Sie laufen über Straßen, sitzen blind hinterm Steuer oder verhindern Rettungsarbeiten. Der sogenannte Swombie ist auf Deutschlands Straßen auf dem Vormarsch. Wie groß schätzen Sie das Gefahrenpotential durch übermäßige Smartphone-Nutzung tatsächlich ein?
Leider gibt es dazu noch keine offiziellen Zahlen, denn die Handynutzung ist noch kein Punkt in den polizeilichen Unfallprotokollen. Aber: die Gefahr ist groß, denn bereits ein Sekundenblick aufs Smartphone bedeutet im Auto bei Tempo 50 14 Meter Blindflug. Umgekehrt als Fußgänger ist die Gefahr noch größer, denn eine Knautschzone haben wir Menschen nicht. Viele Verkehrsteilnehmer unterschätzen die Gefahr durch die Smartphoneablenkung. Das zeigt u.a. auch unsere Untersuchung. Stichprobenartige haben wir an 302 Stellen in Deutschland nachgeschaut, wie sich Fußgänger verhalten. Das Ergebnis: Von 108.846 gezählten erwachsenen Fußgängern an Ampeln und Querungen wurden 15,2 Prozent durch die Nutzung des Smartphones vom Verkehr abgelenkt. Bei den Jugendlichen waren es sogar 25,6 Prozent.
Welche Empfehlungen geben Sie als Verkehrsclub, in Bezug auf eine korrekte Nutzung von Smartphones im Straßenverkehr?
Wer aktiv am Straßenverkehr teilnimmt, ob als Fußgänger, Autofahrer oder Radfahrer, der legt das Handy beiseite und nutzt es für diese Zeit nicht! Vor allem Erwachsene sollten hier Vorbild sein und Kinder und Jugendliche aufklären sowie sensibilisieren – z.B. im Elternhaus, in den Fahrschulen, usw.
Nur wer unbedingt während der Fahrt erreichbar sein muss, der installiert eine Freisprecheinrichtung. Dabei gilt es darauf zu achten, dass diese zu keiner Zeit die Sicht behindert und jederzeit leicht erreichbar ist. Auf dem Fahrrad heißt die praktische Lösung Bluetooth-Anlage mit Headset.
Gleichzeitig sind digitale Dienste auf dem Smartphone auch sicherheitsbefördernd etwa wenn sie fest im Auto installiert auf Gefahrenpotentiale (Staus, Unfälle) hinweisen. Was können die Autohersteller tun, damit das Smartphones ein fester und sicherer Teil des Autos wird?
Sicherheitsfördernd wäre, wenn die Dienste der sozialen Medien auf dem Smartphone mit Beginn einer Fahrt gesperrt würden und nur noch die Nutzung sicherheitsrelevanter Apps, wie Navigation oder Baustelleninformationen möglich blieben.
Sollte der Gesetzgeber bis dahin den Missbrauch von Smartphones im Straßenverkehr stärker ahnden?
Ja. Analog zum Nichtanlegen des Gurts im Auto. Appelle haben damals in den Siebzigern auch nicht zum Erfolg geführt. Erst die Einführung eines Bußgeldes, mit einhergehender Kontrolle, zeigte Wirkung und die Anlegequote ging deutlich nach oben. Genau diese verstärkte Kontrolle brauchen wir auch bezüglich des Smartphones im Straßenverkehr. Denn letztlich gefährden die Nutzer des Handys nicht nur sich selber, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer.