In Deutschland wurde in den letzten Wochen heftig spekuliert, welche mobilen TV-Angebote es zur Fußball-EM (07. bis 29.06.2008) geben wird. Ende April hat die „Mobiles Fernsehen Deutschland GmbH“ (MFD) angekündigt, ihren Handy-TV-Dienst „watcha“ einzustellen. Man sehe keine kommerzielle Perspektive für den DMB-Standard in Deutschland, wurde das Unternehmen in den Medien zitiert. Für den Fan bleiben damit drei Alternativen, um die EM auf dem Handy zu verfolgen: der für mobile Endgeräte optimierte DVB-H-Standard, die UMTSAngebote der einzelnen Mobilfunkanbieter sowie das „Überallfernsehen“ DVB-T.
Im Mittelpunkt der Diskussion steht derzeit DVB-H. Nachdem sich die Landesmedienanstalten Anfang 2008 auf die Frequenzvergabe an Mobile 3.0 geeinigt hatten, schien die EM als Startzeitpunkt gesetzt. Nun deutet allesauf einen „Softlaunch“ hin. Hinter diesem von Henrik Rinnert, Geschäftsführer der an Mobile 3.0 beteiligten MFD, auf dem Medientreffpunkt Mitteldeutschland geprägten Begriff verbirgt sich die Einführung in vier deutschen Städten ohne große Marketing-Begleitung. „Die Zeit für einen großen kommerziellen Start ist viel zu knapp“, so Rinnert. Bis zum 7. Mai seien erst fünf Lizenzen von den Landesmedienanstalten freigegeben worden. Nach Auskunft eines Mobile 3.0-Sprechers soll das Sendenetz jedoch bis Ende 2008 auf alle 16 Landeshauptstädte ausgebaut werden. Gesichert ist zur Fußball-EM hingegen der mobile Empfang via DVB-T - sofern der Nutzer über ein entsprechendes Endgerät verfügt und die EM in einem Gebiet verfolgt, in dem das DVB-T Signal stark genug ist. ARD und ZDF, Inhaber der Live-Übertragungsrechte in Deutschland, sind in allen DVB-T-Gebieten zu empfangen. Verschiedene Mobilfunk-Unternehmenbietenseit kurzem DVB-T-Handys in Verbindung mit ihren Verträgen an. Keine Live-Übertragung, aber zeitversetzte Spielberichte und EM-Sondersendungen erwarten den deutschen Fan zudem über UMTS. Im benachbarten Österreich bemüht man sich ebenfalls um Handy-TV zur EM. Nach einigem Hin und Her bei der Lizenzvergabe scheint gesichert, dass alle Spielstädte mit DVB-H versorgt werden. Ein Konsortium aus MEDIA BROADCAST und den beiden Mobilfunkern „One“ und „3“ hat den Zuschlag für den DVB-HBetrieb erhalten. „MEDIA BROADCAST wirdzum Start der Euro 2008 die Spielstädte Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt entsprechend den Planungen mit DVB-H versorgen. Unsere Aufbauleistungen sind soweit fortgeschritten, dass wir pünktlich in Österreich einschalten können“, teilte ein Sprecher von Anzeige MEDIA BROADCAST mit.
Neben dem DVB-H-Angebot stehen Mobilfunk-Kunden in Österreich zur EM bis zu 37 TV und Radiokanäle über UMTS zur Verfügung.Auch die Schweizer schwören sich im Vorfeld der EM auf das mobile Fernsehen ein. Unter dem Namen „Bluewin TV mobile“ bietet die Swisscom Handy-TV über DVB-H an. Abgedeckt sind Basel, Bern, Genf, Lausanne und Zürich. 44% der Eidgenossen können so mit DVB-H versorgt werden. 20 Sender sind über den Standard zu empfangen - zehn weitere über das UMTS-Angebot der Swisscom.