Smart-TV, das neue Modewort der Branche, dominierte auch auf den Münchner Medientagen die Diskussionen um die Zukunft des Fernsehens. Mit Smart-TV sollen zukünftig unsere bisherigen linearen Vollprogramme mit Mehrwertdiensten, wie Internet, Apps und Co. ergänzt werden.
Einer dieser neuen Dienste ist das sogenannte HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV). Für Matthias Greve, Gründer von web.de und heute Geschäftsführer des Karlsruher Hybrid-Receiver-Herstellers VideoWeb beginnt mit dem neuen HbbTV „nun auch für das Fernsehen die Zeit der Apps“. Für ihn wird „damit künftig das Internet ein fester Bestandteil des Fernseherlebnisses“. Vor allem den offenen Standard von HbbTV loben die Experten auf den Münchner Medientagen. Damit würde der Weg frei, unkompliziert und preiswert Zusatzangebote auf den TV-Bildschirm zu bringen. Schließlich ist es vor allem die jüngere Zielgruppe, die sich immer mehr gegenüber festen Programmschemata sperrt, so die Teilnehmer der Diskussionsrunden. Nach Ansicht der Fachleute ist die heutige Generation immer stärker auf der Suche nach interaktiven und auf ihre Interessen zugeschnittene Programmen, über die sie sich parallel mit ihren Freunden austauschen könnten.
Entscheiden über den Erfolg des künftigen Fernsehens wird aber trotz der neuen Vielfalt vor allem der „Couchfaktor“, also die Bequemlichkeit und Nutzerfreundlichkeit. Schon deshalb, so die Experten auf den Medientagen München, werden die nichtlinearen Fernsehangebote, trotz überproportionalen Wachstums, in den nächsten zehn Jahren die passiv-lineare Fernsehnutzung nicht gänzlich ersetzen. Trotzdem könnte unser künftiges Fernsehszenario so aussehen, dass in wenigen Jahren nur noch drei bis fünf große Anbieter etwa neunzig Prozent der Fernsehhaushalte mit Vollprogrammen versorgen, so die Expertenmeinung. Daneben könnten eine Vielzahl kleiner Anbieter mit ergänzenden Spezialangeboten um knappe Zeitbudgets der Nutzer kämpfen. Glaubt man den Experten soll das Rennen um die Vollprogramme bereits in drei bis vier Jahren entschieden werden. Voraussetzung seien natürlich entsprechende interaktive Endgeräte und eine Versorgung von mindestens sechzig Prozent der Haushalte mit Breitbandanschlüssen.
Eine ganz konkrete Idee für das Fernsehen der Zukunft erneuerte Professor Dr. Helmut Thoma, Ex-RTL-Chef, mit seinem künftigen „Volks-TV“. Mit dem neuen Fernsehsender, bestehend aus einem nationalen Mantelprogramm und interaktiven Elementen, will Thoma die festgefahrene Programmlandschaft vorantreiben und junge Zielgruppen ansprechen. Doch über den Erfolg unseres künftigen Fernsehens entscheidet nachwievor die Qualität der Inhalte, so die Experten unisono.