Bei der Einführung von Digital Radio auf Länderebene geht es unterschiedlich schnell voran.
In Sachsen wurde die landesweite Ausschreibung am 12. März beendet. In Thüringen lief die Bewerbungsfrist am 12. April aus. Für Sachsen-Anhalt reicht die Frist bis 5. Mai. Allerdings sind für Sachsen und Thüringen keine Bewerbungen von Hörfunkveranstaltern eingegangen. In beiden Ländern gab es nur einen Bewerber. Media Broadcast hat sich um den Betrieb einer Datendienstplattform beworben.
Trotzdem äußert sich der Geschäftsführer der Sächsischen Landesmedienanstalt, Martin Deitenbeck, verhalten optimistisch: „50 Prozent der zur Verfügung stehenden landesweiten Bedeckung werde vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk genutzt. Sofern der private Rundfunk kein Interesse hat, kann ich mir hier auch eine höhere Quote vorstellen.“ Im Übrigen könne man überlegen, ob man dem Netzbetreiber die Funktion eines Plattformbetreibers zubilligt und ihm damit die Möglichkeit gibt, selbst potenzielle Veranstalter zu akquirieren. „Ich bin jedenfalls zuversichtlich, dass wir in Mitteldeutschland 2011 parallel zum nationalen Start auf Sendung gehen können“, so Deitenbeck.
Vorreiter unter den Bundesländern ist weiterhin Bayern mit seinem gemischten Digital Radio-Netz 12D. Dort senden der öffentlichrechtliche Bayerische Rundfunk und private Veranstalter wie „Rock Antenne“ und „Radio Galaxy“ im Standard DAB. Bisher ist der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) für private Veranstalter bereits eine Kapazität von 256 CU (Capacity Units) zugeordnet. Der Bayerische Rundfunk (BR) nutzt derzeit 558 CU im 12D für seine DABProgramme. Der BR werde seine Kapazitäten Schritt für Schritt räumen, weil er seit Anfang April im Kanal 11D ein eigenes Ensemble aufbaut, fasst BLM-Präsident Prof. Wolf-Dieter Ring den aktuellen Stand zusammen. „Nach derzeitigen Planungen werden der BLM ab Beginn des kommenden Jahres weitere Kapazitäten von 154 CU auf dem landesweiten DAB-Block 12D zur Verfügung stehen. Eine Ausschreibung ist noch für 2010 geplant“, kündigt Ring an. In weiteren Bundesländern bestehen unterschiedlich gut ausgebaute Digital Radio-Netze. So gibt es Regionen, in denen zum Jahreswechsel Sendeanlagen aus wirtschaftlichen Gründen abgeschaltet wurden.
Wie die Einführung von Digital Radio auf nationaler und Länderebene synchronisiert wird, erklärt der Vorsitzende der ARD-Hörfunkkommission, Bernhard Hermann. Zunächst müssten sich Bewerber um nationale Frequenzen mit Media Broadcast über ein entsprechendes Startszenario verständigen. Für die landesweiten Bedeckungen würden sich dann die Landesrundfunkanstalten, die eigene Sendernetze besitzen, um die Netzträgerschaft bewerben. „Wie diese Netze konkret aussehen werden, wird sicher mit den interessierten kommerziellen Radioanbietern abgestimmt“, so Hermann. Gleiches gelte auch für das Zusammenspiel mit den nationalen Programmen: „Das Ganze macht nur Sinn, wenn zum Start alle verfügbaren Digital Radio-Programme in den gleichen Gebieten und mit der gleichen Qualität verbreitet werden.“ Für die Bedarfsanmeldung der ARD-Rundfunkanstalten kündigt Hermann daher an, „dass alle heutigen UKW-Programme und die jetzt schon über DAB angebotenen Programme in diese Anmeldung eingehen werden.“