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Klare Kampfansage gegen Hasskommentare richtig

Warum das Flüchtlingsthema trotzdem schon bald an Relevanz in den Leitmedien verlieren wird

Hendrik Zörner, Pressesprecher DJV - Deutscher Journalisten-Verband e.V. Quelle: DJV Hendrik Zörner Pressesprecher DJV 30.09.2015
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Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
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Vielerorts bekommen die deutschen Leitmedien keine guten Noten für ihre Flüchtlings-Berichterstattung. Der Vorwurf des Mainstreams macht die Runde. Mit Vehemenz wehrt sich gegen diese Kritik jetzt der Deutsche Journalisten-Verband.







Wie beurteilen Sie die Rolle der Medien in der aktuellen Berichterstattung über Flüchtlinge in Deutschland?
Der Umfang und die Vielseitigkeit der Medienberichterstattung über die Flüchtlinge sind herausragend. Kein anderes politisches Thema der letzten Jahre war von so gravierender Bedeutung für die deutsche Gesellschaft wie dieses. Das spiegelt die Berichterstattung der Journalistinnen und Journalisten in ganzer Breite wider.

Berücksichtigen die Medien beim Flüchtlingsthema aus Ihrer Sicht alle Aspekte in ausgewogenem Verhältnis?
In den Medien werden alle Facetten des Themas beleuchtet. Das Spektrum reicht von Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime über Live-Reportagen aus Ungarn bis zur überwältigend großen Hilfsbereitschaft ehrenamtlicher Helfer in Deutschland. Weder Panikmache noch Blauäugigkeit sind dominierende Tendenzen der Berichterstattung. Vielmehr bemühen sich die Journalisten darum, das Thema in seiner Vielschichtigkeit zu behandeln.

Beim Flüchtlingsthema wird den großen Medien ein Trend zum Mainstream vorgeworfen. Wie sehen Sie das?
Den Trend zum Mainstream kann ich nicht entdecken – es sei denn, Sie würden die klare Kampfansage der Medien gegen Hasskommentare als Mainstream kritisieren. Und Gleichförmigkeit der Berichterstattung sehe ich auch nicht. Die Medien berichten über die Wünsche und Erwartungen der Flüchtlinge ebenso wie über Vorbehalte in Teilen der Bevölkerung oder über Schlägereien in Flüchtlingsheimen. Das ist auch notwendig, um das Thema möglichst umfassend zu schildern.

Welche Rolle spielen sie sogenannten sozialen Netzwerke für die Migrationsbewegungen und die Berichterstattung über dieselben?
Für Fragen zum Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken und Migrationsbewegungen bin ich der falsche Ansprechpartner. Die Wechselwirkung zwischen Facebook/Twitter/Youtube und den Medien läuft beim Flüchtlingsthema nicht anders ab als auch sonst: Journalisten nutzen die sozialen Netzwerke für Recherchen, und die Social Media wiederum verbreiten die Artikel und Sendungen der Medien und sorgen für den Dialog mit den Usern. Das ist nicht mehr neu, aber wegen der Bedeutung des Themas Flüchtlinge hat natürlich der Umfang enorm zugenommen.

Wie wird sich die Berichterstattung in den Medien mit vermutlich steigenden Flüchtlingszahlen künftig entwickeln?
Das ist und bleibt ein Dauerthema, denn viele, wenn nicht gar die meisten der Flüchtlinge des Jahres 2015 werden dauerhaft in Deutschland bleiben. Dem muss die Medienberichterstattung Rechnung tragen. Aber selbstverständlich bleibt es nicht das Thema Nummer eins. Das hat sich bereits gezeigt, als die Volkswagen-Affäre auf die Seite eins in den Zeitungen drängte. Redaktionen beantworten jeden Tag aufs Neue die Frage nach der Relevanz von Themen für die Berichterstattung. Da gibt keinen Stammplatz.

 

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