Eine Studie zum Paid Content rechnet hoch, dass etwa 6,5 Millionen deutsche Online-Nutzer Inhalte im Internet kaufen – Tendenz steigend. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?
Ich habe mir die Studie etwas genauer angeschaut, interessante Zahlen. Wir verfolgen diesen Markt natürlich auch selbst und haben unsere Zahlen eben erst als Teil unserer umfassenden Analyse der deutschen Internetwirtschaft veröffentlicht. Der Wachstumstrend ist auch bei uns deutlich zu erkennen. Insofern bewerten wir das Ergebnis als valide.
Ergänzend dazu noch ein paar Fakten: Im internationalen Vergleich ist Deutschland bei Akzeptanz und Nutzung führend. Das liegt vor allem an der Nutzung datenintensiver Inhalte. Deren Attraktivität ist aber unmittelbar abhängig von der Qualität der Netz-Infrastruktur. Wer für Paid Content ist, sollte daher immer zuerst an Zugang, Bandbreite, Sicherheit, Verfügbarkeit und Latenz denken. Das wird leider oft vergessen.
Für welche Inhalte ist der Nutzer aus Ihrer Sicht bereit, künftig Geld zu bezahlen?
Gemessen am Umsatz ist das erstens eine Branche, die vielleicht nicht jedem sofort beim Thema digitaler Content einfällt: Gambling mit 1,6 Milliarden Euro Umsatz 2015 und einer erwarteten durchschnittlichen Wachstumsrate von 15 Prozent. Zweitens: E-Publishing mit 1,2 Milliarden Euro Umsatz und ebenfalls 15 Prozent erwartetem Wachstum per annum. Drittens: Gaming mit 700 Millionen Euro Umsatz und 16 Prozent Wachstum. Gemessen am Wachstum sind Musik und Film/Video führend mit 19 Prozent, respektive 37 Prozent durchschnittlichem Wachstum bis 2019.
Derzeit sind laut der Studie Einzelkäufe die wichtigste Kaufoption. Wie können daraus dauerhafte Kundenbeziehung entstehen?
Wie das im Einzelhandel funktioniert, machen die großen Anbieter von Waren und Dienstleistungen vor, wobei auch immer die Anbieter von Bezahlsystemen erwähnt werden sollten. Das sind wenige Unternehmen, deren Namen jeder kennt.
In den Segmenten Gambling und Gaming ist die Konversion fester Bestandteil des Geschäftsmodells, während die Verlage noch nach einer entsprechenden Lösung suchen.
Aber vielleicht erinnern Sie sich noch daran, dass noch vor einigen Jahren die Wahrnehmung eine ganz andere war, nämlich: Wann gibt es endlich akzeptierte und unkomplizierte Lösungen fürs Micropayment? Auf diesem Feld hat die Internetbranche der Kohlenstoffwelt und auch Anbietern digitaler Inhalte viele Sorgen genommen.
Jetzt haben wir diese Micropayment-Kunden und die Unternehmen fragen, wie daraus Abonnenten werden? Ist ja auch legitim, aber wahrscheinlich wird diese Frage nicht von Technikern beantwortet, sondern vom Marketing – beziehungsweise von den Kunden, die solche Beziehungen wollen oder eben auch nicht.
Viele Nutzer kaufen Inhalte auf wenigen Plattformen. Sollten die Medienhäuser auf eigene Plattformen oder lieber auf starke Vertriebspartner setzen?
„Die Medienhäuser“ sind viel zu heterogen, um diese Frage pauschal zu beantworten. Die großen Plattformen zu ignorieren, muss man sich erst einmal erlauben können. Wer es dennoch wagt weiß nicht, ob das dauerhaft tatsächlich zu mehr Eigenständigkeit führt - oder zum Vergessen werden. Andererseits muss natürlich die eigene Marke erkennbar bleiben, sonst werden gestandene Verlage zu einfachen Usern, die billig guten Content liefern. In diesem Spannungsfeld muss jeder Anbieter die zur eigenen Philosophie und zu den eigenen Kunden passende Lösung finden.
Dabei ist es hilfreich, nicht davon auszugehen, welche Ziele die eigenen Stakeholder vorgeben, sondern davon, welche Gewohnheiten und Erwartungen die Zielgruppe mitbringt.
Bei einer Umfrage unter Paid-Content-Profis bei der „International Paid Content Summit“ sagten 52,1 %, dass ihr Bezahlmodell von den Lesern verstanden werde. Welche Bezahlsysteme braucht Paid Content?
Grundsätzlich müssen solche Angebote niedrige Einstiegshürden haben, die Kundenwünsche hinsichtlich Sicherheit und Ease of Use erfüllen und von Anfang an eine maximale Cross-Channel-Fähigkeit mitbringen. Immer wichtiger wird das Thema Mobile Payment.
Bislang kommt am Platzhirsch PayPal mit 20 Millionen Kunden in Deutschland keiner vorbei. Innovative deutsche Anbieter wie Sofort, ClickandBuy oder Giropay halten sich trotzdem am Markt und seit einigen Monaten gibt es mit Pay Direkt auch eine Bezahlmethode, die gemeinsam von vielen deutschen Banken und Sparkassen gegründet wurde. Der Markt bleibt also dynamisch, was sicherlich auch daran liegt, dass mit dem Thema Bezahlen gutes Geld verdient werden kann.
Und dann gibt es noch Bitcoin: Ein typisches Beispiel dafür, wie Internetbasierte Technologie den Sprung in die Kohlenstoffwelt schafft und sich dort anschickt, traditionelle Muster aufzubrechen. In diesem Fall das Geld. Bitcoin ist womöglich ein Game Changer. Wie sich das auf das Geschäftsmodell von Content Anbietern auswirkt, das wäre im Moment weniger Prognose und mehr Prophezeihung.