Nach dem aktuellen Digitalisierungs-Index holt Sachsen-Anhalt auf. In welchen Bereichen sind Sie mit der Entwicklung schon zufrieden und worauf müssen demnächst die Schwerpunkte gelegt werden?
Zunächst einmal ist es sehr erfreulich, dass wir beim Breitbandausbau deutlich aufholen. Allein zwischen 2017 und 2018 ist die Versorgung der Haushalte mit 50 Mbit/s von rund 50 auf 60 Prozent gestiegen. Laut dem Digitalisierungs-Index weist Sachsen-Anhalt mit Thüringen und Sachsen die höchste Dynamik im Bundesvergleich auf. Digitalisierung ist aber mehr als Breitbandausbau. Die Chancen des digitalen Wandels können wir nur dann nutzen, wenn sich jeder einzelne aufgeschlossen mit dem Wandel beschäftigt. In Sachsen-Anhalt sind mittlerweile vergleichsweise viele Menschen online unterwegs, nutzen soziale Medien, kaufen im Internet ein oder wickeln Anliegen bei Behörden via Internet ab. Gleichwohl bleibt für uns viel zu tun. Wir wollen in den kommenden Jahren mit Hilfe des Bundes und der EU ein flächendeckendes Gigabitnetz aufbauen. Darüber hinaus werden wir die Digitalisierung unserer Unternehmen sowie die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle gezielt fördern. Bereits Ende vergangenen Jahres haben wir das Programm Sachsen-Anhalt Digital mit einem Fördervolumen von 14 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Weil das Interesse an dem Programm recht groß ist, werden wir das Fördervolumen in den kommenden Wochen noch einmal deutlich aufstocken.
Wie kann die Digitalisierung helfen, insbesondere den ländlichen Raum attraktiver zu machen?
Für den ländlichen Raum bietet der digitale Wandel vielfältige Chancen. Unternehmen, die ihre Geschäfte digital abwickeln, sind nicht mehr zwingend auf ortsnahe Autobahn-Anschlüsse angewiesen – ihnen reicht eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Im Gegensatz zu Ballungsräumen bietet der ländliche Raum zudem günstige Gewerbeflächen und Lebenshaltungskosten. Das ist besonders für Start-ups attraktiv. Schon jetzt gibt es vermehrt junge Unternehmer, die aus Ländern wie Bayern und Baden-Württemberg oder auch Berlin zu uns nach Sachsen-Anhalt kommen, weil sie hier günstigere Rahmen- und attraktivere Förderbedingungen vorfinden. Chancen bietet der Wandel für den ländlichen Raum aber auch in anderen Bereichen, etwa mit Blick auf Telemedizin oder intelligente Mobilität.
Nach einer Grundgesetzänderung darf der Bund bei der Digitalisierung an den Schulen helfen. Wie viel Digitalisierung brauchen die Schulen in Sachsen-Anhalt wie schnell?
So viel wie nötig so schnell wie möglich. So viel wie nötig, weil es Aufgabe der Schule und ihrer Lehrkräfte ist, das richtige Maß zu finden beim Einsatz digitaler Lehr- und Lernmittel. So schnell wie möglich, weil die Schulen die Wahlfreiheit jetzt brauchen und nicht erst in zehn Jahren. Deshalb gehe ich davon aus, dass die dem Land Sachsen-Anhalt zur Verfügung stehenden 138 Millionen Euro zügig in den Schulen ankommen. Der „DigitalPakt Schule“ soll dafür genutzt werden, dass möglichst bis 2023 alle Schulen über eine zeitgemäße digitale Mindestausstattung verfügen.
IT-Betriebe klagen gerade hierzulande über fehlende Fachkräfte. Was kann die Politik da tun?
Hier sehe ich zunächst die Unternehmen in der Verantwortung, insbesondere im Hinblick auf die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen. IT-Fachkräfte sind bundesweit knapp, insofern müssen die Unternehmen wettbewerbsfähige Löhne zahlen. Darüber hinaus wird es in den kommenden Jahren darum gehen müssen, mehr junge Leute von einem IT-Studium zu überzeugen. In den vergangenen Jahren gab es mehr Studienplätze als Bewerber in diesem Bereich. Über das Fachkräftezuwanderungsgesetz des Bundes, das im kommenden Jahr in Kraft tritt, könnte es zudem gelingen, mehr ausländische IT-Kräfte zu werben.
Die Digitalisierung sorgt nicht zuletzt in der Medienbranche für erhebliche Umwälzungen. Wie kann das Land die hiesige Medienbranche dabei unterstützen?
Ich beobachte die Entwicklungen in der Medienbranche mit einer gewissen Sorge. Schon seit Jahren wächst der wirtschaftliche Druck auf Verlagshäuser, weil Leser vermehrt auf Print-Produkte verzichten und es bisher nur wenigen Medienhäusern gelingt, elektronische Produkte anzubieten, die sich auch betriebswirtschaftlich rechnen. Nicht selten führt der Konsolidierungsdruck dann zu Qualitätsverlusten und einer Abnahme der Meinungsvielfalt. Gerade in einer Demokratie brauchen wir aber leistungsfähige, qualitativ hochwertige Medien als „vierte Gewalt“. Und angesichts der wachsenden Bedeutung sozialer Netzwerke und der zunehmenden Verbreitung von Falschmeldungen benötigen wir Medienhäuser mehr denn je auch als Anbieter und Multiplikatoren neutraler, objektiv recherchierter Nachrichten. Der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk allein reicht hierfür nicht aus. Antworten auf die Umbrüche in der Medienbranche kann ein Bundesland alleine jedoch nicht liefern. Hier benötigen wir einen branchen- beziehungsweise bundesweiten Diskurs.
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