Bei dem rasanten Entwicklungs-Tempo der Fernsehtechnik, die uns gerade erst das hochauflösende HDTV in die Wohnzimmer gebracht hat, lässt der nächste Entwicklungssprung bestimmt nicht lange auf sich warten. Doch wie könnte die Zukunft des Fernsehens konkret aussehen?
Der nächste große Schritt ist sicherlich das dreidimensionale Fernsehen „3D-TV“. Momentan feiert dieser Standard bereits große Erfolge in den internationalen Kinos, erste 3D-Fernsehgeräte werden ebenfalls am Markt angeboten. Allerdings dürfte die Anschaffung eines solchen hochwertigen TV-Gerätes noch wenig sinnvoll sein: Die Fernsehsender bieten einfach noch keine dreidimensional produzierten Programme an. Dafür rechnet Dr. Rainer Hecker, Aufsichtsratsvorsitzender der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik, in Kürze mit „einer Fülle neuer, 3D-tauglicher Produkte – zum Beispiel Spiele, Fotokameras, die Bilder in 3D aufnehmen, oder Camcorder, die bewegte Bilder als 3D-Filme aufzeichnen“.
Solange sich 3D-TV aber noch nicht in den Wohnzimmern durchgesetzt hat, setzen die klassischen Programmveranstalter lieber auf ein ganz anderes Fernseherlebnis: interaktives Fernsehen. Die ProSiebenSat.1-Gruppe nutzt dafür den Open-Source-Standard HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV) und das Unternehmen Google hat „Google TV“ entwickelt. Wie Dr. Jürgen Galler, Leiter der europäischen Produktentwicklung zentraler Bereiche bei Google, erklärt, ist „Google TV eine Plattform für Fernseher und ähnliche Geräte, welche die Zusammenführung von Fernseh- und Internetinhalten unterstützt. Google TV baut – bildlich gesprochen – Brücken zwischen den Inhalten im Fernsehen und den damit verbundenen oder verbindbaren Inhalten des Internets. Eine solche Verknüpfung bringt Möglichkeiten zum Vorschein, die es so bisher nicht gab.“
Google TV und HbbTV kombinieren also in einem Gerät das klassische Fernsehen und das Internet – eine logische Entwicklung. Denn das Internet bietet schon seit langem Bewegtbilder an und die Programmveranstalter stellen immer mehr zusätzliche Informationen auf ihre Webseiten. ProSieben offeriert bereits in verschiedenen Sendungen wie der „Model WG“ Zusatzinformationen via HbbTV. „Nach Wunsch können über die rote Farbtaste auf der Fernbedienung, dem ‚Red Button‘, zum Fernsehbild HbbTV-Inhalte zugeschaltet werden. Dabei läuft das Programm im Hintergrund weiter. Auf dem Bildschirm erscheinen dann zum Beispiel Hintergrundinformationen zur laufenden Sendung“, beschreibt Eun-Kyung Park, Geschäftsführerin der SevenOne Intermedia und übergreifende Verantwortliche für den Bereich HbbTV, die Funktionsweise von Hybrid Broadcast Broadband TV. Google TV betrachtet sie übrigens nicht als direkte Konkurrenz. HbbTV ist Eun-Kyung Park zufolge „die Erweiterung des TV-Angebotes um interaktive Zusatzangebote, während Google TV grob gesprochen eine Suchmaschine für Videoinhalte auf dem Fernseher ist.“
Doch wie stehen Endgeräte-Hersteller zu Google TV und HbbTV? Bereits seit 2008 bietet Samsung hybride TV-Geräte an, die eine selbst entwickelte Lösung verwenden: Internet@TV. Laut Sang-Won Byun, Produkt Management TV bei Samsung, beinhaltet Internet@TV verschiedene Angebote, wie etwa You Tube, Picasa oder Google Maps. Zudem verrät er, dass ein Google-TV bzw. Android-basiertes Angebot für Samsung-TV/AV-Geräte aktuell geprüft wird. Dagegen ist noch ungewiss, wann Zuschauer 3D-TV ohne Shutter-Brille genießen können und erste 3D-Sendungen im deutschen Fernsehen zu sehen sein werden. Denn bislang existiert noch keine marktreife Technologie, die es dem Verbraucher ermöglicht, 3DInhalte ohne Brille anzusehen, konstatiert Sang-Won Byun.