Für Lokalradios stellt sich derzeit die Frage, wie sie den Übergang in die digitale Verbreitung finanziell leisten sollen. Neben der teuren Einspeisung per Internet schlagen Experten zwei technische Möglichkeiten für den digital-terrestrischen Verbreitungsweg vor: DAB+ oder DRM+.
Nach Ansicht von Tino Utassy, Geschäftsführer der Lokalrundfunkkette BCS Broadcast Sachsen, sind die DAB+ Netze jedoch nicht nur für die Lokalradios, sondern für alle Marktteilnehmer unwirtschaftlich teuer. Daher bestehe die Gefahr, dass sich lokale Radiostationen, wenn überhaupt, nur minimale Datenraten leisten könnten. „Damit wären sie qualitativ insbesondere den öffentlich-rechtlichen Programmen deutlich unterlegen, die mit hohen Datenraten verbreitet werden“, befürchtet Utassy. So würde die Digitalisierung für den Hörer von Lokalradios eher einen qualitativen Rückschritt bedeuten. „Hinzu kommt, dass in der digitalen Verbreitung die bestehenden lokalen Sendegebiete wirtschaftlich nicht abgebildet werden können“, befürchtet der Geschäftsführer. Die digitale Verbreitung bringe zwar eine höhere technische Reichweite durch die lokalen Ausrichtungen, aber keine zusätzlichen Hörer. „Deshalb ist für uns DAB+ finanziell nur schwer oder gar nicht zu stemmen. Wir werden die Situation aber weiterhin aufgeschlossen beobachten“, kündigt Utassy an.
Einen Ausweg aus dieser Misere sieht Detlef Pagel, Chairman Deutsches DRM Forum: „DRM+ im VHF-Band III ist der geeignete Weg für lokale und regionale Anbieter in die digitale Welt“. Wird von den 32 verfügbaren DAB-Blöcken im Band III nur einer in 15 DRM+ Blöcke unterteilt, kann damit beispielsweise fast der gesamte lokale und regionalisierte Hörfunk in Niedersachsen abgebildet werden, rechnet er vor. Hierbei könnten auch Gleichkanalnetze zur Versorgung größerer Gebiete oder bergiger Regionen eingeplant werden, was im UKW-Bereich nicht möglich sei. „Die bundes- und landesweite Digitalisierung des Hörfunks mit DAB+ wird in keinster Weise eingeschränkt, DRM+ ist die lokale und regionale Ergänzung zu DAB+ im Band III“, ist Pagel überzeugt.
„Der Ansatz DRM+ ist interessant und sollte weiterverfolgt werden“, schätzt BCS-Geschäftsführer Utassy ein. Ob das Band III auch geeignet sei, einen weiteren digitalen Standard zu transportieren, werde neben den technischen Aspekten auch die Bereitschaft des Marktes zeigen. „Schon die derzeit geplanten Bedeckungen für DAB+ reichen aus, um alle bisher lizensierten Programme abzubilden, inklusive aller Lokalprogramme“, gibt Utassy zu bedenken.
„Gerade für die Lokalradios bietet DRM+ die wirtschaftlichste Lösung“, plädiert hingegen Detlef Pagel. Durch die Skalierungs-Möglichkeit verschiedenster Parameter könnten etwa Programmanbieter, die nur ein Hörfunkprogramm digital verbreiten wollen, mit sehr geringer Sendeleistung, also kostengünstig, die Versorgung realisieren. Dabei habe der Programmanbieter die Möglichkeit, seinen eigenen Versorgungsbereich unabhängig von anderen Anbietern zu gestalten. „Natürlich können sich auch zwei Programmanbieter einen DRM+ Datenstrom teilen“, so Pagel. Dies sei dann durch die Erhöhung der Nutzdatenrate, ergo der Sendeleistung, möglich.