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Große Löcher bei 4G Infrastruktur an den Wasserstraßen

Wie die Binnenschifffahrt digitaler werden kann - und was das bringen würde

Marcel Lohbeck - Geschäftsführer, Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) Quelle: VBW Marcel Lohbeck Geschäftsführer Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW) 07.06.2019
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"Durch die Bereitstellung verbesserter digitaler Informations‐ und Meldesysteme können die Routenplanung verbessert, Wartezeiten und administrative Aufwendungen abgebaut und die Verkehrssicherheit erhöht werden", sagt Marcel Lohbeck vom Verein für europäische Binnenschifffahrt und Wasserstraßen e.V. (VBW). Er nennt weitere Vorteile der Digitalisierung der Binnenschifffahrt und die Voraussetzung: ein schneller digitaler Infrastrukturausbau rund um die Wasserstraßen.







Eine Studie zur Digitalisierung der Binnenschifffahrt fordert eine deutlich intensivere Ausrichtung der Akteure an digitalen Trends - wie groß ist der Nachhol-Bedarf In der Branche?
Die Digitalisierung bietet für das gesamte Verkehrssystem Schiff/Wasserstraße/Häfen immense Chancen. Die langfristige Vision ist, dass Schiffe, Wasserstraßen, Häfen und Logistikpartner mit den anderen Verkehrsträgern intelligent vernetzt sind. Dabei sind verschiedene Aspekte der Digitalisierung zu unterscheiden. Die Digitale Infrastruktur ist die Grundvoraussetzung für alle weiteren Schritte. Durch die Bereitstellung verbesserter digitaler Informations‐ und Meldesysteme können die Routenplanung verbessert, Wartezeiten und administrative Aufwendungen abgebaut und die Verkehrssicherheit erhöht werden. Durch eine stärkere Digitalisierung des Schiffsbetriebes lassen sich Prozesse automatisieren und Personalressourcen optimaler einsetzen. Die Vernetzung moderner Schiffssensorik mit der Infrastruktur und entsprechenden Informationsdiensten erhöht nicht nur die Schiffssicherheit, sondern ermöglicht auch einen umweltfreundlicheren und Treibstoff sparenden Fahrbetrieb. Durch eine stärkere Einbindung der Binnenschifffahrt in digitale Logistikketten werden Abläufe schneller, transparenter und zuverlässiger. Dadurch erhöht sich die Chance, weitere Güter auf das Binnenschiff zu verlagern. Dies gilt vor allem für containerisierte Waren. Die Themen sind allen Akteuren bekannt und werden umgesetzt. Insbesondere dort, wo die Schifffahrt auf öffentliche Unterstützung angewiesen ist, sei es bei der Infrastruktur, der Bereitstellung und Vernetzung von Infrastruktur- und Verkehrs- und Transportdaten sowie der Setzung von Regeln und Standards für „paperless sailing“ ist der Nachholbedarf groß.

Angeregt wird der Aufbau einer Online-Plattform zum (Verkehrs-)Datenaustausch - wer sollte diese zu welchen Bedingungen betreiben?
Die Forderung nach einer derartigen Online-Plattform ist unscharf und womöglich überflüssig, da es bereits entsprechende Projekte auf europäischer Ebene gibt.
RIS‐COMEX ist das größte TEN‐T‐Projekt der EU zur Digitalisierung der Wasserstraßen in Europa mit einem Volumen von rd. 35 Mio. Euro. Deutschland ist an diesem Projekt maßgeblich beteiligt. Im Rahmen von RIS‐COMEX sorgen die an den jeweiligen TEN‐T‐Korridoren beteiligten Wasserstraßenverwaltungen der Mitgliedsstaaten für einen nahtlosen Datenaustausch für Zwecke der Navigation, der Verkehrssteuerung und der Logistikplanung. Zukünftig soll es Nutzern aus der Binnenschifffahrt möglich sein, aktuelle Infrastrukturdaten zur Routenplanung grenzüberschreitend aus einer Hand zu erhalten. Auch der grenzüberschreitende Fluss von Meldedaten ist vorgesehen. Die Wasserstraßenbetreiber werden im Rahmen von RIS‐COMEX Verkehrsdaten austauschen, um eine bessere Verkehrsplanung (z.B. Schleusenplanung) zu ermöglichen. COMEX soll außerdem die Integration der Binnenschifffahrt in digitale Logistikketten verbessern. Der Aufbau der Services soll bis 2021 dauern.

Wie sieht es derzeit mit dem Ausbau der digitalen Infrastruktur entlang der Wasserstraßen aus?
Hier bedarf es einerseits einer stabilen, leistungsfähigen Netzinfrastruktur sowie andererseits entsprechend ausgerüsteter Anlagen, die durch intelligente Verknüpfung und Steuerung zu Verbesserungen des Verkehrsflusses und zur optimalen Ausnutzung der vorhandenen Infrastruktur beitragen können. Hier herrscht großer Nachholbedarf, da die 4G Infrastruktur an den Wasserstraßen aktuell noch große Löcher aufweist. Der im Mai 2019 veröffentlichte Masterplan Binnenschifffahrt des Bundesverkehrsministeriums sieht eine Ausstattung der wichtigsten Wasserstraßen mit 5G Netzen vor. Meint der Bund es mit der Digitalisierung von Schifffahrt und Wasserstraßen ernst, ist eine schnell und bedarfsgerechte Umsetzung notwendig.

Wie sollte die Politik die Binnenschifffahrt bei der Digitalisierung unterstützen?
Die Politik sollte für den Auf- und Ausbau der digitalen Infrastruktur sorgen. Dazu benötigt es Geld und Personal in der Wasserstraßenverwaltung. Die angefangenen Projekte, wie RIS-COMEX sollten zeitnah umgesetzt werden. Ferner sollten die Bundesbehörden durch eine Open-Source-Policy die Möglichkeit schaffen, durch die öffentlichen Hand bereitgestellte Daten und Schnittstellen in die Systeme von Unternehmen integrieren zu können. Fördermittel für automatisiertes bzw. autonomes Fahren und die digitale Vernetzung von Schiffen, Wasserstraßen und Häfen bzw. Kunden wären ebenfalls notwendig, da die Binnenschifffahrt selbst ein kleiner Markt mit geringen eigenen Forschungs- und Entwicklungsressourcen ist.

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