten. Was auch immer der Nutzer in Sachen Audio sucht – unser Ziel ist es, es ihm so einfach und komfortabel wie möglich aus einer Hand anzubieten.

Nach wie vor werden in Deutschland 60 % der Musik-Umsätze mit CD-Verkäufen erwirtschaftet. Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?
Deutschland ist in vielen Dingen ein sehr traditioneller Markt. Innovationen werden nicht immer sofort mit offenen Armen empfangen. Doch der Trend zeigt seit einiger Zeit schon sehr deutlich: Downloads gehen zurück, Streaming nimmt stark zu. Das ist sogar in Deutschland so, wo noch ein vergleichsweise großer Teil des Musikumsatzes mit dem Verkauf von CDs gemacht wird. Früher oder später wird diese Entwicklung auch CDs betreffen. Natürlich wird es auch weiter Nischen geben, wie wir es heute beim Verkauf von LPs sehen.

Streaming ist das Modell der Zukunft. Wir stehen zwar erst am Anfang einer Entwicklung, doch wir bieten dem Zuhörer viele Vorteile: Der Kunde kann hören was er will, wann er will. Zudem ist er heute mit der immer bessere Mobiltechnik und schnellen Leitungen unabhängig vom Standort. Und durch die gewonnen Nutzungsdaten können wir Kunden ein individuelles Angebot machen.

Ein Streaming-Anbieter in der Schweiz strahlt ein klassisches Radioprogramm über das Digitalradio DAB+ aus. Ein Modell für die Zukunft?
Menschen hören und entdecken Musik heute mithilfe vielfältiger Dienste. Wir arbeiten bereits seit Jahren mit mehreren Radiosendern zusammen, sogar schon vor dem Zukauf der Stitcher-Plattform in den USA. Solche Partnerschaften verändern den Zugang der Nutzer zu Musik und Radioshows grundlegend und wir freuen uns, Teil dieser Entwicklung zu sein.

Auf Konsumentenebene glauben wir jedoch, dass das personalisierte On-Demand-Hörerlebnis dem linearen überlegen ist, da es den Zuhörern ermöglicht, zu hören, was sie möchten, wann sie es möchten. Viele Anbieter von Audioinhalten wie Radiostationen sind sehr aufgeschlossen und verstehen, dass wir ihnen die Möglichkeit bieten, zusätzliche Hörerschaften zu erreichen. Wir sind davon überzeugt, dass die Deezer-Plattform für die Produzenten von Audioinhalten die Chance eröffnet, ihre Reichweite zu vergrößern und ein jüngeres Publikum für sich zu gewinnen.

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