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Location-Betreiber lehnen Überwachung von Handy-Verboten ab

Warum Verbote sowieso nicht helfen

Stephan Lemke, Präsidiumsmitglied EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. Quelle: EVVC Stephan Lemke Präsidiumsmitglied EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. 07.11.2018
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"In der Zwischenzeit gehört es für die meisten Menschen dazu, ihre Erlebnisse auf den sozialen Medien zu teilen" stellt Stephan Lemke. Er ist Präsidiumsmitglied EVVC Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. und Geschäftsführer Stadthalle Braunschweig Betriebsgesellschaft mbH und hält nicht viel von Handy-Verboten bei Konzerten.







Auf der aktuellen Tour von Jack White sind erstmals auch hierzulande spezielle Handy-Hüllen im Einsatz, die Aufnahmen während des Konzertes unterbinden sollen. Wie finden Sie das?
Für uns als Betreiber von Veranstaltungslocations ist es ein oberstes Ziel, unseren Gästen eine unvergessliche Event-Atmosphäre zu bieten, wobei wir natürlich auch mit dem Zeitgeist gehen müssen. Die Begleitung von Live-Veranstaltungen durch Social Media gehört hier bereits lange zum Alltag dazu und für viele Künstler und Veranstalter ist es selbstverständlich, durch Social Media die entsprechende mediale Reichweite zu erzielen.

Die Konzerte von Jack White im Oktober haben in relativ kleinen Locations stattgefunden, wobei uns hier leider keine Erfahrungswerte der Kollegen hinsichtlich der Nutzung von Handy-Hüllen vorliegen. Grundsätzlich kann man jedoch feststellen, dass es bei Konzerten mit 10.000 und mehr Besuchern schon logistisch einen Herausforderung ist, die Handy-Hüllen zu verteilen, ganz abgesehen von den Kosten. Als Betreiber solcher Locations lehnen wir es schon seit Jahren ab, Foto- oder Filmverbote zu überwachen bzw. durchzusetzen, da dies nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand möglich wäre, bei bestuhlten Veranstaltungen andere Gäste stört und bei unbestuhlten Konzerten kaum möglich ist. Sollte sich daher der Künstler gestört fühlen, wenn eine Vielzahl seiner Fans während der Show Aufnahmen machen, liegt es unserer Meinung nach an ihm selbst, auf die Besucher entsprechend einzuwirken.

Könnte es Fans vom Konzert-Besuch abhalten, wenn sie ihre Erlebnisse nicht mehr auf soziale Medien teilen können?
In der Zwischenzeit gehört es für die meisten Menschen dazu, ihre Erlebnisse auf den sozialen Medien zu teilen – und das bezieht sich nicht nur auf den Besuch von Konzerten und Veranstaltungen aller Art. Daher wären Handy-Verbote sicherlich kritisch insbesondere für jüngere Fans, die in dieser Kultur aufgewachsen sind.

Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Künstler, deren (überwiegend ältere) Zielgruppe sicherlich nicht die Nutzung der sozialen Medien in den Vordergrund stellt, sondern eben vielmehr Wert auf das echte, ungestörte Live-Erlebnis legt. Diese Besucher könnten sich wiederum vom verstärkten Handy-Filmen gestört fühlen.

Auf den gängigen Plattformen erzielen private Konzertmitschnitte mitunter große Klickzahlen. Was bedeutet das für Künstler und Veranstalter?
Oft sind private Mitschnitte ehrliche Erlebnisberichte und bei einer guten Performance ist es für den Künstler eine positive Werbung, die sicherlich auch zur Kaufentscheidung einer Eintrittskarte für ein Konzert beitragen kann. Sicherlich können Mitschnitte das echte Liveerlebnis nicht ersetzen und sind daher unserer Meinung nach keine Konkurrenz sondern vielmehr eine Ergänzung des Angebotes, wenngleich uns als Location-Betreiber hier verlässliche Zahlen als Argumentationsgrundlage fehlen.

Einzelne Künstler haben in der Vergangenheit versucht, Mitschnitte von Konzerten direkt im Anschluss an die Fans zu verkaufen – könnten Handyverbote solchen Nischen zum Erfolg verhelfen?
Angaben zu Umsätzen von Livemitschnitte liegen uns nicht vor, und offensichtlich hat sich dieses Format auch nur bedingt durchsetzen können. Bei guten Umsätzen würden auf alle Fälle mehr Künstler auf diese Ertragsquelle setzen.

Grundsätzlich bleibt festzuhalten, dass Verbote in der Regel wenig zielführend sind und Entwicklungen bestenfalls ein wenig aufhalten, aber nicht verhindern können.

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