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Mittelfrisitig werden bis zu 20 % der Bikes E-Antrieb haben

Warum der Markt wächst

Rainer Hauck, Projektleitung "Pedelec statt Auto - aber sicher!" Verkehrsclub Deutschland e.V. (VCD) Quelle: Markus Bachmann Rainer Hauck Projektleiter "Pedelec statt Auto - aber sicher!" Verkehrsclub Deutschland (VCD) 14.09.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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"Angesichts der Verkaufszahlen und der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten hat das E-Rad seine Nische längst verlassen", schätzt Rainer Hauck vom VCD ein. Gegen die Unfallgefahr empfiehlt er vor allem ungeübten Fahrern spezielle Kurse.







Derzeit fahren in Deutschland nur wenige Menschen ein E-Bike. Woran liegt das aus Ihrer Sicht?
E-Räder sind, verglichen mit Fahrrädern, noch nicht sehr lange auf dem Markt. Insbesondere die Akku-Technologie hat sich hinsichtlich Preis, Gewicht und Reichweite erst in den letzten Jahren deutlich verbessert, wodurch das Pedelec zu einem für Verbraucher zunehmend nachgefragtem Verkehrsmittel wurde. Seit mehreren Jahren kann man von einem regelrechten Pedelec-Boom mit zeitweise zweistelligen Zuwachsraten pro Jahr sprechen. Mittlerweile sind über 3,5 Mio. E-Räder in Deutschland unterwegs – im Gegensatz zu herkömmlichen Fahrrädern mit steigender Tendenz (siehe dazu: www.ziv-zweirad.de/news/detail/article/e-bike-markt-waechst-weiter-absatz-von-fahrraedern-ruecklaeufig/). In Fachmedien verbreiteten Schätzungen zufolge werden mittelfristig fast 20 % aller verkauften Fahrräder mit einem E-Antrieb ausgestattet sein.

Vor allem ältere Menschen lassen sich von elektrischen Hilfsmotoren unterstützen – Bleibt das E-Bike ein Nischen-Produkt?
Pedelecs werden aktuell mehrheitlich von älteren Menschen gekauft, da aufgrund der Motor-Unterstützung altersbedingte Leistungseinbußen ausgeglichen werden können. Aufgrund des demographischen Effekts, eines sich ändernden Lebensstils älterer Menschen (hin zu einem aktiven, gesunden und fitnessorientierten, aber auch konsumorientiertem Verhalten) und einer – in weiten Teilen – noch ausreichen finanziellen Ausstattung älterer Menschen wird unseres Erachtens das E-Rad in der Altersgruppe 60+ dem Fahrrad ernsthafte Konkurrenz machen. Aber auch jüngere Menschen entdecken verstärkt das E-Rad mit seinem „eingebauten Rückenwind“ für sich – sei es als gute Alternative zum Auto für Arbeits- und Alltagswege, als Fitnessgerät oder als Verkehrsmittel auch für längere Strecken in ländlichen Regionen. Angesichts der Verkaufszahlen und der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten hat das E-Rad seine Nische längst verlassen.

Ein wichtiger Grund für die Zurückhaltung vieler ist offenbar der Preis – was müsste oder dürfte ein E-Bike für den Massenmarkt kosten?
Laut einer aktuellen Publikation des Zweirad-Industrie-Verbandes (ZIV) steigt seit Jahren die Bereitschaft von Konsumenten, für Qualität mehr Geld auszugeben (laut einer E-Bike-Studie von 2016 lag der Durchschnittspreis eines Elektrofahrrads bei 3.287 Euro – ein Wert, der die ZIV-Aussage untermauert). Insbesondere bei der materiell vergleichsweise gut ausgestattete Gruppe der Älteren, die bislang die Hauptkäufergruppe bilden, dürfte der höhere Preise für Pedelecs nur bedingt ein wesentliches Kaufhindernis darstellen. Einen konkreten Preis zu nennen, den ein Pedelec maximal kosten dürfte, um sich noch erfolgreicher verkaufen zu lassen, wäre rein spekulativ.

Mehr als ein Fünftel der Deutschen halten E-Bikes für gefährlich, weil sie zu schnell sind. Wie bewerten Sie das?
Pedlecs weisen im Vergleich zu herkömmlichen Fahrrädern im Stadtverkehr eine nur unerheblich höhere Durchschnittsgeschwindigkeit auf. Da schnelle S-Pedlecs, die bis zu einer Geschwindigkeit von 45 km/h beim Treten unterstützen, mit rund einem Prozent nur einen verschwindend geringen Anteil an den verkauften E-Rädern innehaben, kann sich die Bewertung von E-Rädern als gefährliche schnelle Verkehrsmittel vermutlich kaum auf persönliche Erfahrungen stützen, sondern eher auf Mutmaßungen denn auf Fakten beruhen.

Aus unserer Sicht geht von E-Rädern aufgrund der potentiell höheren Geschwindigkeit, die mit diesen durch die Elektro-Unterstützung erreicht werden kann, keine besondere Gefahr aus. Vielmehr sind Menschen, die längere Zeit (teilweise sogar jahrzehntelang) nicht Fahrrad gefahren sind, untrainiert sind und/oder körperliche Einschränkungen haben und die das Pedelec für sich als geeignetes Fortbewegungsmittel entdecken, besonders gefährdet, mit dem Pedelec einen Unfall zu erleiden. Dem gilt es durch gute Beratung durch Fahrrad-Fachhändler, gezielte Information zur Unfallprävention (beispielsweise durch das VCD-Projekt „Pedelec statt Auto – aber sicher!“; Internetseite: www.e-radfahren.vcd.org), die Teilnahme an speziellen Pedelec-Kursen (deutschlandweite Pedelec-Kursangebote unter www.e-radfahren.vcd.org/e-rad-kurse) sowie der Nutzung des Pedelecs zu Übungs- und Trainingszwecken (entsprechende Trainingspläne werden vom Projekt „Pedelec statt Auto“ in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Hochschule Hannover gerade entwickelt) entgegenzuwirken.

Anmerkung: Als E-Bikes gelten nach Definition des Bundeverkehrsministeriums Elektro-Fahrräder, die per Drehgriff oder Schaltknopf mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h fahren können, auch ohne dass der Fahrende gleichzeitig in die Pedale tritt. Es handelt sich um ein Kraftfahrzeug. E-Bikes unterscheiden sich damit wesentlich von den Pedelecs, die nur dann vom E-Motor unterstützt werden, wenn die Pedale bewegt werden. Abhängig von der Motorleistung und der maximalen Unterstützungsgeschwindigkeit werden sog. (schnelle) S-Pedelecs (max. Nenndauerleistung 500 Watt, max. Unterstützungsgeschwindigkeit 45 km/h. Pedelec-Marktanteil: 1%)  von Pelecs 25 (max. Nenndauerleistung 250 Watt, max. Unterstützungsgeschwindigkeit 25 km/h. Pedelec-Marktanteil: 99%) unterschieden. Aufgrund der deutlichen Marktdominanz der Pedelec 25 (im Folgenden auch E-Rad genannt)  beziehen sich alle folgenden Aussagen (sofern nicht besonders kenntlich gemacht) einzig auf dieses E-Rad-Typus.
 

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