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Interview

Einführung von HDTV: ZDF sieht private Pay-TV-Pläne kritisch

Dr. Andreas Bereczky, Produktionsdirektor des ZDF Quelle: Carmen Sauerbrei/ZDF 31.07.2009

 

 

Meinungsbarometer: Herr Dr. Bereczky, was wird den Zuschauern bei den HDTV-Showcases inhaltlich geboten und wer kann die Übertragungen empfangen?    

Dr. Bereczky: Inhaltlich entspricht „ZDF HD“ dem ZDF-Hauptprogramm. Der Unterschied liegt in der technischen Qualität. Mit „ZDF HD“ wird in den Wohnzimmern unserer Zuschauer eine völlig neue Dimension des Fernsehens Einzug halten – in einer bisher unbekannten Bild- und Tonqualität. Eine Verschlüsselung wird es bei „ZDF HD“ nicht geben. Was die Zuschauer für den Empfang hochauflösender Programme benötigen, ist die entsprechende technische Ausrüstung. Also ein HD-fähiges Flachdisplay, entweder mit eingebautem HD-Empfangsteil oder mit zusätzlicher HD-Set-Top-Box. Als Übertragungsweg werden wir auf jeden Fall den Satelliten nutzen. Den Kabelnetzbetreibern haben wir unser hochauflösendes Signal angeboten und sie ermuntert, es in ihre Netze einzuspeisen. Hier liegt die Entscheidung nun bei der Kabelindustrie.

Wie kommentieren Sie die Bemühungen privater Sender, HDTV als Bezahlfernsehen einzuführen? 

Nach den gescheiterten Versuchen der vergangenen Jahre, die digitalen Programme in Standardauflösung auf dem Satelliten zu verschlüsseln und den jüngsten Plänen, auch über DVB-T in den Regionen Stuttgart und Leipzig zu verschlüsseln, kommt die Einführung einer verschlüsselten HD-Satellitenplattform durch einige Private nicht überraschend. Letztlich sind aber die wenigsten Zuschauer bereit, für Programme, die voller Werbung stecken, auch noch zu zahlen. Ein weiteres Hemmnis für die Akzeptanz dieser HD-Plattform sehen wir im Ausschluss der „Early Adopter“: Heute befinden sich weit über eine Million HD-Empfangsgeräte in deutschen Haushalten. Diese Geräte werden nach jetzigem Kenntnisstand die verschlüsselten Signale nicht empfangen können. Das heißt, die Haushalte, die mit der Anschaffung ihrer HD-Empfangsgeräte in „Vorleistung“ gegangen sind, werden dafür nun bestraft.

Wie beurteilen Sie den Entwicklungsstand von HDTV in Deutschland im Vergleich zum europäischen Ausland?    

In einigen Ländern Europas gibt es schon seit zwei bis drei Jahren mehrere HDTV-Sender. In anderen – wie in Deutschland – sind 2009 und 2010 die Jahre, in denen das hochauflösende Fernsehen Fahrt aufnimmt. Was das Thema HD angeht, befindet sich Deutschland also im europäischen Mittelfeld. In anderen Bereichen, wie dem online-basierten Abruffernsehen, gehören wir – und hier meine ich besonders das ZDF – zu den Vorreitern.

Im Juni erhielt der Mobilfunk die Rundfunkfrequenzen 790-862 Megahertz zugesprochen, um dort Breitbandinternet auf dem Lande zu ermöglichen. Sehen Sie die Entwicklungsmöglichkeiten von HDTV dadurch ernstlich bedroht?      

Diese Entscheidung war für die Entwicklungsmöglichkeiten des terrestrischen Rundfunks ein herber Rückschlag. Zumal sich die Frequenzen nur bedingt für die angestrebte Versorgung des ländlichen Raumes mit Breitband-Internet eignen. Außerdem bieten konkurrierende Lösungen wie der Zwei-Wege-Satellit schon heute flächendeckend bis zu 2 Mbit/s. Durch die nun realisierte weitere Verknappung der Frequenzen wird die Einführung der ressourcenhungrigen HD-Technologie in der Terrestrik leider nicht einfacher. 

Wie sieht der HDTV-Fahrplan des ZDF nach dem Start in den Regelbetrieb ab Februar 2010 aus? 

Wir werden weiter an der Umrüstung unserer technischen Infrastruktur arbeiten und so sukzessive alle Studios, Ü-Wagen, Schnittplätze und ähnliches auf HD-Technik umrüsten. Dieser Prozess wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Entsprechend dieser Umrüstung werden wir nach und nach immer mehr Programme in „echtem“ HDTV produzieren und ausstrahlen können – der Anteil an „hochkonvertierten“ Inhalten wird deutlich sinken. Die Simulcast-Phase von digitalem Standard- und HDTV wird sicherlich über viele Jahre hinweg notwendig sein. Jetzt ist es erst einmal wichtig, den analogen Switch-Off mit allen Marktbeteiligten abzustimmen – schließlich dauert der analog-digitale Simulcast bereits über 12 Jahre.

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