Der Hörfunk der Gegenwart ist in wichtigen Bereichen bereits im digitalen Zeitalter angekommen. Die digitale Aufnahme- und Studiotechnik, die Hörfunkverbreitung über Kabel und Satellit und auch das Internetstreaming weisen aus, in welche Richtung die weitere Entwicklung geht. Und so wirkt es fast wie ein Kuriosum, dass in einer Parallelwelt die analoge Technik fortbesteht, sei es im Modus von UKW oder gar als Mittel- und Langwelle. Von dem dänischen Physiker und Nobelpreisträger Niels Bohr ist die Beobachtung überliefert, wissenschaftliche Meinungen würden sich nicht ändern, sondern erst mit dem Aussterben ihrer Vertreter verschwinden. Für die Einführung des flächendeckenden digitalen Rundfunks, der vor allem UKW ablösen soll, gäbe es deutlich schnellere Wege die zum Ziel führen. Dabei sollte aber außer Frage stehen, dass es bei einem Bestand von (geschätzt) 300 Millionen UKW-Empfängern ohne deutliche Impulse seitens der Medienpolitik sowie der Gerätehersteller zu keiner raschen Ablösung analoger Standards kommen wird. Die Breitbandstrategie der Bundesregierung zeigt, wie ein konsequenter Infrastrukturaufbau aussehen kann. Mindestens genauso wichtig wie der Ausbau schneller Datenautobahnen ist jedoch der Umbau des analogen hin zum digital-terrestrischen Rundfunk. Nur so wird der demokratisch kontrollierte Rundfunk auch in Zukunft weiterhin seine gesetzlich definierte Aufgabe erfüllen können, nämlich eine Grundversorgung mit politischer, wirtschaftlicher und kultureller Information zu gewährleisten: frei zugänglich und überall abzurufen; ohne Extrakosten, Vertragsbindungen oder eingebaute Filter. Dass dies eine mindestens ebenso hohe Priorität genießen muss wie der Aufbau schneller Internetverbindungen im ländlichen Raum, dürfte sich von selbst verstehen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist ein Medium mit klar umrissenen Zielsetzungen und Aufgaben; er dient der Information, Bildung und Unterhaltung aller Bürger, nicht nur der zahlender Abonnenten. Insofern ist er – wie das öffentliche Schwimmbad, die Parkanlage, der ÖPNV oder das Opernhaus – ein meritorisches Gut. Also eine Einrichtung, die dem öffentlichen Wohl verpflichtet ist – und nicht nur partikularen ökonomischen Interessen.
Und so ist die eindringliche Forderung an die Politik zu erheben, für eine Gleichbehandlung aller Netze einzutreten und endlich den digitalterrestrischen Hörfunk als nationale Aufgabe zu begreifen. Die technischen Möglichkeiten sind in Gestalt von DAB+ oder DMB – also erstklassigen digitalen Standards – längst vorhanden. Es gilt also, hier ein Konjunkturpaket zu schnüren, das den öffentlich-rechtlichen sowie den kommerziellen Hörfunkanbietern einen gangbaren Weg in die digitale Zukunft eröffnet.
„Eine Chance haben nur diejenigen, die sich auch auf sie vorbereitet haben.“ Louis Pasteur, von dem dies Wort stammt, formulierte damit nicht weniger als die Grundrezeptur jeglichen Erfolges.