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Kommt die Zulassungsquote für E-Autos?

Warum China als Vorbild taugen könnte

Dr. Hans-Martin Huber-Ditzel, Vorsitzender des Vorstandes Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) Quelle: privat Dr. Hans-Martin Huber-Ditzel Vorsitzender des Vorstandes Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) e.V. 08.11.2017
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Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die Netze müssen aus Sicht von bne-Chef Dr. Hans-Martin Huber-Ditzel vor allem intelligenter werden, "damit zukünftig die vielen dezentralen Erzeugungsanlagen und die Ladestellen zur Sicherung der Netzstabilität koordiniert werden können". Man werde nicht von heute auf morgen Millionen von Elektroautos am Netz haben, sondern einen kontinuierlichen Markthochlauf erleben.







Der Ausbau der Elektromobilität in Deutschland ist beschlossene Sache. Welche Bedeutung hat das für Strom- und Energiewirtschaft? 
Für die Branche ist die Kopplung der Sektoren Strom und Mobilität eines der großen Zukunftsthemen. Aus der Energiewende wird erst dann eine richtige Energiewende, wenn wir Strom aus erneuerbaren Energien auch für das Fahren einsetzen. Ohne diesen Schritt wird es nicht gelingen, die in Paris vereinbarten Klimaziele zu erreichen. Für die Branche bieten sich dabei auch viele neue Geschäftsmodelle, etwa für das Laden von Elektroautos oder für die Integration eines Elektroautos in ein dezentrales Versorgungssystem mit einer PV-Anlage. Da wird in naher Zukunft noch viel passieren.

Sind die Netze ausreichend ausgebaut oder braucht es neue Netzstrukturen für die E-Mobilität?
Die Netze müssen vor allem intelligenter werden – sogenannte Smart Grids –, damit zukünftig die vielen dezentralen Erzeugungsanlagen und die Ladestellen zur Sicherung der Netzstabilität koordiniert werden können. Wir werden aber nicht von heute auf morgen plötzlich Millionen von Elektroautos am Netz haben, sondern einen kontinuierlichen Markthochlauf erleben. Natürlich müssen wir die Netze auch partiell verstärken. Aber das passiert ohnehin, wegen des Ausbaus von Sonnen- und Windenergie auf den unteren Netzebenen. Wenn es dann punktuell mal eng wird, ist ein intelligentes Netzmanagement notwendig. Der bne hat dazu mit seinem Flexmarkt ein Konzept vorgelegt. In diesem Konzept werden Anreize für Erzeuger und Verbraucher gegeben, sich so zu verhalten, dass das Netz möglichst nicht überlastet wird. Ein solches Flexibilitätsmanagement brauchen wir in jedem Fall.

Wie steht es um die Sicherstellung von genügend Strom auch bei einer flächendeckenden Verkehrsinfrastruktur auf E-Basis?
Der Strommix in Deutschland besteht heute schon zu rund einem Drittel aus erneuerbaren Energien. Natürlich müssen wir darüber nachdenken, die Ziele für den Ausbau der erneuerbaren Energien anzupassen, wenn grüner Strom auch zum Heizen und Fahren verwandt wird. Ein Teil der Lösung liegt auch hier im intelligenten Management. Heute werden etwa Windanlagen vom Netz genommen, wenn ein Überangebot an Strom besteht. Solche Situationen werden sich häufen, weil eben Sonne und Wind nicht nach der Nachfrage produzieren. Statt den Strom einfach abzuregeln ist es doch effizienter, ihn in Zukunft in Wärmespeicher oder Batterien zu leiten.

Und außerdem haben Elektroautos einen 2-4-mal so hohen Wirkungsgrad wie Autos mit Verbrennungsmotoren und benötigen daher viel weniger Primärenergie.

Welche energiepolitischen Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, damit das Wunschkind E-Mobilität auch in der Praxis funktioniert?
Ein wichtiger Schritt war der Start des Förderprogramms für den Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur in diesem Jahr.  Der wirtschaftliche Betrieb von Ladesäulen wird auch in Zukunft schwierig sein. Er wird am ehesten dort gelingen, wo hohe Ladeleistungen für kurze Ladezeiten sorgen und damit mehr Nutzung ermöglichen. Was wir uns gewünscht hätten, wäre, dass die Förderung auch für den Wohnbereich gilt. Gerade in Häusern mit vielen Parteien ist es noch schwer, etwa Wallboxen zu installieren. Studien zeigen aber, dass die meisten Ladevorgänge Zuhause oder am Arbeitsplatz und nicht im öffentlichen Raum stattfinden. Eine neue Bundesregierung sollte dieses Thema angehen. Und sie sollte sich ernsthaft mit einer Zulassungsquote für alternative Antriebe beschäftigen, wie es sie ja nun ab 2019 in China gibt. Ein solcher Schritt wäre ein klares Signal an die Hersteller, ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet zu intensiveren damit mehr und vor allem auch günstigere E-Modelle auf den Markt zu bringen.

Weiter sollte auch die im Vergleich mit anderen Energieträgern extrem hohe Belastung des Stroms mit Steuern und Abgaben kontinuierlich reduziert werden.

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