E-Autos sollen demnächst über Außenlautsprecher Geräusche abgeben – ein Gewinn an Sicherheit oder ein Verlust für die Umwelt?
Das ist definitiv ein Verlust für die Umwelt. In den letzten Jahrzehnten wurde viel Energie darauf verwendet, Autos leiser zu machen. Überall werden Schallschutzwände an Straßen hochgezogen, weil der Lärm stört und krankmacht. Zudem entsteht das Fahrgeräusch eines Autos nicht nur durch den Motor, sondern vor allem durch die Kombination Reifen/Straßenbelag. Auf rauem Asphalt oder Kopfsteinpflaster ist auch bei niedrigen Geschwindigkeiten definitiv kein Zusatzgeräusch nötig.
Damit auch ältere und Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit sie hören, sollen die Geräusche in Frequenzen abgegeben werden, die besonders gut wahrnehmbar sind – die dadurch aber auch besonders aufdringlich klingen. Wie bewerten Sie das?
Man muss sich überlegen, in welchen Bereichen sich diese Gruppen und die Fahrzeuge überhaupt treffen können. Das sind vor allem Innenstädte, Wohngebiete oder Parkplätze. Gerade in Innenstädten muss man darüber nachdenken, die gesamte Mobilität abseits des Autos zu denken und damit die Gefahren für ältere und Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit durch eine Reduktion des Verkehres einzudämmen. Wohngebiete können verkehrsberuhigt werden und werden auch dadurch sicherer.
Derzeit sind E-Auto vor allem bei niedrigen Geschwindigkeiten beinahe lautlos – sollten im Falle eines Falles bereits zugelassene Autos nachgerüstet werden? Messungen haben ergeben, dass bestimmte Benzin-Autos ebenfalls sehr leise sind – wie sollen solche Wagen behandelt werden?
Erstens sollten bereits zugelassene E-Autos nicht nachgerüstet werden. Heute sind auch viele Autos mit Verbrennungsmotoren bereits so leise, dass das Abrollgeräusch auf der Straße lauter ist als der Motor. Daher muss man sich überlegen, ob nicht für bestimmte Bereiche - vor Schulen, Krankenhäusern, Seniorenheimen, Innenstädte usw. - spezielle Straßenbeläge gewählt werden, die ein minimales Abrollgeräusch garantieren. Zudem ist entscheidend, dass den schwächeren Verkehrsteilnehmern dort, wo sie mit Autos in Berührung kommen, Priorität eingeräumt wird: also mehr Fußgängerzonen, Fahrradstraßen und Verkehrsberuhigung. Das schützt Fußgänger, Radfahrer oder ältere und Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit besser als ein für alle anderen unangenehmen Geräusche.