Die Hörfunklandschaft Nordrhein-Westfalens mit ihrer regionalen Aufteilung und ihren 45 lokalen Radiostationen ist deutschlandweit einmalig. In dieser Einmaligkeit liegt bereits das Grundproblem. Denn schon die Frage, wie diese spezifische Lokalradio-Struktur in einer digitalen Hörfunklandschaft abgebildet werden kann, treibt allen Beteiligten Sorgenfalten auf die Stirn. Um die möglichen Vorgehensweisen bei der Einführung von Digital Radio in NRW auszuloten, hatte die Landesmedienanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) zu einem öffentlichen Konsultationsprozess aufgerufen. Und das ging so: Im Februar wurden 180 standardisierte Fragebögen verschickt, bis Mitte April kamen 90 ausgefüllte Bögen wieder zurück, dazu eine Reihe schriftlicher Stellungnahmen. Es äußerten sich Betriebsgesellschaften und Veranstaltergemeinschaften, der Bürgerfunk, Vermarkter, Verbände und Hörfunkveranstalter, Produzenten und Verleger, ja sogar Radiohörer.
Am 08.05.2008 lud die LfM dann zur öffentlichen Anhörung nach Köln ein, um die Ergebnisse der Befragung vorzustellen und mit den Marktbeteiligten zu diskutieren. Laut Studie halten 83 Prozent der Befragten nach wie vor die Übertragung ihrer Radioprogramme über UKW für erfolgversprechend. 48 Prozent können sich vorstellen, ihr Programm über DAB+ auszustrahlen und 42 Prozent über DMB-Radio - Mehrfachnennungen waren möglich. Knapp 50 Prozent der Befragten würden sich an einer möglichen Ausschreibung für neue Digital Radio - Kapazitäten beteiligen.Diese Ergebnisse stimmten beim ersten Hinhören hoffnungsfroh. Doch schon bei der Gretchenfrage, ob bei den potentiellen Bewerbern auch eine Investitionsbereitschaft vorhanden ist und wie viel Geld sie für die digitale Übertragung ihrer Programme investieren würden, knickten die meisten ein. Gerade einmal 12 der Befragten würden überhaupt zusätzliche Mittel in die digitale Übertragung ihrer Programme investieren. Für 40 Prozent ist eine Finanzierung unklar und 60 Prozent erwarten Fördermittel.
Ein Vertreter des Zeitungsverlegerverbandes brachte es auf den Punkt: Der Verband setze zwar weiterhin auf die Verbreitung regionaler und lokaler Inhalte und sei auch an der Verbreitung der Inhalte über den digitalen Hörfunk interessiert. Doch der Verband, dessen Mitglieder indirekte Beteiligungen an radio NRW halten, sehe einfach keine konkreten Geschäftsmodelle im Bereich des digitalen Hörfunks. Damit sei die Kernfrage, wo nun das Geschäftsmodell liege, für NRW immer noch nicht beantwortet. Ratlose Blicke bei allen Anwesenden!
Diese pessimistische Stimmung im Saal konnte die LfM nicht so stehen lassen und auch ein Vertreter des WDR hielt noch einmal ein flammendes Plädoyer auf die Möglichkeiten des digitalen Hörfunks. Die deutschlandweiten Bemühungen beim digitalen Hörfunk seien aussichtsreich, auf bundesweiter Ebene würde das Thema intensiv diskutiert, fasste Dr. Jürgen Brautmeyer, Stellvertreter des LfM-Direktors, die Situation rund um NRW zusammen. Brautmeier rief dazu auf, dass NRW den Anschluss an die bundesweiten Aktivitäten und die der anderen Bundesländer nicht verpassen dürfe. „Hier kann und muss NRW eine wichtige Rolle spielen. Im Kern, so Brautmeyer, gehe es darum, das Radio als eigenständige Gattung zu erhalten und zukunftstauglich zu machen.