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Fintech-CEO fordert standardisierte Schnittstellen

Wie die neue EU-Zahlungsdienste-Richtlinie neue Chancen eröffnet

Moritz Thiele, Gründer & CEO Finanzcheck.de Quelle: Andreas Rehmann Moritz Thiele Gründer & CEO Finanzcheck.de 08.02.2018
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Uwe Schimunek
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info
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"Nur bei standardisierten Schnittstellen haben Drittanbieter wirklich eine Chance dem Kunden Mehrwertdienste anzubieten", betont Moritz Thiele, Gründer & CEO Finanzcheck.de. Das TÜV-geprüfte Online-Angebot ist nach Unternehmensangaben das führende, unabhängige Online-Vergleichsportal für Ratenkredite und private Finanzprodukte.







Im Rahmen der Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2 können Verbraucher Drittanbietern Zugriff auf wesentliche Kontodaten gewähren schaffen die Regeln tatsächlich mehr Freiheit, oder sind sie nur der nächste Schritt auf dem Weg zum gläsernen Verbraucher?
Ich bezweifle, dass der Begriff des gläsernen Verbrauchers hier angebracht ist und würde ihn eher als den mündigen Bürger bezeichnen wollen, für den der Gesetzgeber mit der PSD2 mehr Transparenz geschaffen hat. Denn was PSD2 im Kern fördern möchte, ist Sicherheit, Innovation und Chancengleichheit. Nicht nur für Banken und die sogenannten Third Party Provider, sondern ebenso für deren Kunden. Freiheit gewinnt der mündige Bürger dann, wenn er selber entscheiden kann, wer wie auf seine Daten zugreift und er zusätzlich davon profitieren kann, dass Produkte und Services entstehen, die ihm das Leben vereinfachen es im Idealfall sogar bereichern.

Dies geschieht bei Finanzcheck.de, wenn wir zur Bestimmung der Bonität eines Kunden mit dessen Einwilligung einmalig auf seine Kontodaten zugreifen. Der Kunde hat die volle Kontrolle, seine Daten sind sicher und der Prozess vom Kreditvergleich zum Geld auf dem Konto wird enorm verkürzt. Wir sprechen hier von einer Stunde im Vergleich zu bis zu zwei Wochen, bis das Geld beim Kunden ist.

Uneinigkeit gibt es noch über die technischen Schnittstellen. Wie sollten diese aus Ihrer Sicht gestaltet werden?
Zunächst muss man wissen, dass eine der wesentlichsten Änderungen, die durch die PSD2 auf die EU-Staaten zukommt für Deutschland im Grunde gar nicht neu ist. Bereits seit Ende der 90er ist es über den HBCI bzw. FinTSStandard für Drittdienste möglich, im Auftrag des Kunden auf Kontobewegungen zuzugreifen und sogar Zahlungen auszulösen. Die weitestgehende Standardisierung wird zukünftig auch weiterhin der Weg zum Erfolg sein. Nur bei standardisierten Schnittstellen haben Drittanbieter wirklich eine Chance dem Kunden Mehrwertdienste anzubieten.

Die Richtlinie sieht auch strengere Sicherheitsregeln etwa für Kartenzahlungen im Netz vor – wie bewerten Sie diese Vorschriften?
Das ist für Finanzcheck.de erstmal nicht relevant, weil wir aktuell nicht im Bereich der Zahlungsauslösediensten aktiv sind, sondern technisch nur als Nutzer in die Kategorie der Kontoinformationsdienste fallen. Generell, halte ich Regulierungen, die zum Wohle und zum Schutz der Verbraucher eingeführt werden für sinnvoll, solange sie ihnen auch einen spürbaren Nutzen bringen. Ich denke diese Sicherheitsregeln sollen Kunden vor Betrug schützen, was ich positiv finde. Regulierungssucht und Bürokratie aber, sind lästig und hemmen Innovation.

Was sollte aus Ihrer Sicht künftig beim digitalen Zahlungsverkehr regulatorisch noch getan werden?
PSD2 bietet jetzt erstmal vielen, gerade auch Fintechs, neue Möglichkeiten und ist eine gute Chance endlich im hochregulierten Finanzsektor mitzumischen. Es ist nicht mit Gewissheit absehbar, wohin sich die Märkte weiterentwickeln und ich bin eher ein Freund davon, Brücken erst zu überschreiten, wenn man vor ihnen steht. Ein Blick in meine Zauberkugel lässt mich aber stark vermuten, dass wir zum Beispiel im Sektor der Sprachassistenten Regulierungen brauchen werden. Wir sind nicht mehr weit von einer Zukunft entfernt, in der wir über Alexa unseren nächsten Kredit mit einem Satz beantragen werden. Dann öffnen sich ganz neue Fenster, die es zu schützen gilt.

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