Der bevorstehende Umstieg von analoger auf digitale Verbreitung fordert von den lokalen und regionalen Fernsehprogrammveranstaltern in Mitteldeutschland zusätzliche Investitionen in neue oder ergänzende Verbreitungswege. Und das, ohne ihnen kurzfristig neue Zuschauer und zusätzliche Einnahmen zu ermöglichen.
Um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden, betreibt die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und Neue Medien (SLM) seit März 2008 das erste lokale DVB-T-Netz Deutschlands. Kern des Leipziger Modells ist eine Sendenetzstruktur, die durch einen kleinzelligen Senderaufbau ein Versorgungsgebiet abdeckt. „Wir wenden uns damit bewusst von der Philosophie ‚High Tower - High Power’ ab, weil damit auch den Programmanbietern der Umstieg in die digitale Welt ermöglicht wird, die stärker auf ihre Verbreitungskosten schauen müssen als andere“, erklärt der SLM-Geschäftsführer Martin Deitenbeck. Die Erfahrungen zeigten, dass die Angebote bei den Zuschauern und auch von der Werbe-Wirtschaft in Leipzig gut angenommen würden. „Es gibt bereits Anfragen nach weiteren Programmplätzen“, bilanziert Deitenbeck.
Zudem fördert die SLM den Umstieg von analogen in digitale Verbreitungstechniken im Zeitraum Dezember 2008 bis Dezember 2009 mit Mitteln in Höhe von 500.000 Euro. Im März wurden den ersten sechs Antragstellern insgesamt 104.000 Euro Fördermittel gewährt.
Gemeinsam mit der SLM hat die Medienanstalt Sachsen-Anhalt (MSA) 2007 das Frequenzplanungs-Tool „Fransy“ angeschafft. Durch die Erstellung von Ausbreitungsmodellen ist es der MSA möglich, private Veranstalter bei der Versorgungsplanung zu unterstützen. So können die wirtschaftlichsten Standorte und Sendeleistungen ermittelt werden. Bisher haben die RBW Fernsehgesellschaft mbH in Bitterfeld und das RAN1 Regionalfernsehen Anhalt in Dessau dieses Angebot genutzt.
Außerdem wird die MSA ein Pilotprojekt in Halle durchführen. Eine auf ein Jahr begrenzte Versuchsabstrahlung dient vorrangig der Bestimmung optimaler Übertragungs-Parameter zur Heranführung von Lokal-TV an Kabelkopfstellen. Um auszuloten, ob die Signalzuführung für die regionalen privaten Rundfunkveranstalter deutlich kostengünstiger als bisher zu realisieren ist, unterstützt die MSA das Vorhaben mit bis zu 40 Prozent der förderfähigen Infrastrukturkosten. „Mit dieser Erprobung sollen - nicht nur für Sachsen-Anhalt - die wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen zur terrestrischen Abstrahlung im Lokalfunk bestimmt werden“, hofft MSA-Direktor Martin Heine.
Bereits seit Oktober 2008 nutzen lokale Sender die Mediathek Thüringen als landesweite Plattform. Die Veranstalter stellen Beiträge online, die sie meist vorher umgeschnitten haben. „Dem Internet-User geht es hauptsächlich um den Informationswert des Beitrages, da müssen entsprechend schnell die Fakten präsentiert werden“, betont Jochen Fasco, Direktor der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM). Ein Ziel des Projektes sei auch, Zuführungskosten an die Kabelnetze durch IP-Nutzung einzusparen. Bislang „konnten noch keine Kosten eingespart werden“, resümiert Fasco. Weil einige Marktpartner am bisherigen Modell der Signalzuführung festhalten möchten, verliefen die Gespräche darüber schwierig. Fasco erwartet aber in absehbarer Zeit einen Durchbruch: „Die Signalzuführung über das IP-Protokoll lässt sich lediglich hinauszögern, aber nicht verhindern.“