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Geplante KI-Förderung kann nur ein Puzzleteil sein

Was die Deutschen Statups an der KI-Strategie gut finden - und was besser sein könnte

Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Startups Quelle: Bundesverband Deutsche Startups Florian Nöll Vorsitzender Bundesverband Deutsche Startups e.V. 18.01.2019
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Die KI-Strategie mitsamt der Förderzusage über 3 Mrd. Euro bis 2025 stellt gewiss einen Schritt in die richtige Richtung dar", sagt Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Startups. Allerdings wird anderswo viel mehr investiert und zudem bleibt die KI-Strategie der Bundesregierung für Nöll in einigen Punkten erschreckend vage.







Mit Milliarden-Förderung sollen Deutschland und Europa in Sachen KI nach vorn kommen. Wie sehen Sie die Chancen dafür?
Die KI-Strategie mitsamt der Förderzusage über 3 Mrd. Euro bis 2025 stellt gewiss einen Schritt in die richtige Richtung dar. Es ist ein Indiz dafür, dass in der Bundesregierung die Erkenntnis gereift ist, wie immens Bedeutung von Künstlicher Intelligenz für Wirtschaft und Gesellschaft auch hierzulande ist. Nichtsdestotrotz müssen sich die Handelnden im Klaren darüber sein, dass 500 Millionen Euro jährlich nur ein Puzzleteil eines größeren und umfangreicheren Plans sein können. Zum Vergleich: Im vergangenen November war ich auf einer Delegationsreise des Startup-Verbands in China. Dort werden gerade rund 15 Mrd. Euro in KI-Projekte investiert – allein in Shanghai wohlgemerkt.
 
Bundeswirtschaftsminister Altmeier hat ein "Airbus 2.0 für KI" angeregt. Was halten Sie von dieser Idee?
Von solch einem Projekt können Impulse für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz ausgehen, aber ich bin skeptisch. Wichtig wird sein, dass ein solches Projekt, insbesondere aufgrund des bilateralen Charakters, weiterhin agil bleibt. Das kann nicht gelingen, wenn bei der Umsetzung einseitig auf Partner aus der etablierten Industrie zurückgegriffen werden sollte – zu träge waren die Anpassungsmechanismen an neue Technologie dort in der Vergangenheit. Anstelle dessen sollten wir unsere nationalen Innovationstreiber, also die Forschungseinrichtungen und Startups, in ein solches Projekt einbinden. Die Leitplanken dürfen nicht zu eng und die Freiräume für Kreativität müssen groß genug sein, denn im Gegensatz zum Airbus 1.0 stehen wir bei KI noch am Anfang einer technologischen Entwicklung. Und dennoch gilt: Wir haben keine Zeit zu verlieren.
 
Ein Runder Tisch mit Datenschutzaufsichtsbehörden und Wirtschaftsverbänden soll gemeinsame Leitlinien für die Entwicklung und Anwendung von KI-Technologien entwickeln. Ist das die richtige Runde für diese Aufgabe?
Die Begleitung der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz durch einen breiten gesellschaftlichen Diskurs ist begrüßenswert und wird, wenn sie tatsächlich objektiv geführt werden sollte, eine stärkere gesellschaftliche Akzeptanz für die Technologie bringen. Ein Ziel auf diesem Weg wird sein, eine neue Datenpositivität zu entwickeln. Die Chancen, die die Wirtschaft, aber auch jeder einzelne von uns durch die Nutzung von Daten erfahren kann, ist gewaltig. Hier sei bloß einmal der Bereich Digital Health erwähnt, wo durch die flächendeckende Analyse von Gesundheitsdaten schon in naher Zukunft zahlreiche Leben gerettet werden könnten. Es bleibt zu hoffen, dass ein solcher Grundtenor auch an diesem Runden Tisch herrschen wird.

Gleichwohl bin ich skeptisch, wenn dort die gleichen Personen sitzen sollten, die inhaltlich auch für die DSGVO einstehen. Der aktuelle Deutsche Startup Monitor hat gezeigt, dass die Verordnung die Geschäftsmodelle von über 90% unserer Startups beeinflusst und damit ihr innovatives Potential hemmt. Wir müssen stärker als bislang die Chancen betonen, wenn es um den Umgang mit Daten geht. Es ist dabei die Aufgabe der Politik, dies vorzuleben, anstatt innovative Geschäftsmodelle zu gängeln.
 
Außerdem soll ein "Observatorium für KI" die Verbreitung und Auswirkungen von KI beaufsichtigen. Was halten Sie davon?
Die Maßnahme zur Schaffung eines „Observatoriums für KI“ passt inhaltlich gut zur Zielvorgabe, der diese Institutionen dienen soll: „Eine verantwortungsvolle und gemeinwohlorientierte Entwicklung und Nutzung von KI“ sicherzustellen, wie es in der KI-Strategie der Bundesregierung heißt. Nicht nur in diesen Punkten bleibt das Papier erschreckend vage. Ich will nicht in Abrede stellen, dass es wichtig ist, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz zu begleiten. Es ist von Bedeutung für die gesellschaftliche Akzeptanz von KI und damit im Umkehrschluss auch für das wirtschaftliche Potential, dass die Technologie mit sich bringt. Ebenso wichtig ist es aber, dass den vagen Ankündigungen nun rasch konkrete Maßnahmen folgen, die die KI-Strategie mit Leben füllen und dabei ein positives Technologiebild etablieren.

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