International agierende deutsche Firmen setzen zunehmend das Unternehmensfernsehen – auch Business- oder Firmen-TV genannt – als leistungsfähiges und vielseitiges Medium der Unternehmenskommunikation ein. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Neben der schnellen, preiswerten und leicht verständlichen Übermittlung komplexer Informationen überzeugt vor allem die gute Kombinierbarkeit mit anderen elektronischen Medien.
So startete Ende August auf www.bmw.tv das neue weltweite IPTV-Angebot von BMW. Seitdem können die Besucher von BMW TV auf „clickable videos“ zugreifen. Über diese ist es möglich, direkt Informationen zum Fahrzeug oder zu anderen Produkten abzurufen. Zudem bietet BMW TV Text- und Videoinhalte zu diversen Themenbereichen, wie Lifestyle und Motorsport. Nach Aussage von Micaela Sandstede, Pressesprecherin Wirtschafts- und Finanzkommunikation der BMW Group, ist das TV Angebot von BMW ein tragendes Element des gesamten Online-Auftritts.
Der Anspruch sei dabei, nachhaltig über BMW zu informieren, und zwar nicht werblich, sondern redaktionell. „Das stärkt unsere Glaubwürdigkeit“, so Sandstede. Besonderen Wert legt der bayerische Automobilhersteller zudem auf eine nutzerorientierte Verknüpfung von Entertainment und Information. Für alle iPhone-Nutzer gibt es zum Beispiel seit kurzem eine Applikation für BMW TV, mit der sich Nutzer die Videos unterwegs ansehen können.
Auch die Volkswagen AG verfolgt das Ziel, neben Sendeformaten, die den eigenen Konzern bewerben, redaktionelle Inhalte im Firmen-TV zu präsentieren. Ursprünglich sollte das Angebot im Sommer dieses Jahres in Deutschland, Österreich, Frankreich und Belgien auf Sendung gehen. Allerdings wurde der Start für unbestimmte Zeit verschoben. Zu den Gründen wollte sich VW nicht äußern.
Auf die Frage, ob Firmen-TV langfristig Nutzer vom klassischen Fernsehen abziehen könnte, erklärt Micaela Sandstede: „Auftrag und Inhalt von BMW TV stehen nicht in Konkurrenz zu klassischen TV-Sendern. Uns geht es darum, die zur Verfügung stehenden Kanäle möglichst gut zu nutzen und zu vernetzen – mit unseren eigenen Websites aber auch mit Plattformen wie YouTube.“
Zur gleichen Fragestellung äußert Sabine Schray von der ZDF-Pressestelle, dass ihre Sendeanstalt die Konkurrenz im Netz nicht fürchte und es bisher keinerlei Berührungspunkte gebe. „Die digitale Welt kennt viele Nischen, von denen ein paar auch richtig groß werden können.“ Viel bedeutender sei für den öffentlich-rechtlichen Sender die Tatsache, dass Firmen-TV möglicherweise Werbegeld vom Fernsehen abziehen werde, was allerdings die kommerziellen Programmveranstalter noch weitaus mehr treffen würde. „Dieses Verhalten kann man schon heute beim Sportartikel- Hersteller Nike sehr deutlich sehen, der das Medium Fernsehen kaum noch für seine Werbung nutzt.“
Auch Petra Fink, Sprecherin ProSiebenSat.1 und Leiterin des Bereichs Kommunikation/PR der German Free TV Holding GmbH, glaubt nicht, dass Firmen-TV vom klassischen Fernsehen langfristig Nutzer abziehen wird, da Fernsehveranstalter die Profis in der Herstellung unterhaltsamer Formate seien. „Daher reagiert die ProSiebenSat.1-Gruppe auch gelassen auf diese Entwicklung, denn wir bieten bereits seit über einem Jahr selbst Web-TV an – mit Fernsehformaten, aber auch eigens für das Web produzierten Inhalten“, so Fink.