Am 10. August haben Thüringer Landesmedienanstalt (TLM), Antenne Thüringen, LandesWelle Thüringen und der MDR eine Fachtagung zu Fragen der Entwicklung des Mediums Radio veranstaltet. Im Congress-Center der Messe Erfurt setzte die TLM somit die im Juni 2009 begonnene Diskussion über die Zukunftsfähigkeit des Radios fort. Jochen Fasco, Direktor der TLM, erklärte in seiner Begrüßung: „Das Radio ist in der Vergangenheit mehr als einmal tot gesagt worden, den Machern ist es jedoch immer wieder gelungen, die Programme auf die jeweiligen Bedürfnisse der Hörer einzustellen und so die Erfolgsgeschichte des Radios fortzuschreiben.“ Während im vergangenen Jahr die technischen Fragen im Mittelpunkt standen, ginge es diesmal vor allem um die Programme und inhaltlichen Aspekte.
Das erste Forum des Tages war daher der Frage gewidmet, mit welchen neuen Inhalten, Formaten und Innovationen die erfolgreichen UKW-Programme von heute ihre Position in der zunehmend non-linearen Medienwelt der nächsten Jahre halten können. Im zweiten Teil der Tagung blickten die Teilnehmer dann noch etwas weiter in die Zukunft und diskutierten neue Verbreitungs- und Verwertungsmöglichkeiten für Radioinhalte im Internet. Hörfunkexperten aus Deutschland, Österreich und Luxemburg waren sich darüber einig, dass das Radio vor großen Herausforderungen steht, jedoch beste Voraussetzungen hat, sich in der Gunst der Hörer zu behaupten. Doch während viele Radiomacher in den letzten Jahren mit großer Euphorie auf`s Internet geschaut haben, äußerten sich mehrere Veranstalter jetzt auffallend zurückhaltend.
So erklärte Lars Gerdau, Geschäftsführer der LandesWelle Thüringen: „Wir sehen das Ganze heute sehr viel differenzierter als vor einem Jahr: Zum einen ist es sehr teuer, viele Programme zu streamen und zum anderen haben wir auch nicht den Anspruch, immer die Ersten sein zu wollen.“ Dr. Klaus Goldhammer, Geschäftsführer der Goldmedia Consulting & Research, berichtete darüber, dass die Zahl der Webradio-Stationen in Deutschland inzwischen auf 2.700 angestiegen ist. Auch sei eine Zunahme der mobilen Nutzung sowie eine hohe Akzeptanz von Radio-Apps zu beobachten. Er machte aber auch deutlich, dass die Nutzung der Webradios – gemessen an den Steigerungsraten bei Bandbreiten und Sendern – bislang nur sehr langsam wächst.
Matthias Gehler, Hörfunkchef von MDR 1 Radio Thüringen schlussfolgerte: „Jetzt schon vollständig auf die neuen Verbreitungswege umstellen, ginge an unserer Zielgruppe vorbei.“ Weil den Hörern die Technik letztlich egal sei, müssten die Sender versuchen, ihre klassischen UKW-Programme vital zu halten und gleichzeitig die Chancen der neuen Verbreitungs- und Verwertungswege im Rahmen des finanziell Möglichen auszuprobieren und zu nutzen.
Deutlich wurde aber auch, dass die Schlagkraft und das Geld des Radios nach wie vor aus UKW kommen. Im Internet sei dagegen für regional aufgestellte Radiosender auf absehbare Zeit kein Geld zu verdienen. Den Werbekunden gehe es darum, Masse zu erreichen. Im Netz würden die ganz großen Zugriffszahlen jedoch gerade nicht von regionalen, sondern eher von nationalen und internationalen Marken generiert.