Herr Langheinrich, wie erwartet hat die KEF den öffentlich-rechtlichen Anstalten die Mittel für DAB stark gekürzt. Ist damit die Zukunft für Radio als eigenständige Mediengattung verspielt?
Thomas Langheinrich: Die ARD und die privaten Radiosender haben sich einvernehmlich zur Digitalisierung des Radios bekannt und sich für eine schnelle Einführung von DAB+/DMB ausgesprochen. Dazu gibt es positive Signale von der Geräteindustrie. Der Markt signalisiert, er sei bereit für die neue Form des Digital Radio. Das heißt, die Rahmenbedingungen stimmen. Wenn die Entscheidung der KEF damit begründet wird, es gäbe noch kein eindeutiges Bekenntnis der privaten Radioveranstalter für einen neuenStart mit DAB+/DMB, so ist das nicht nachvollziehbar. Ich hoffe aber, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist und sich ein vernünftiger Weg finden lässt.
Werden wir bis 2012 einen Stillstand bei der Digitalisierung des Hörfunks erleben? Sehen Sie die Öffentlich-Rechtlichen trotzdem in der Pflicht, oder werden die Privaten das allein zu schultern haben?
Von Stillstand kann im Moment keine Rede sein. Das Ziel 2009 steht nach wie vor. Richtig ist aber: Die ARD muss mit im Boot sein, sonst wird sich Digital Radio am Markt nicht durchsetzen.
Was passiert nun mit den bereits aufgeschalteten DAB-Programmen und mit den regionalen DAB-Sendernetzbetreibern?
Das wird regional sehr unterschiedlich gesehen, was die privaten Veranstalter betrifft. In vielen Bereichen hat man wegen des fehlenden Markterfolges von „DAB alt” die Verbreitung gestoppt. In der Übergangszeit bis zum Neustart müssen sich öffentliche und private Rundfunkveranstalter überlegen, ob sie die Durststrecke durchhalten können. Die KEF hatte kritisiert, dass sich Öffentlich-Rechtliche und Private trotz Aufforderung
durch die KEF nicht auf ein gemeinsames Vorgehen verständigen konnten.
Wie realistisch halten Sie den im vergangenen Jahr angekündigten „Big Bang“ - also den Neustart von Digital Radio im Jahr 2009?
In der Sache sind sich öffentlich-rechtliche und private Veranstalter weitgehend einig. Der Zeitplan ist eng, aber machbar. Es gibt intensive Gespräche mit den Radioveranstaltern über die Umsetzung. Als nächstes steht eine Bedarfsanmeldung durch die zuständigen Landesstellen für die Nutzung der Frequenzen im Band III an. Wenn wir hier konsequent im Dialog mit den Marktteilnehmern vorangehen, besteht nach wie vor die Chance für ein neues digitales Radio.
Die KEF bezweifelt einen Markterfolg für DAB+, der verbesserten Nachfolgetechnologie von DAB, stattdessen soll der terrestrische Hörfunk künftig über DMB, DVB-H und DVB-T ausgestrahlt werden. Ein gangbarer Weg?
Radio über DVB-H kann wohl kaum die Wünsche unserer Veranstalter nach einem vielfältigen regionalen Angebot erfüllen. DAB+ und DMB bieten hier nach Einschätzung unserer Partner in Deutschland - aber übrigens auch beim wichtigen Nachbar Frankreich - viel mehr. Klar ist, der Markterfolg wird davon abhängen, ob der Nutzer für sich einen Mehrwert erkennt. Patentrezepte gibt es auch hier keine. Die Landesmedienanstalten werden alles dafür tun, mit einem regulatorischen Rahmen zu helfen, damit der Markt und damit die Radiohörer entscheiden können, ob das System und das neue Angebot ein Erfolg werden.