Ich lege den Kopf in den Nacken, der warme Wasserstrahl bahnt sich seinen Weg, dann endlich beginnt die wohltuende Kopfmassage. Das schönste am Friseurbesuch. Bis heute. Als der Coiffeur zu Schere und Kamm greift, fummle ich aus meiner Tasche das Samsung P900. Aufklappen, einschalten, Fernsehen gucken – währen die neue Frisur gedeiht. Es ist Freitagmorgen. Auf N24 laufen Nachrichten, Beiträge über Hochwasser in Süddeutschland und der Schweiz. Um mich herum steht plötzlich alles still. Mein Friseur schaut mir begeistert über die Schulter. „Was ist denn das?“ – „Das ist Handy-TV.“ Noch bevor ich ihm den Übertragungsweg, die Vorzüge von DMB und anderer Standards näher bringen kann, holt er Olaf, seinen Kollegen, einen ausgemachten Highend- Technik-Freak. „Wow, man kann ja sogar das Laufband entziffern. Ohne Lupe“, sagt Olaf. Der Mittdreißiger kennt Handy-TV bislang nur in der Theorie, habe wegen der Qualität immer gezögert, sagt er.
Und wieder habe ich einen Mitmenschen vom Fernsehen der Zukunft überzeugt. Ob im Friseursalon, an der Straßenbahnhaltestelle oder vor dem Boarding am Flughafen – Handy-TV kann Wartezeiten nicht nur überbrücken, sondern mit Wissen und Unterhaltung füllen. Einmal kurz den 34x55-Millimeter-Bildschirm (262.144 Farben) drehen und das gestochen scharfe Fernsehprogramm steht einem offen. Zugegebenermaßen könnte die Auswahl in Leipzig mit ARD, ZDF, N24, MTVmusic, Radio bigFM2see und P7S1 Mobile umfangreicher sein. Doch die Mischung macht’s: Information der Öffentlich-Rechtlichen, bewährte Musikqualität von MTV (super Klang!) sowie Comedy und Games des ersten, exklusiv für Handy-TV entwickelten Kanals von ProSiebenSat.1. Nur wer zwischen den Kanälen zappen will, muss sich an „Ladezeiten“ von rund fünf Sekunden gewöhnen. Und wer Ausflüge außerhalb der DMB-Hochburgen wie Leipzig, Berlin oder München macht, sollte sich vorher informieren, ob im Zielgebiet der Dienst verfügbar ist. Hier hilft ein Blick auf die Internetseite von Mobiles Fernsehen Deutschland (www.mfd-tv.de).
So sehr das Unterwegs-Fernsehen am Strand überzeugt, so müßig ist der Fernsehgenuss innerhalb von dick ummauerten Gebäuden, Glaspalästen oder in der Bahn (es sei denn, der Zug steht). Denn wer im ICE von Leipzig nach Berlin reist und sich vielleicht auf eine Etappe der Deutschland-Tour gefreut hat, wird schnell enttäuscht. Immer wieder bricht der Empfang auf Grund von Sendelöchern ab. „Signal zu schwach“, heißt es auf dem Bildschirm. Dabei hält der Akku, was die Beschreibung verspricht. Mit knapp drei Stunden könnte ein ganzes Fußballspiel verfolgt werden, wenn die Männchen nur nicht so klein wären. Und wo ist eigentlich der Ball? Gerade bei Action-Sequenzen fehlt ein Optimierungsmodus für eine flüssige Bildführung.
Nach einer Woche Alltagstest ist das Samsung (124 Gramm) zum festen Begleiter geworden und der Abschied fällt schwer. Mein Fazit: Auch ein Jahr nach dem ersten deutschen Probelauf für Handy-TV zur Fußball-Weltmeisterschaft ist das mobile Mäusekino noch immer ein Hingucker. Spontan zeigen sich Nicht-Seher begeistert von der Qualität, der Brillanz und dem kleinen Preis des Services. Doch das Angebot hat auch Lücken, die es, will es ernst genommen werden, nun zu schließen gilt.