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Kolumne

KEF ist für Industriepolitik nicht zuständig

Felix Kovac, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR)

Felix Kovac, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) Quelle: rt1.media group GmbH 31.10.2007

Es gibt viel Einigkeit unter den Radiomachern: Die Genfer Wellenkonferenz RRC06 hat im sogenannten Band III für den Hörfunk neue Frequenzen gebracht und gleichzeitig kann für das digitale Radio die Datenkomprimierung MPEG-4 benutzt werden, wie man sie vom iPod kennt. Und dann erkennen die Militärs noch, dass ihre Jets nicht vom Himmel fallen, wenn man digitales Radio im Kanal 12 mit mehr Leistung betreibt. Zugegeben, auch die Radiomacher selbst haben gelernt und erkannt, dass das Angebot eines Digital Radios an die Hörer mehr sein muss als eine 1:1-Kopie des UKW-Radios.

Das digitale Radio in der Version 2.0 soll 2009 erstmals bundesweite private Radios über Antenne ermöglichen. Neue landesweite Programme sollen gesendet werden. Und in den Bundesländern, die das medienpolitisch für sich entscheiden, soll es auch neue regionale Angebote geben. Das alles soll auf neuen Frequenzen stattfinden. Und die neue, MPEG-4-Audiocodierung wird platzsparend vielfältige Angebote ermöglichen.

„Big Bang“ nennt das die Branche und blickt auf das Jahr 2009. Die öffentlich-rechtlichen und privaten Radiomacher sind sich einig und haben in einer „Mainzer Erklärung“ diesen Plan bei den Ländern angemeldet, damit die bei der Bundesnetzagentur die Frequenzen reservieren lassen.

Und dann kommt die KEF und macht Industriepolitik.Kein Geld will sie geben. Von den angemeldeten 140 Millionen Euro für die Gebührenperiode ab 2009 erkennt sie nur 15 Millionen Euro für die ARD an. Digitales Radio wolle niemand, weiß die KEF. Oder besser: Sie glaubt es zu wissen.

Letztendlich aber macht sie Industriepolitik und greift in den Wettbewerb der Normen ein. DVB-T oder DVB-H könne Radio doch auch transportieren, hört man aus dem Gremium. Geheim bleibt ja nichts in dieser Branche. Und dann wird kolportiert, der terrestrische Vertriebsweg werde für den Hörfunk in der Zukunft immer weniger interessant angesichts von Kabel und Satellit. Soviel Irrtum war nie in der KEF. Die terrestrische Verbreitung ist für das Radio lebensnotwendig. Ein Blick in die Reichweitenerhebungen belegt das. Und anders als das Antennenfernsehen DVB-T oder das Mobil-TV DVB-H genügt es nicht, Ballungsräume zu versorgen. Radio braucht die Versorgung in der Fläche. In der KEF scheint man die Eigenständigkeit der Gattung Hörfunk nicht zu sehen.

Bliebe es bei der Entscheidung der KEF, müssten die ARD-Anstalten intern klären, ob sie Mittel umschichten und die Digitalisierung des Radios zu Lasten anderer Projekte vorantreiben. Es gibt sicherlich eine ganze Reihe von Projekten, bei denen das Geld schlechter angelegt ist als bei der Fortentwicklung der Gattung Hörfunk. Auf die per Pressemitteilung der ARD gestellte Frage, ob sie auch im Falle des angekündigten KEF-Votums zur Digitalisierung des Hörfunks stehe, antwortete der Vorsitzende Fritz Raff der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) per Mail mit einem schlichten „ja“. Der Big Bang kommt also.

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