Kompakte Nachrichten immer und überall - die Tagesschau in 100 Sekunden hat es vorgemacht. Eine verpasste Folge von „Germany‘s next Top-Model“ - auch die ist unterwegs empfangbar. Wer unterwegs fernsieht, entwickelt neue Ansprüche für das Medium. Eine Herausforderung für die Veranstalter, die sich mit ihren Angeboten zwar am herkömmlichen Fernsehen orientieren, aber Formate weiterentwickeln müssen, um den Endverbraucher zu erreichen. Ob mit DMB, DVB-H oder anderen Technologiestandards. „Der Kunde reagiert auf Inhalte und nicht auf den Standard“, sagte Dirk Böhm, Kommunikationsleiter von NBC Universal, beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland in Leipzig. Dennoch befürchte er, dass der homo oeconomicus seine Kaufentscheidung für ein Endgerät zurückstellen werde, bis sich ein System durchgesetzt habe. Um dies baldmöglichst Wirklichkeit werden zu lassen, forderte er die Contentanbieter zur Zusammenarbeit auf. „Wichtig ist, dass starke Marken auftreten, daher ist die Kooperation von ARD und ZDF nötig“, meinte er.
Die ARD sieht sich gut aufgestellt und hat mit dem Kurzformat von Deutschlands erfolgreichster Nachrichtensendung vorgelegt. Doch dies bedeutet auch Mehrausgaben durch eine neue Programmierung, wie der Koordinator für den Bereich Digitales Fernsehen, Michael Albrecht, erzählte. Konkret heißt das: kürzer geschnittene Szenen und größere Schriften. „Nicht alles, was auf einem Flatscreen machbar ist, funktioniert auch bei Handy-TV.“ Die Diskussion über eine neue Prime-Time für Mobil-TV, beispielsweise zur morgendlichen und abendlichen Rush-Hour, hält er für verfrüht. Erst müsse das digitale mobile Fernsehen den Markt durchdrungen haben.
Ebenso sieht es Manfred Neumann, Senior Manager Mobile Services SevenOne Intermedia: „Mit der neuen Programmierung stehen wir erst am Anfang. Aber auch die Kunden lernen erst, was mobiles Fernsehen ist.“ Er ist überzeugt, dass spätestens 2013 ein lineares Programm ausgedient habe. Stefan Bielau vom jüngst gestarteten neuen Anbieter „dailyme.tv“ rechnet im gleichen Zeitraum damit, dass sich das Handy als dritter Bildschirm neben Computer und Fernsehen etabliert haben wird. Schon heute bietet er personalisiertes Fernsehen für die Westentasche und das auch überall dort, wo herkömmlicher Empfang bislang tabu war: im Flugzeug oder in der U-Bahn. Jeder kann sich sein Programm individuell aus den großen Marken zusammenstellen und sendezeitunabhängig abrufen. Erste Ergebnisse zeigten, dass auch beim selbst zusammengestellten Fernsehprogramm die Zuschauer auf bekannte Marken vertrauen: das Lifestyle- Magazin „taff“ von ProSieben, die Kompaktnews der Deutschen Welle, Informationen von N24 oder das Wissensmagazin „Galileo“ in Videocast-Form. Die durchschnittliche Nutzungszeit liegt bei zwei Minuten.
„Die Nutzung wächst mit zunehmenden Medieninhalten“, glaubt Henrik Rinnert, Geschäftsführer der Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH. Um dieses euphorische Zukunftsszenario zu gewährleisten, dürfen aber nicht die gleichen Fehler wie bei der Einführung von DMB gemacht werden. „Für DMB gab es keine Unterstützer, weder bei den Endgeräteherstellern noch im Mobilfunkmarkt. Bei den Contentlieferanten gab es Interesse, aber es fehlte die Infrastruktur.“ Seine Prognose: In fünf Jahren gibt es zehn Millionen mobile Bildschirme am Markt.