Die EU-Kommission hat den Vorschlag der European Broadcasting Union (EBU), den analogen UKW-Hörfunk auslaufen zu lassen, mit großem Interesse zur Kenntnis genommen. Wie ein Sprecher der Behörde dem Meinungsbarometer Digitaler Rundfunk sagte, sollte gerade das Radio als wichtiger Teil der europäischen Kulturlandschaft und unverzichtbares Informationsmedium bei der Digitalisierung eine Vorreiterrolle spielen. Nach Aussagen der EU-Kommission gibt es derzeit einen regen Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedstaaten in den Fachausschüssen für Rundfunk und Frequenzpolitik. Diskutiert würden dort Fragen nach der Zukunft des UKW-Rundfunks und welche Übertragungsstandards für digitalen terrestrischen Hörfunk künftig verwendet werden sollten. In diesem Zusammenhang gebe es derzeit aber noch keinen Konsens darüber, ob es überhaupt notwendig ist, regulatorisch auf EU-Ebene tätig zu werden, so der Sprecher der EU-Kommission abschließend.
Als Zusammenschluss von derzeit 74 Rundfunkanstalten aus 56 Staaten hatte die EBU der EU-Kommission zwei Techniken vorgeschlagen, um das analoge UKW-Band außer Betrieb zu nehmen. Für die landesweite Versorgung mit Radioinhalten favorisiert der europäische Verbund die bereits vielerorts etablierte DAB+ Technologie. Die kleinen Lokalsender sollen laut Empfehlung der EBU dagegen über den DRM+ Standard verbreitet werden, da dieser für sie kostengünstiger sei.
Der Vorstoß der EBU basiert in erster Linie auf der Idee des Euro-Chips, der jedes künftig produzierte Radiomodell für Digitalradio fit machen soll. Im Vergleich zur ersten Empfehlung im Jahr 2012 hat die EBU in ihrer neuen Empfehlung die Techniken DRM+ und die hybride Internetanbindung hinzugefügt, nachdem es unter anderem vom deutschen Privatfunkverbank VPRT Kritik an der fehlenden Technikneutralität des einheitlichen Chips für künftige Radiomodelle gab.
Da die EBU allerdings über keine Kompetenz verfügt, verbindliche Beschlüsse auf europäischer Ebene zu fassen, sondern lediglich unverbindliche Empfehlungen aussprechen kann, bleibt die Frage, ob und wann Brüssel regulatorisch tätig werden wird. Zumal die europäischen Vorgaben anschließend noch in nationale Gesetze umgesetzt werden müssten. Noch ist allerdings die Bereitschaft zur UKW-Abschaltung auch in den meisten EU-Mitgliedsstaaten sehr unterschiedlich. Während Norwegen das analoge UKW-Band bereits im Jahr 2017 abschalten will, haben andere Länder wie Österreich den digital-terrestrischen Hörfunk noch nicht einmal eingeführt. Auch in Deutschland wurden alle UKW-Abschalttermine wieder aus den Gesetzesvorlagen gestrichen.