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LINKE lehnen staatliches Schnellladenetz ab

Plan wäre genauso absurd wie die Kaufprämie für E-Autos

Thomas Lutze, Bundestagsfraktion DIE LINKE, Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur Quelle: DIE LINKE Thomas Lutze Sprecher Bundestagsfraktion DIE LINKE 25.11.2016
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die Linken im Bund lehnen den staatlichen Aufbau eines Schnellladenetzes ab. "Das wäre eine weitere absurde Subvention im Bereich der Elektromobilität - schon die Kaufprämien für E-Autos sind doch hochgradig unfair", so Thomas Lutze vom Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur bei der Bundestagsfraktion DIE LINKE. Die meisten heutigen Käufer seien wohlhabende, technikaffine Leute, die sich ein Elektroauto als Zweitwagen und technische Spielerei leisten und keine staatliche Subvention brauchen.







Mehrere Autohersteller planen eigene E-Auto-Schnelllade-Stationen. Wie bewerten Sie das?
Beim Thema Ladeinfrastruktur und Elektrofahrzeugen ist es wie mit der sprichwörtlichen Frage nach der Henne und beim Ei: Was braucht es zur Durchsetzung des jeweils anderen zuerst? Lässt sich die Ladeinfrastruktur erst wirtschaftlich betreiben, wenn genügend Elektroautos auf den Straßen unterwegs sind oder ist das Vorhandensein einer flächendeckenden Netzes von Ladestationen Bedingung für den Marktdurchbruch von strombetriebenen Fahrzeugen? Ich glaube, dass der entscheidende Faktor die Alltagstauglichkeit für den Verbraucher ist. Bei Reichweiten von aktuell maximal 400km ist ein dichtes Netz von Schnellladestationen entlang der deutschen Autobahnen Minimalbedingung für die Akzeptanz des Verbrauchers. Von daher ist es absolut zu begrüßen, wenn die Autohersteller an dieser Stelle in Vorlage gehen und in eigener Initiative ein Schnellladenetz auf den Weg bringen. Es sind schließlich die Fahrzeugbauer, die am Ende des Tages Gewinn mit dem Absatz ihrer Elektrofahrzeuge Gewinn erzielen wollen.

Die Stationen sollen den als Standard geltenden CCS-Stecker nutzen. Sehen Sie in Sachen Ladestandard gesetzlichen Regelungsbedarf?
Die Nutzung eines einheitlichen Standards für das Laden von Elektrofahrzeugen ist eine absolute Grundbedingung für den Erfolg von Elektromobilität. Durch die Einigung der Fahrzeughersteller auf den CCS-Stecker dürfte zumindest für Deutschland ein Standard gesetzt sein. Aber vor allem der europäische Gesetzgeber muss diese Entwicklung sehr genau im Auge behalten und bei Bedarf aktiv und werden. Europas Grenzen sind offen und das wird auch von Autofahrerinnen und Autofahrern rege genutzt. Nichts wäre verheerender als eine neue Kleinstaaterei, die dazu führt, dass ich in Zukunft meine Reiserouten durch Europa danach planen muss, wo ich die Batterie meines Autos aufladen kann oder für eine Reise durch drei europäische Länder der halbe Kofferraum mit Adapterkabeln vollgestopft ist.

Verkehrsminister Dobrindt hatte vorgeschlagen, 15.000 Ladestationen zu errichten. Ist das nun noch nötig?
Wie oben beschrieben, wollen die Autobauer mit dem Verkauf ihrer Fahrzeuge Gewinn machen. Deshalb sollten sie auch ihren Beitrag dazu leisten, ein entsprechendes Marktumfeld zu schaffen. Und dazu gehört auch die Ladetechnik. Der staatliche Aufbau eines Schnellladenetzes wäre eine weitere absurde Subvention im Bereich der Elektromobilität. Schon die Kaufprämien für E-Autos sind doch hochgradig unfair: Die meisten heutigen Käufer sind wohlhabende, technikaffine Leute, die sich ein Elektroauto als Zweitwagen und technische Spielerei leisten. Die brauchen einerseits keine staatliche Subvention und andererseits wird ein E-Auto mit akzeptabler Reichweite durch ein paar Tausend Euro Subvention für eine Schichtarbeiterin immer noch nicht finanzierbar. Aus den gleichen Gründen lehne ich eine weitere indirekte Subvention durch den staatlichen Aufbau eines Ladenetzes ab.

Was sollte wer über die bisherigen Initiativen hinaus tun, um für einen flächendeckenden Ausbau des Ladestations-Netzes zu sorgen?
Für den weiteren Aufbau des Ladenetzes ist vor allem anderen ein entscheidender Faktor zu beachten: Die steigende Anzahl der Nutzerinnen und Nutzer. Soll das E-Auto aus seiner heutigen Nische heraus, dann sind landesweit 15.000 Ladestationen bei weitem zu wenig und entspräche gerade einmal ungefähr der Zahl von Tankstellen im Lande. Bedenkt man, dass ein Tankvorgang wenige Minuten, aber ein voller Ladevorgang Stunden in Anspruch nimmt, wäre dies bei weitem zu wenig, wenn die breite Masse elektrisch unterwegs sein soll. Auch muss beim Aufbau des Ladenetzes auch das komplett unterschiedliche Nutzerverhalten eine Rolle spielen. Eine Tankstelle ist idealerweise an einer Ausfallstraße gelegen, dem Nutzer ist das Umfeld weitgehend egal. Der E-Auto-Nutzer möchte und will sein Fahrzeug über Nacht vor der Haustür, vor dem Büro oder in den 30 Minuten, die er beim Einkauf verbringt, laden. Hier können vor allem die Energieversorger mehr leisten und ihr ohnehin vorhandenes Leitungsnetz um Ladestationen erweitern, dort wo sie gebraucht werden: in Wohngebieten, vor Büros und Supermärkten. Schließlich werden sie bei einem Marktdurchbruch der Elektromobilität auch nicht schlecht am Stromtanken verdienen.

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