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Bericht

Hörfunk-Nachwuchs auf neuen Wegen: Studiengang „Online Radio“ gestartet

Journalistenschulen reagieren bisher kaum auf die Digitalisierung des klassischen Radios

Weiterhin wichtig: klassische Radio-Ausbildung im Studio Quelle: Deutsche Journalistenschule (DJS) 30.11.2010

Die nächste Generation der „Digital Natives“ wird ein Radio 2.0 einfordern, bei dem Formen von Interaktion, Partizipation und sozialer Vernetzung unerlässlich sein werden, ist Professor Golo Föllmer sicher. Um die Radiomacher von morgen auf diese Aufgabe vorzubereiten, hat er im Oktober an der Martin-Luther-Universität Halle/Saale einen Masterstudiengang „Online Radio“ gestartet. „Unsere Studierenden verwenden von Anfang an einen erweiterten Radiobegriff“, erklärt der Projektleiter. Das Verhältnis zwischen klassischen Radio-Elementen und Social Media, Prozessjournalismus, digitalen Distributionswegen und neuen Audio-Produkttypen stehe im Fokus der stark projektorientierten Ausbildung. So werde auch der Lernerfolg teilweise per Blog, als Podcast oder Audio-Tweet kontrolliert. „Wir nutzen Plattformen wie ‚1000mikes‘ für Experimente zur Ansprache der Hörer, um Formate auf neue Gebrauchsweisen abzustimmen“, erläutert Föllmer. Durch die Präsenzphasen bei den Praxispartnern MDR Sputnik und Deutsche Welle sei es den Studierenden möglich, Medienverbindungen und Formate experimentell zu erproben, noch bevor diese offiziell eingeführt würden.

Dagegen haben namhafte Journalistenschulen in ihren Lehrplänen bisher kaum auf die fortschreitende Digitalisierung des klassischen Radios reagiert. Zwar finden sich im Curriculum der Deutschen Journalistenschule (DJS) in München praktische Unterrichtseinheiten zum Thema Podcast. „Podcasts produzieren wir für Sponsoren wie die Messe München, den Verband Deutscher Papierfabriken oder für Veranstaltungen wie den Münchner Klimaherbst 2010“, erklärt Ulrich Brenner, Geschäftsführer der DJS. „Auf die Digitalisierung des Radios sind wir bisher nicht mit speziellen Unterrichtseinheiten eingegangen. Dass lineares Hören immer mehr zurückgehen wird, thematisieren unsere Dozenten schon länger“, bilanziert Ulrich Brenner. Den Bezug zur modernen Radio-Praxis sieht er durch die Arbeit seiner Schüler an der hauseigenen „Klartext“-Homepage gewahrt. Dort würden Text und Foto, Ton und Film eine intelligente Symbiose eingehen.

Eine Notwendigkeit für neue Lehrinhalte sieht auch der Leiter der Henri-Nannen-Journalistenschule in Hamburg nicht. „Während unserer dreiwöchigen Audio/Radio-Einheit erläutern wir, welche neuen Ausstrahlungsmöglichkeiten es gibt und welche technischen Voraussetzungen der Produzent eines Beitrags dafür benötigt. Eine pure Lehrveranstaltung von maximal einem halben Tag“, skizziert Andreas Wolfers die Ausbildung. Neue Radio-Leitbilder will er seinen Schülern vorerst nicht vermitteln. Moderne Produktionstechniken und Interaktion im Web würden zwar die Spielflächen des Radiomachers erweitern, „die Güte seiner Arbeit hängt aber nach wie vor von seiner inhaltlichen Kompetenz und Kreativität ab“, befindet Wolfers. Um die Crossmedialität von Radio zu trainieren, würden Radio- und Audio-Produktion – inklusive Schnitt – in einem Seminarblock miteinander verzahnt. Viele der Audio-Beiträge und -Präsentationen seien demnach für multimediale Online-Formate bestimmt.

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