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Kein KI-Gesetz der Regulatorik wegen

Wie die Telekom die Entwicklung bei der Zukunftstechnologie einschätzt

Manuela Mackert, Chief Compliance Officer der Deutschen Telekom Quelle: Thomas Ollendorf Manuela Mackert Chief Compliance Officer Deutsche Telekom AG 22.01.2019
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Wir haben exzellente Forscher auf dem Gebiet der Robotik und dem Machine Learning und in anderen Bereichen der künstlichen Intelligenz", sagt Manuela Mackert, Chief Compliance Officer der Deutschen Telekom. Deswegen ist sie mit Blick auf die Entwicklung von KI in Deutschland und Europa optimistisch. In Sachen Regulierung plädiert sie für Selbstverpflichtungen.







Mit Milliarden-Förderung sollen Deutschland und Europa in Sachen KI nach vorn kommen. Wie sehen Sie die Chancen dafür?
Der globale Wettlauf um KI ist in vollem Gange. Damit sich dabei nicht nur das Silicon Valley und China gegenüberstehen, muss Europa eine eigene, starke Rolle finden – mit seiner Kultur und seinem Werteverständnis. Im globalen Wettbewerb kommt es darauf an, wer KI-Grundlagen beherrscht und die KI-Schlüsselprodukte baut. Europäische Unternehmen werden in der Welt als vertrauensvolle Partner wahrgenommen. Dies ist die Grundlage, um bei KI mit klaren Prinzipien für eine digitale Ethik die Entwicklung zielgerichtet zu unterstützen und Vertrauen in KI-Technologie zu schaffen.

Ich bin eine Optimistin und denke, die Chancen dafür sind gar nicht so schlecht, wie viele meinen. Wir haben exzellente Forscher auf dem Gebiet der Robotik und dem Machine Learning und in anderen Bereichen der künstlichen Intelligenz. Wir haben eine stabile Wirtschaft mit vielen (Welt-)Marktführern. Und wir haben eine Menge bisher ungenutzter Daten. In der Nutzung dieser Unternehmensdaten z.B. aus dem Bereich der Mobilität oder der Logistik liegt großes Potential. Im Gesundheitsbereich könnte durch die Auswertung von – natürlich anonymisierten – Daten bei der Behandlung von Krankheiten enorm verbessern.

Bundeswirtschaftsminister Altmeier hat ein "Airbus 2.0 für KI" angeregt. Was halten Sie von dieser Idee?
KI ist kein national abgegrenztes Thema, sondern muss im Rahmen der Digitalisierung global betrachtet werden. Gerade, wenn man sich vor Augen hält, dass Deutschland und Europa mit den USA und Asien um die Technologieführerschaft auf dem KI Sektor ringen bzw. versuchen hier sich positionieren zu wollen. Daher betrachte ich die internationale Zusammenarbeit und den gegenseitigen inhaltsgetriebenen Austausch für/ als essentiell, wenn man „KI made in EU“ vorantreiben möchte. Dies muss industrieübergreifend und interdisziplinär erfolgen.

Ein Runder Tisch mit Datenschutzaufsichtsbehörden und Wirtschaftsverbänden soll gemeinsame Leitlinien für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien entwickeln. Ist das die richtige Runde für diese Aufgabe?
Ich beobachte, dass hier sehr viel angestoßen wird. Und das ist gut so. Es gibt eine Reihe von Initiativen und die Enquete-Kommissionen. Auch die Telekom hat bereits einen Beitrag zur Diskussion geliefert. Im Frühjahr letzten Jahres haben wir selbst-bindende Leitlinien zum ethischen Einsatz und Umgang mit KI vorgelegt. So kommt ein breiter Dialog in Gang, der dafür sorgt, dass alle Meinungen gehört und ernst genommen werden.

Es sollte als Ergebnis jedoch kein KI-Gesetz um des Gesetzes bzw. der Regulatorik wegen geschaffen werden. Dieses könnte aufgrund des Querschnittscharakters von KI als ex-ante-Regulierung kaum abschätzbare Nebenwirkungen in viele technologische und wirtschaftliche Bereiche hinein haben.

Stattdessen wünsche ich mir, dass der bestehende Rechtsrahmen aufgrund möglicher neuer Anforderungen – etwa an die Cyber- und Informationssicherheit oder an das Wettbewerbsrecht – weiterentwickelt werden.

Weitere Institutionen oder eines sog. Runden Tisch bedarf es daher nicht. Es wird zu komplex und zu weit weg von der technologischen Dynamik und somit Realität. Wir brauchen ein atmendes System, welches für eine Ermöglichungskultur im Bereich der Innovationen steht. Dieses System muss sich an den europäischen Werten und der Kultur ausrichten. Es geht weit über den Datenschutz und -sicherheit hinaus. Wir sind im Bereich der „digitalen Ethik“. Die muss bereits am Anfang des Technologieprozesses, der Entwicklung, der Umsetzung und der Instandhaltung sowie Weiterentwicklung bzw. Veredelung mitgedacht werden. Dies kann nur durch gelebte Selbstverpflichtungen von Wissenschafts- und Unternehmensallianzen wirkungsvoll erreicht werden.

Außerdem soll ein "Observatorium für KI" die Verbreitung und Auswirkungen von KI beaufsichtigen. Was halten Sie davon?
Aufgrund der zunehmenden Durchdringung von KI und der damit einhergehenden Intensivierung von Mensch-Maschine-Interaktion erfordert die Entwicklung und Anwendung von KI z.B. im Bereich der selbstfahrenden Autos die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards. Derzeit unterliegen in Deutschland die Betreiber klassischer kritischer Infrastrukturen wie z.B. Strom, Wasser, Energie und Telekommunikation entsprechenden bundesstaatlichen Auflagen und der Kontrolle. Ähnliches macht auch für die Entwicklung und Nutzung kritische KI-Anwendungen Sinn.

Darüber hinaus sollten erforderliche KI-Standards mit Wirtschaft, Wissenschaft und den Verbänden entsprechend entwickelt werden. Da kann ich nur auf meine zuvor gemachten Aussagen verweisen.

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