„Die Einführung des digitalen Antennenfernsehens in Deutschland ist eine Erfolgsgeschichte.“ Wie Thorsten Mann-Raudies, Leiter der Task Force DVB-T Deutschland von ARD und ZDF, dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, hat die Etablierung von DVB-T mit vielen Millionen verkauften DVB-T-Empfängern für eine Renaissance der Terrestrik gesorgt und gleichzeitig den Wettbewerb der Übertragungswege gefördert. Nicht zuletzt deshalb ist für Mann-Raudies die Einführung des DVB-T Fernsehens „der“ Motor für die Digitalisierung von Satellit und Kabel.
Auch für Dr. Andreas Bereczky, Produktionsdirektor des ZDF, hat sich das digitale Antennenfernsehen seit seinem Start vor 10 Jahren in Berlin fest am Markt etabliert und behauptet. Schließlich sei DVB-T die kostengünstigste Möglichkeit des TV-Empfangs, insbesondere beim portablen und mobilen Empfang, so Bereczky weiter. Außerdem habe die Existenz der Terrestrik eine regulative Funktion und fördere die Unabhängigkeit sowohl der Sender als auch der Zuschauer von den „Quasi-Monopolen“ im Bereich Kabel und Satellit.
Auch bei den Endgeräteherstellern findet die hohe Akzeptanz von teilweise mehr als 20 % der Fernsehnutzer – vor allem in den Ballungsräumen – Widerhall. Dafür spricht nach Aussage des DVB-T-Mitentwicklers, Prof. Ulrich H. Reimers, die Tatsache, dass mittlerweile praktisch jeder verkaufte Fernsehempfänger mit einem Empfangsteil für DVB-T ausgeliefert wird. Genauso seien bereits mehr als eine Millionen Fahrzeuge mit DVB-T-Empfängern ausgestattet.
Weniger euphorisch bewertet dagegen der private Fernsehveranstalter, die Mediengruppe RTL Deutschland, die Einführung von DVB-T in Deutschland. Wie Konstantin von Stechow aus der Unternehmenskommunikation dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk mitteilt, ist DVB-T sowohl hinsichtlich der Zuschauerakzeptanz als auch der Wertschätzung seitens der Politik hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung prognostiziert RTL sogar eher einen Rückgang der Nutzung von DVB-T bei Zweit- und Drittgeräten. Schuld sei die fortschreitende Heimvernetzung, so von Stechow.
Die größte Hemmschwelle für eine Weiterentwicklung der Terrestrik liegt in den Augen des Unternehmenssprechers aber in erster Linie im aktuellen politischen Trend, den mobilen Breitbandausbau über die terrestrische Rundfunkversorgung zu stellen. Attraktiver könnte nach Aussagen von Stechows die Terrestrik nur dann werden, wenn im Zuge eines Umstiegs auf effektivere Technologien, wie DVB-T2, ein breiteres Programmangebot, HD-Kanäle und weitere Zusatzdienste über die Antenne möglich wären. Doch Investitionen in zukunftsfähige terrestrische Rundfunkinfrastrukturen seien ohne politische Planungssicherheit hinsichtlich des langfristigen und privilegierten Zugangs des Rundfunks zu ausreichend terrestrischen Frequenzen nicht zu rechtfertigen. Auch für Andreas Bereczky vom ZDF kann DVB-T2 nur dann erfolgreich sein, wenn insbesondere die Kosten-Nutzen-Relation deutlich verbessert wird und die Interessen möglichst aller Beteiligten miteinander in Einklang gebracht werden. Vielleicht beflügelt der Abschlussbericht des erfolgreichen DVB-T2-Modellversuchs, der auf der IFA 2012 vorgestellt werden soll, die Protagonisten.