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Ein Forscherleben für die Digitalisierung des Fernsehens

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers - Der Technologie-Experte der KEF

Prof. Dr.-Ing. Ulrich Reimers Quelle: 31.12.2007

Wenn es um die Zukunft von DVB-H und DVB-T geht, fällt immer wieder ein Name: Ulrich Reimers, Pionier des digitalen Fernsehens und Vordenker der Elektrotechnik. Der habilitierte Ingenieur des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig ist ein Tausendsassa. Und das über Jahrzehnte hinweg. Als Professor analysiert er Entwicklung und Zukunftschancen des digitalen Fernsehens und beleuchtet auch die derzeit heftig umstrittenen Fragen der Standardisierung. Als Mitglied der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten, kurz KEF, hat er zudem maßgeblich Einfluss auf den künftigen Weg der Digitalisierung von ARD, ZDF und Co.
Er selbst sagt über sich: „Alles, was mit der Entwicklung der DVB-Systeme, also auch für Mobile TV und das Digitale Fernsehen zu tun hat, geschieht unter meiner Leitung – das ist eine Aufgabe, die weltweite Auswirkungen hat.“ Übertrieben ist das nicht, denn der 55-Jährige sitzt in allen dafür wichtigen Gremien. Erst im Januar 2007 wurde er zum 1st Vice President der Consumer Electronics Society (CES) des IEEE gewählt. Knapp ein Jahr zuvor wurde er in die „Hall of Fame“ der International Electrotechnical Commission (IEC) gewählt. In der „Ruhmeshalle“ der Dachorganisation aller Normungsinstitutionen auf dem Gebiet der Elektrotechnik steht er damit auf einer Stufe mit MP3-Erfinder Professor Karlheinz Brandenburg. Nicht zu vergessen das Verdienstkreuz 1. Klasse des Niedersächsischen Verdienstordens (2000). Kein Wunder, vertritt Reimers das Land Niedersachsen doch schon seit 1994 in der KEF – unabhängig vom gerade wehenden politischen Parteiwind. Reimers arbeitet in der Arbeitsgruppe 4, die sich unter anderem mit Sachaufwendungen und Investitionen befasst.
Seine Zwischenbilanz nach 13 Jahren KEF-Engagement: „Es ist furchtbar viel Arbeit, aber immer wieder Quelle neuer Erfolge.“ Die Motivation seiner Mitarbeit in dem 16-köpfigen, per Definition unabhängigem Gremium erklärt er dementsprechend: „Es ist für mich vor allen Dingen eine Verpflichtung als Bürger, dem die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wichtig ist. Aus eigener Erfahrung in den USA weiß ich, wie sehr ich dort ein solches System vermisst habe.“ Wie kaum ein anderer ist Reimers ein Kenner der Materie. Sein Wort hat Gewicht in Wissenschaft und Praxis. „Wir haben den Durchbruch im Digitalen Rundfunk erreicht, außer im Bereich des Hörfunks. Hier sind wir im deutschen Markt in einer schwierigen Situation, für die wir noch keine wirkliche Lösung bieten können“, sagt er angesprochen auf die aktuelle Situation. Er verweist auf Erfolge wie den Durchbruch bei Fernsehen und Multimediadiensten: „Hier sind wir mit Ausnahme der Kabelnetze dabei, die analoge Technologie noch vor Ende dieses Jahrzehnts endgültig zu verabschieden.“
Und wie sieht es im Hörfunksektor aus? „Beim Hörfunk gibt es das analoge Medium UKW, an dem niemand rüttelt. Deswegen ist der Umstieg von analog auf digital bei gleichzeitiger oder auch nur mittelfristiger Aufgabe des analogen Systems nicht absehbar“, muss Reimers eingestehen. Dass derzeit rund 3,7 Millionen Haushalte Hörfunk digital oder über Satellit „in einer Bombenqualität und mit gigantischer Programmauswahl“ empfangen, scheint nebensächlich. Den Vorwurf, die KEF mache mit ihrer DAB-Mittelkürzung Technologiepolitik, weist Reimers zurück. Der Markt sei mit DAB nicht erreichbar, behauptet er und fordert ein komplettes Umdenken und einen Neustart. Kernfrage sei, wie die Digitalisierung des terrestrischen Hörfunks in Deutschland überhaupt zu stemmen sei. Um die verwendete Technologie, so der DVB-Verfechter, gehe es erst in zweiter Linie. Zuerst müssten die Rahmenbedingungen für einen Neustart der Digitalisierung geschaffen werden. „Die primäre Problematik ist: Wie können die Hersteller motiviert werden, sich zu engagieren? Und wie können die Kunden motiviert werden, mitzugehen?“ Eine Patentlösung fürs Radio hat Reimers aber derzeit auch nicht in petto oder geht angesichts des heiklen Themas damit nicht an die Öffentlichkeit. „Jetzt wissen wir immerhin: Der bislang eingeschlagene Weg ist ein Misserfolg gewesen. Wenn wir es jetzt ein zweites Mal probieren, müssen wir uns eine kluge Strategie überlegen. Sonst bleibt der terrestrische Hörfunk analog.“

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