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Bericht

Marktteilnehmer lehnen festen UKW-Abschalttermin ab

Auch im Telekommunikationsgesetz sollten die Vorgaben geändert werden

Quelle: Tim Heinrichs-Noll / www.pixelio.de Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 31.07.2008

In einer vielbeachteten Entscheidung hat Sachsen-Anhalts Landesregierung im April den bis dato im Mediengesetz festgeschriebenen Abschalttermin 2010 für analoge Übertragungen auf 2015 angepasst. Nach wie vor sieht auch das Telekommunikationsgesetz (TKG) in Deutschland den Widerruf der analogen Frequenzzuweisungen bis 2015 vor. Die EU stellt gar das Jahr 2012 als Abschalttermin für analoge Übertragungen in Aussicht. Doch sind solche Termineangesichts der bisherigen Entwicklung des Digital Radios noch sinnvoll und haltbar?

Glaubt man den Marktteilnehmern, lautet die Antwort eindeutig „nein“. „Wer 300 Millionen von unserem Publikum intensiv genutzte Endgeräte zum Elektronikschrott erklären will, der gefährdet die Grundlage des Erfolges der Gattung Radio“, weist der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission Frank Johannsen einen festen Abschalttermin entschieden zurück. Man sollte über die Entfernung der entsprechenden Soll-Vorschrift aus dem TKG nachdenken, so Johannsen weiter.

Eine solche Forderung könnte bei Marktteilnehmern und Politikern auf fruchtbaren Boden fallen. Eine Sprecherin des zuständigen Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie zeigte sich offen: „Die Frage eines festen Abschalttermins für analoges Radio im UKW ist nicht entscheidend für einen erfolgreichen Start des digitalen Radios.“

Neben der ARD äußern auch die Privaten Bedenken an der Zweckmäßigkeit eines festen Abschaltdatums. Hans-Dieter Hillmoth, Vizepräsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien, gibt zu bedenken: „Selbst bei einem UKW-Abschalttermin würden sich die Endgerätezahlen für Digital Radio über viele Jahre hinweg nicht in vergleichbaren Größen bewegen - falls sie sie überhaupt jemals erreichen. Im Übergang wären die Reichweitenverluste für die Radiounternehmen und damit die Risiken für die Gattung Radio enorm.“ Die Einnahmen aus den UKW-Programmen müssten zudem erhalten bleiben, um die Digitalisierung zu finanzieren.

Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, spricht sich ebenfalls für einen analogdigitalen Parallelbetrieb aus: „Momentan zeichnet sich am Markt ab, dass Digital Radio sich zu einem eigenständigen Übertragungsweg entwickelt, der den analogen UKW-Empfang zunächst nicht ersetzt, sondern ergänzt.“ Es sei heute nicht absehbar, ob es je zu einer vollständigen Ablösung der UKW-Übertragung kommen werde.

Auch der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) übt Kritik an einem festen Abschalttermin: „Aus Industriesicht erscheint es nicht sinnvoll, in die Marktentwicklung einzugreifen und einen Abschalttermin für UKW festzulegen“, so Hans-Joachim Kamp, Vorsitzender des FachverbandesConsumer Electronics im ZVEI. Neben der hohen Zahl an UKW-Empfängern in deutschen Haushalten begründet er seinen Standpunkt auch mit der fehlenden Einigung auf einen einheitlichen Standard. Wie die meisten Marktteilnehmer sieht er bisher noch kein tragfähiges Geschäftsmodell für eine UKW-Ablösung: „Letztendlich wird der Verbraucher für die neue Technologie allein kein Geld ausgeben, sondern das Programmangebot im digitalen Hörfunk muss ihn überzeugen.“

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