Radioveranstalter suchen derzeit händeringend nach innovativen Mitarbeitern. Denn die Sendechefs bemühen sich verstärkt darum, junge online-affine Zielgruppen für ihre Programme zu gewinnen. Doch dazu brauchen sie Hörfunkjournalisten, die in neue Berufsbilder, wie dem Radio-VJ hineinwachsen. Kristian Kropp, Geschäftsführer RPR1. und bigFM bestätigt: „Heute muss ein Redakteur in Ton, Text, Bild und Bewegtbild denken können. Das ist inzwischen Teil des Grundhandwerks.“
Genau aus diesem Grund bieten Kropps Radiowellen bereits seit dem 1. Januar 2009 eine trimediale journalistische Ausbildung an. „Unsere Volontäre durchlaufen dabei die Stationen Zeitung, Radio und New Media und sind anschließend optimal auf die journalistischen Anforderungen der Zukunft vorbereitet.“ Für Kropp ist dabei Crossmedialität auch in der Ausbildung das Schlüsselwort unserer Zeit.“
Auch an der renommierten Deutschen Journalistenschule sind „Digitalisierung, Einsatz neuer Techniken oder Trimedialität bereits seit geraumer Zeit Bestandteil unserer Kurse und Lehrveranstaltungen“, so deren Leiter Jörg Sadrozinski. Andererseits hält er nichts „von einer singulären Betrachtung eines Ausspielwegs. Denn Journalisten müssen in Zukunft für verschiedene Medien produzieren und brauchen deshalb Fähigkeiten und Fertigkeiten, die in allen Medien wichtig sind: das sind unter anderem Recherchekompetenz, Sicherheit und Gewandtheit in Sprache und Stil oder auch Vermittlungskompetenz.“ Schließlich seien, so Sadrozinski, „mittlerweile ein großer Teil unserer Schüler ‚digital natives‘ und damit längst Teil und Nutzer der neuen medialen Entwicklungen.“ Schon daher hält er in diesem Zusammenhang wenig von einer einseitigen Crossmedialität. „Denn ich glaube, dass es nach wie vor wichtig ist, auf die Besonderheiten des jeweiligen Mediums einzugehen und beispielsweise für den Hörfunk, ‚Bilder im Kopf‘ entstehen zu lassen.“ Skeptisch ist der Leiter der Deutschen Journalistenschule auch was die möglichen neuen Berufsbilder im Hörfunk angeht. „Denn auch in der Vergangenheit sind immer neue Anforderungen an Journalisten gestellt worden (Audio- und Videoschnitt, Selbstfahrer-Studio) ohne dass dadurch neue Berufe entstanden sind. Die Gefahr, die ich bei dieser Entwicklung sehe, ist, dass Journalisten mit zu viel Technik überfrachtet werden und sich nicht in ausreichendem Maß auf Inhalte konzentrieren können – oder keine Zeit mehr für Recherche haben.“
Für Kropp dagegen müssen die jungen Radiomarken, dass „multichannel Spiel“ beherrschen, denn nur dann gehört ihnen die Zukunft. „Dazu gehört auch unsere ‚Multi-Fanpage-Strategie‘ mit bis zu 24 sendereigenen Fanseiten“, so Kropp. Allein die Facebook-Hauptseite bindet derzeit rund 120.000 Fans. „Damit sind wir die klare ‚Social Media Nummer 1‘ der deutschen Radios“, so Kropp. Bewusster Nebeneffekt: die jungen Radiomacher haben eine direkte Feedbackschleife zu ihren Programmaktivitäten und können gleichzeitig ihre Hörer immer stärker in die direkte Programmentwicklung einbeziehen und letztlich nachhaltig an die Marke binden.