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Für eine verlässliche und langfristige Finanzierung der Digitalisierung in der Pflege

Wie digitale Helfer und Datenwirtschaft eine Branche moderner machen können

Sebastian Zilch - Geschäftsführer Bundesverband Gesundheits-IT – bvitg Quelle: bvitg Sebastian Zilch Geschäftsführer Bundesverband Gesundheits-IT - bvitg 04.05.2021
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Dipl.- Journ. Nikola Marquardt
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"Die Digitalisierung wird nur erfolgreich sein, wenn sie die notwendige Akzeptanz erreicht, deshalb müssen alle Beteiligten durchgehend eingebunden werden", sagt bvitg-Geschäftsführer Sebastian Zilch. Nach einem Investitionsstau sieht er nun andere Probleme in der Branche. In Sachen Qualifizierung hat er einen konkreten Vorschlag.







Telemedizinische Angebote und sogenannte digitale Helfer sollen verstärkt in der Pflege eingesetzt werden. Wo liegen die wichtigsten Vorteile digitaler Tools in der Pflege?
Viele Vorteile des Einsatzes solcher Angebote in der Pflege sind bekannt aus dem medizinischen Bereich. Deshalb ist es erfreulich, dass endlich auch in der Pflege das Potenzial der Telemedizin besser erschlossen werden soll.

Grundsätzlich zu nennen sind beispielsweise die tendenziell kürzeren Wege für Pflegebedürftige und Pflegende gleichermaßen, insbesondere in dünn besiedelten ländlichen Regionen. Gleiches gilt für die häufig geringeren Wartezeiten und das gerade in Coronazeiten sehr relevante Minimieren des Infektionsrisikos durch die Beschränkung physischer Kontakte.

Daneben ermöglicht die Telepflege auch ganz neue Arten der Versorgung und kann Pflegebedürftige in ihrem Alltag begleiten, ohne diesen unverhältnismäßig zu dominieren. So kann damit z. B. deutlich einfacher der Behandlungsfortschritt bei chronischen Wunden beurteilt und dokumentiert werden sowie mit anderen Akteuren wie Ärztinnen und Ärzten oder Hilfsmittelanbietern geteilt werden.

Durch die damit einhergehende Anerkennung der Schlüsselrolle von Pflegenden im Behandlungsprozess kann die Telepflege zudem einen wichtigen Beitrag zur Modernisierung des Berufsbildes und zur Stärkung des professionellen Selbstbewusstseins der Pflege leisten.

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Die Verarbeitung der Gesundheitsdaten soll effizienter und dabei sicher erfolgen. Wie bewerten Sie die geplanten Regeln diesbezüglich?
Grundsätzlich befürworten wir es, dass mehr Möglichkeiten für die Nutzung von Gesundheitsdaten geschaffen wurden. Schließlich wäre es unethisch, verfügbare Informationen nicht zu nutzen und somit eine bessere Versorgung zu ermöglichen. Allerdings bleiben noch Fragen ungeklärt.

So sind DiGAs weiterhin nur auf die niedrigen Risikoklassen I und IIa beschränkt, was viele nutzenstiftende Softwareprodukte von der Erstattung prinzipiell ausschließt. Auf diese Weise sind Anwendungen, die sich auf Künstliche Intelligenz stützen, prinzipiell von der Versorgung abgeschnitten. Ebenso ungelöst bleibt das Problem des fehlenden Datenzugangs für die forschende Industrie, die immerhin rund zwei Drittel der Forschungsvorhaben trägt. Wir hätten uns hier ein klares Bekenntnis gewünscht: zu mehr Mehrwerte für Patientinnen und Patienten sowie zum Wirtschaftsstandort Deutschland.

Digitale Tools können langfristig Geld sparen, verursachen aber häufig zunächst Kosten für die Implementierung. Wie lassen sich diese finanzieren?
Investitionen in die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung sind über Jahre nur spärlich getätigt worden. Der daraus resultierende Rückstand schafft tatsächlich eine große Herausforderung.

Die Fehler sind dabei zuweilen tief im System verwurzelt, wie das Beispiel Krankenhäuser sehr gut zeigt: Dort kommen die Bundesländer ihren Investitionsverpflichtungen unzureichend nach, wodurch sich ein beachtlicher Investitionsstau bei Digitalprojekten gebildet hat. Mit dem Krankenhauszukunftsgesetz wurde nun der Bund aktiv. Rund 4,3 Milliarden Euro sollen in die Digitalisierung der Krankenhauslandschaft investiert werden. In diesem Fall ist viel Geld da, aber es wird ein Kraftakt mit den verfügbaren Fachkräften die vielen Projekte umzusetzen.

Insgesamt muss die Finanzierung der Digitalisierung finanziell auf eine verlässliche und vor allem langfristige Basis gestellt werden. Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen sowie alle weiteren Leistungserbringer dürfen nicht auf sich allein gestellt bleiben. Dies gilt analog für Folgeaufwendungen wie Betriebs- oder Personalkosten. Solange hier Unklarheit herrscht, scheuen viele Akteure vor Investitionen in die technologischen Grundlagen zurück.

Die digitale Transformation erfordert auch Know-how bei den Beschäftigten. Was muss für diesbezüglich bei der Aus- und Weiterbildung geschehen?
Die Digitalisierung wird nur erfolgreich sein, wenn sie die notwendige Akzeptanz erreicht, deshalb müssen alle Beteiligten durchgehend eingebunden werden. Genau hierfür sind digitale Kompetenzen die grundlegende Voraussetzung. Deshalb müssen diese deutlich stärker in die Ausbildungscurricula integriert sowie durch regelmäßige Fort- und Weiterbildungen auf dem aktuellen Stand und präsent gehalten werden. Digitale Lehr- und Lernmethoden sollten bei all diesen Maßnahmen konsequent mitgedacht werden.

Darüber hinaus müssen wir womöglich auch über ganz neue Tätigkeitsprofile und Berufsbilder nachdenken und diese fördern. Das Bündnis „Digitalisierung in der Pflege“, welches wir gemeinsam mit weiteren Verbänden aus dem Gesundheits- und Sozialwesen gegründet haben, schlägt beispielsweise das Berufsbild eines „Pflege-Digital-Begleiters“ vor, der als unterstützender Vermittler zwischen Pflegenden und IT auftreten kann.

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