Anfang 2009 hat die Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten zum Thema Handy-TV eine Sondierungsgruppe zur Auslotung der Interessentenlage eingesetzt. Dabei sollte geprüft werden, ob es neue Modelle gibt, die die Investitionen für die Teilnehmer refinanzieren können. Schon zu dieser Frage liegen die Einschätzungen weit auseinander. Nach Aussage von Thomas Langheinrich, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM), befindet sich die Sondierungsgruppe zwar im permanenten Dialog mit den Marktteilnehmern. Aber er schränkt ein: „Auch wenn es interessierte Unternehmen und auch Investoren gibt, so fehlt bislang ein Gesamtmodell, das alle relevanten Player mittragen.“ Helmut Egenbauer, CEO von Media Broadcast, dem Inhaber der telekommunikations- rechtlichen DVB-H Lizenz, sieht die Situation optimistischer: „Es gibt gegenwärtig einen Investor, der intensiv mit allen Beteiligten zusammenarbeitet, um ein umsetzungsfähiges Geschäftsmodell zu definieren.“
Einigkeit in der Sondierungsgruppe besteht wohl lediglich darüber, dass DVB-H den Kunden auch andere Sendeinhalte bieten muss, als bereits heute über DVB-T und damit mobil per Handy empfangbare. „Ein reines Free-Angebot erscheint auch auf Grund der hohen Verbreitungskosten wenig aussichtsreich“, schätzt Langheinrich ein. „Das heißt, der Kunde benötigt einen Mehrwert, für den er bereit ist, etwas zu bezahlen.“ Zur Finanzierung kündigt Egenbauer an: „Die Preismodelle sehen typischerweise die Bündelung des DVB-H Angebots mit Mobilfunkdiensten vor, teilweise werden Mobile TV-Zusatzpakete angeboten“. Nach seiner Einschätzung besteht Einigkeit im Markt, dass ein Geschäftsmodell nur dann erfolgreich sein kann, wenn es vom Mobilfunk umgesetzt, also aktiv vermarktet wird. Möglicherweise sei es sinnvoll darüber nachzudenken, technisch mehrgleisig zu fahren, um die Verbreitungskosten zu senken, regt Langheinrich an. Also die mobilen Dienste und Inhalte je nach Region via UMTS, DVB-H oder einer anderen mobilen Technologie anzubieten. In Zeiten der wirtschaftlichen Krise würden die Unternehmen erfahrungsgemäß ihre Investitionsbereitschaft zurückschrauben. „Neue Projekte, die möglicherweise erst mittelfristig einen Ertrag erwirtschaften können, werden erst einmal auf Eis gelegt“, so der DLM-Vorsitzende. DVB-H sei darum bei vielen Unternehmen derzeit nicht Prioritätsstufe eins. Zu diesem Punkt befragt, muss Egenbauer die Antwort schuldig bleiben: „Konkrete Einzelheiten über Art und Umfang eines finanziellen Beitrages der Media Broadcast können wir leider nicht kommunizieren, da dies Gegenstand laufender Verhandlungen ist“.
Wenn sich die wirtschaftliche Lage etwas entspannt hat und die Player Kassensturz gemacht haben, dann wird sich spätestens herausstellen, ob es für DVB-H eine Perspektive gibt“, resümiert Langheinrich. Berücksichtige man den Stand der Gespräche und die Vorlaufzeiten eines erneuten medienrechtlichen Ausschreibungsverfahrens, so sei ein Start von DVB-H basiertem Mobile TV in der ersten Jahreshälfte 2010 realistisch möglich, glaubt dagegen Egenbauer: „Wir sind optimistisch, im nächsten Jahr die ersten Signale ‚on air‘ bringen zu können“.