Mit der Digitalen Agenda hat die Bundesregierung einen ambitionierten Fahrplan für die digitalisierte Gesellschaft aufgestellt. Um für die kommenden Aufgaben gerüstet zu sein, hat die Digitale Agenda den Breitbandausbau als Kernziel formuliert: flächendeckende Hochgeschwindigkeitsnetze für die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. Wie und vor allem wann dieses Ziel erreicht werden kann, darüber sprach Dr. Joachim Huber (DER TAGESSPIEGEL) mit Vertretern aus Medien und Wirtschaft am Dienstag im Rahmen des Medientreffpunkt Mitteldeutschland.
In seinem Eingangsreferat skizzierte Dr. Joachim Bühler (Mitglied der Geschäftsleitung BITKOM) die Umrisse einer digitalen Revolution, die so gut wie jede Wertschöpfungskette umkrempeln wird. Betroffen seien die großen Kernindustrien genauso, wie der Handwerker um die Ecke, die größte Herausforderung liege in der rasanten Verkürzung der Innovationszyklen. Die deutsche Wirtschaft stehe diesen Veränderungen aber erschreckend unvorbereitet gegenüber, nur 40% der deutschen Unternehmen würden über eine digitale Strategie verfügen, so Bühler weiter. Vor diesem Hintergrund müsse eine digitale Agenda die „Rückgewinnung der digitalen Souveränität“ zum Ziel haben.
Auch Dr. Mark Speich (Geschäftsführer Vodafone Institut für Gesellschaft und Kommunikation) betonte die besonderen Herausforderungen, die sich durch die digitale Transformation ergeben. Gerade für kleine Unternehmen sei es wichtig, sich der veränderten Dynamik bewusst zu werden, genauso müssten aber auch die Bildungssysteme die Veränderungen adaptieren und in ihre Lehrpläne integrieren. Nach wie vor sei Deutschland in der mobilen Breitbandtechnologie führend, so Speich weiter, hier bestehe „die Chance, einen Standard prägend zu gestalten“.
Tatsächlich ist der flächendeckende Ausbau der digitalen Infrastruktur durch die mobile Breitbandversorgung, darüber sind sich alle Diskutanten einig, ein wesentlicher Schritt auf dem Weg in die digitale Zukunft. So betonte Dr. Michael Rombach (Produktionsdirektor des Norddeutschen Rundfunks), dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten sehr an einem Ausbau im ländlichen Raum interessiert seien. Allerdings müsse man „auch die technischen Realitäten anerkennen“, denn die Voraussetzung für den Ausbau ist die Räumung des 700-Mhz-Frequenzbands, das derzeit noch von DVB-T belegt ist. Rombach machte deutlich, dass eine Weiternutzung des 700-Mhz-Bands bis 2019 geplant sei, davor sei die Ablösung durch den neuen Standard DVB-T2 in Kombination mit dem Kompressionsverfahren HEVC unrealistisch: Erst 2016 würden die ersten Empfangsgeräte für den Endkunden in den Markt eingeführt werden, so dass der Prozess der Umstellung auch nicht durch finanzielle Zuwendungen beschleunigt werden könne. Die Kosten für die Umstellung würden sich nach bisherigem Planungsstand auf etwa 20 Mio. Euro belaufen, diese dürften allerdings nicht den Beitragszahlern auferlegt werden, so Rombach weiter, hier sei die Politik gefragt.