Ziel europaweiter Verbände wie EBU, Digital Europe und World DMB Forum ist es, Entwicklungen im Radio- und Fernsehbereich voranzutreiben und zu standardisieren. So ist es den 75 Mitgliedern der EBU gelungen, einheitliche Standards für digitale Radioempfänger festzulegen und sich auf einen Standard für digitales, multimediales Radio zu einigen (DMB). Während Europa sprichwörtlich zum Überholen ansetzt, scheint in Deutschland der föderale Motor aber zu stottern.
Kelly Griffiths, Projektleiterin beim World DMB Forum, bilanziert rückblickend, dass in Deutschland mehrere Gründe die Umsetzung der bereits vor zehn Jahren formulierten Digitalradio-Strategie verzögert hätten. „Kritisch war vor allem das Fehlen eines leistungsstarken nationalen Sendernetzes und das Fehlen von ausreichenden Frequenzressourcen für große öffentlich-rechtliche und kleine private Rundfunkanbieter.“ Trotz des hohen Engagements von Rundfunkanstalten in einigen Bundesländern, vor allem in Bayern, hätte der Mangel an kostengünstigen DAB-Empfängern für einen Massenmarkt kontraproduktiv gewirkt, meint Griffiths. „Durch das Fehlen von neuen, ausschließlich digital verbreiteten Programmen und einer einheitlichen Einführungsstrategie in allen Bundesländern, gab es für die Hörer nur wenig Anreize, auf die Digitalradio-Technik umzusteigen.“
Die Zukunft von Digital Radio in Deutschland sieht Griffiths dennoch sehr positiv: „Die Hörer werden aus einem reichhaltigen Angebot von 30 bis 40 nationalen, regionalen und lokalen Rundfunkprogrammen in hoher Qualität mit zusätzlichen multimedialen Elementen wie Slideshow und anderen Datendiensten wählen können.“ Das Übertragungssystem sei auch in der Lage, zusätzliche Videodienste über DMB zu übertragen, wann immer dies in der Zukunft gewünscht werden sollte. „Private Rundfunkunternehmen haben heute erstmals die Gelegenheit, neue nationale Radiomarken zu starten“, so Griffiths. Mit heute verfügbaren Digitalradio-Geräten zu einem Preis von weniger als 25 Euro seien die Aussichten für digitales Radio so gut wie noch nie zuvor.
Als nächste Schritte im Hinblick auf einen einheitlichen europäischen Digitalradio-Markt kündigt die Projektleiterin an: „WorldDMB arbeitet mit Digital Europe und der EBU zusammen, um die Empfängerprofile im Detail den Rundfunkunternehmen, der Industrie und den Regulierungsinstitutionen zu erläutern.“ Das schließe wichtige Partner wie die Autoindustrie ein, die wohl am meisten von einem europaweiten Digitalradio-Standard profitieren werde. „Mit dem digitalen Hörfunk wurde die Möglichkeit geschaffen, lokale und regionale Verkehrsmeldungen live zu übertragen und Navigationsdaten aktuell in das Auto zu bringen. Dieser Dienst wird von der Spitze Norwegens bis zum Fuß von Italien möglich sein“, erläutert Howard.