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Lautstärke ist Lebensretter

Wenn E-Mobilität nicht zu Ende entwickelt wurde

Dr. Michael Haberland, Präsident Mobil in Deutschland e.V. Quelle: Mobil in Deutschland e.V. Dr. Michael Haberland Präsident Mobil in Deutschland e.V. 14.03.2019
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wenn man das Fahrzeug nicht mehr hört, dann ist das eine hochgradige Gefährdung der Verkehrsteilnehmer", konstatiert Dr. Michael Haberland, Präsident des Mobil in Deutschland e.V. Daher begrüßt er Vorschriften für Geräusche bei E-Autos und spricht sich im Detail sogar für schärfere Regeln aus.







Im Sommer tritt eine EU-Verordnung in Kraft, nach der E-Autos sicherheitshalber Geräusche machen sollen – inwieweit sehen Sie den hiesigen Markt auf die neuen Regeln vorbereitet?
Diese Debatte zeigt die Ironie dieser Motorisierung. Mit dem Verbrenner ist Deutschland 125 Jahre super gefahren. Mit dem Diesel und dem Benziner. Und jetzt soll der heilsbringende E-Motor genau diese Geräusche machen, die man eigentlich nicht mehr will? Weil man nur so die Straßen sicher bekommt? In diese Diskussion muss deutlich mehr Sachlichkeit und es bedarf deutlich mehr Fakten und weniger Aufgeregtheit des Moments. Der Markt wird sich dann auch wieder an der Nachfrage orientieren und der Elektromotor wird seine Nische finden. Sicherheit ist dabei aber die oberste Priorität. Und dazu wird man das ändern müssen. Das gilt im Übrigen für alle elektrifizierten Motorisierungen. Nicht nur für das Auto.

In Europa sollen die Geräusche bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h auf E-Autos aufmerksam machen, in den USA sind es 30 km/h. Wie bewerten Sie die EU-Vorgabe im Vergleich?
Ich denke, 20 km/h reichen da nicht aus. Deutsche Städte sind doch Erfinder des Langsamverkehrs. Tempo 30 schießt wie Unkraut aus dem Boden - ob es das braucht oder nicht. Aber vor allem für 30er Zonen in Wohngebieten sollte gelten: Man muss das Auto auch hören. Gerade wenn hier Kinder auf der Straße spielen und die sich eben nicht nur auf die Augen verlassen. Oder ältere Menschen, die vielleicht schlechter sehen und hören, aber eben auch die Straßen überqueren. Daher sollte das mindestens bis 30 km/h gelten wie in den USA, wenn nicht sogar bis 50 km/h. Es wäre wichtig, dass hier nicht wieder halbe Sachen aus der EU kommen wie bei den Grenzwerten der Stickstoffdioxide, die dann jahrelang nur Ärger bereiten.

Die Geräusche sollen mit denen eines Verbrennungsmotors vergleichbar sein, sind aber nicht näher spezifiziert. Droht die große Kakophonie auf der Straße?
Das ist gut möglich. Geräusche könnten zu künstlich sein und lächerlich wirken. Und erfüllen dann natürlich nicht mehr den Zweck. Ein Auto darf sich weder wie ein Singvogel anhören noch wie eine coole Boygroup. Ein E-Auto muss ein Geräusch von sich geben, das gelernt ist und genau diese Erwartung erfüllt. Dementsprechend sollten die Hersteller die Geräusche aus den Verbrennern so nachempfinden und verbauen.

Auf den Straßen fahren zunehmend auch andere E-Fahrzeuge. Welche Regeln sollten für E-Mopeds, -Roller etc. gelten?
Dieselben Regeln natürlich. Je kleiner ein Fahrzeug ist, desto wichtiger ist das. Weil man es noch einfacher übersehen kann. Das sagt im Übrigen schon die Straßenverkehrsordnung seit Jahrzenten. Hier heißt es in §3 Absatz 2a: „Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen … so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.“ Wenn man das Fahrzeug nicht mehr hört, dann ist das eine hochgradige Gefährdung der Verkehrsteilnehmer. Das muss natürlich sofort geändert werden. Im Übrigen sollte das auch für E-Bikes gelten, wo es immer mehr Unfälle mit Fußgängern gibt. Immer mehr Tote und Verletzte sind die Folge. Hier ist leider neue Technologie und Motorisierung zu früh zum Einsatz gekommen. Jetzt muss nachgebessert werden. Und zwar schnell.

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