Die Medien berichten überwiegend tendenziös und einseitig über die Flüchtlingsthematik: es dominieren Bilder über die Qual und Not der Menschen auf der Flucht, über ein irritierendes Hin und Her der Politik in den einzelnen Ländern (Grenzen auf – Grenzen zu), über sehr unterschiedliche Einstellungen der Länder der EU, ohne dass die Gründe der wechselnden Politik und der Abschottung und Verweigerung auf der einen Seite und der sogenannten Willkommenskultur auf der anderen Seite näher analysiert werden.
In Deutschland tragen die Medien zu einer Spaltung der Bevölkerung bei (Stichwort des Bundespräsidenten: helles und dunkles Deutschland), indem vor allem einerseits über Fremden- und Ausländerfeindlichkeit mit kriminellen Taten und andererseits sehr breit und ausführlich über „Willkommenskultur“ berichtet wird. Die „Helfer“ und die „Hetzer“ sind wahrscheinlich Minderheiten der Bevölkerung, die Mehrheit kommt kaum zu Wort und wird schnell als „besorgte Bürger“ abqualifiziert. So bleiben wichtige Fragen und reale Probleme aus dem öffentlichen Diskurs weitgehend ausgeschlossen:
Welche berechtigten Ängste und Sorgen haben Deutsche und Europäer:
Wie wird sich die Lebensqualität verändern?
Welche Kosten entstehen mit welchen Auswirkungen auf den Bundes- und Länderhaushalt?
Welche Auswirkungen auf dem Arbeitsmarkt (Arbeitsplätze? Schwarzarbeit? Billiglöhne?)?
Kann eine Integration gelingen und wie? (Fragen der Parallel-Gesellschaften, religiöser Feindseligkeiten, Akzeptanz des Grundgesetzes, Geschlechterverhältnis?)
Welche terroristischen und kriminellen Gefahren sind zu erwarten und was wird präventiv getan?
Es werden keine tiefergehenden Analysen angestrebt:
Die Ausländerfeinde werden als Rechtsextreme beschimpft, aber wieso wächst der Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft? Hier wären Analysen über Entwicklungspsychologie, familiäre Verhältnisse, soziale Bedingungen, Arbeitschancen und Werte der Gesellschaft (z.B. „Stärkekult“) notwendig. Extremisten und Kriminelle sind immer auch „Produkte“ der gesellschaftlichen Verhältnisse, die weder mit „Dunkeldeutschland“ (Gauck), „Hass in den Herzen“ (Merkel) oder „Nazi`s raus“ (Gutmenschen) geklärt werden. Es wird kaum noch unterschieden zwischen der notwendigen Ablehnung und Verfolgung krimineller Taten und dem ebenso notwendigen Verstehen und Helfen bei psychosozialer Fehlentwicklung. „Dunkeldeutschland“ darf nicht nur gebrandmarkt werden, sondern muss erklärt und verstanden werden, damit Hilfe möglich wird. Wenn „Hass in den Herzen“ diagnostiziert wird, entsteht eine Verpflichtung, die Ursachen zu erforschen, um Abhilfe organisieren zu können.
Die Leitmedien folgen meistens den schlechten politischen Vorbildern – warum? Die bloße Feststellung „Das schaffen wir!“ (Merkel) bleibt eine beunruhigende Behauptung, wenn nicht auch die Bedingungen und Folgen (Kosten, Belastungen, Risiken und Gefahren) mitkommuniziert werden. „Das Asylrecht kennt keine Obergrenze“ wirkt bedrohlich, wenn nicht die praktischen Grenzen beachtet und respektiert werden. Wenn Politik und Medien davon ausgehen, dass bittere Erkenntnisse und schmerzliche Wahrheiten dem „Volk“ nicht zugemutet werden können, dann ist das nicht nur eine überhebliche (narzisstische) Einstellung, die noch viel mehr Unsicherheiten und Ängste schürt, weil der größte Teil der Bevölkerung längst weiß, spürt oder ahnt, dass erhebliche Veränderungen zu bewältigen sind und dafür hilfreiche Begleitung sinnvoll wäre. Und wenn diese berechtigten Sorgen nicht aufgegriffen, diskutiert und gemeinsam nach Lösungen gesucht werden, werden „besorgte Bürger“ in die Arme extremistischer Gruppierungen getrieben, die mit einfachen Lösungen und Sündenbockjagd vermeintliche Verbesserungen verheißen.
So bleibt auch die Ursachenforschung der Flüchtlingspolitik weitgehend vernachlässigt im Dienste einer „political correctness“ als einer neuen Art von Zensur und eingeschränkter Redefreiheit?
Was sind die Ursachen der Kriege im Nahen Osten?
Welche verhängnisvolle Rolle spielen die USA?
Wer ist verantwortlich für die Klimaveränderungen mit zunehmender Trockenheit in Afrika?
Wer ist verantwortlich für die wachsende Ungleichheit zwischen reichen und armen Ländern?
Wie verstärken wir (Europäer) mit unserer Lebensweise (wachsender materieller Wohlstand) Armut und Ausbeutung in anderen Regionen der Welt?
Die notwendige Diskussion über unsere gesellschaftliche Fehlentwicklung (Stichwort „narzisstische Gesellschaft“), die schwerwiegenden Folgen zunehmend politisch unkontrollierter kapitalistischer (globaler) Wirtschaftsform wird weitgehend vermieden.
Eine relative Gleichschaltung der Medien im Mainstream der Meinungen verstehe ich als eine Form der kollektiven Abwehr unangenehmer, ja bedrohlicher Wahrheiten, die z.B. mit der Beantwortung der aufgeworfenen Fragen erkennbar würden. Wenn als Leitthema die Frage nach unserer Lebensform, z.B. dem Ende des materiellen Wachstums, aufzuwerfen und zu beantworten wäre, dann wird deutlich, dass wir alle „besorgt“ sein müssen und uns zunächst relativ ratlos und auch bedroht erleben würden, so dass diese Thematik lieber ausgeblendet wird. Wenn die Medien im Sinne politischer Korrektheit und im Konkurrenzkampf getrieben von Einschaltquoten und Auflagenhöhe eine Mainstream-Information favorisieren, machen sie sich (mit der Politik) mitschuldig am Erstarken von „Dunkeldeutschland“ oder „Dunkeleuropa“, weil für drängende Fragen keine öffentliche Auseinandersetzung geführt wird und ungeklärte Probleme immer Vorurteile, Ressentiments und Radikalisierung vermehren. So ist es auch eine große Schwäche der Medien, den Themen des Mainstreams zu folgen, immer nur auf das Aktuelle sensationsorientiert aufzuspringen und die tieferen Ursachen und Zusammenhänge, die politischen Fehler und das Verhalten der schweigenden Mehrheiten nicht ausreichend aufzunehmen und breit zu diskutieren. Medien können nicht die „Erzieher“ einer Gesellschaft sein, aber sie sollten auch nicht die Verdunkelung von bitteren Wahrheiten unterstützen und einer „Verdummung“ durch einseitige Information Vorschub leisten. Die suggestible Autoritätswirkung von Medien sollte nicht unterschätzt werden. Einschaltquoten und Auflagenhöhe spiegeln nicht die Aufgeklärtheit, die Reife und das Selbstbewusstheit der medialen Konsumenten, sondern eher deren Verleugnungstendenzen.