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E-Autos können Netzstabilität erhöhen

Netzgigant kündigt Pilotprojekte gegen Frequenzschwankungen an

Urban Keussen (Vorsitzender der Geschäftsführung, TenneT TSO GmbH Quelle: TenneT TSO GmbH Urban Keussen Vorsitzender der Geschäftsführung TenneT TSO 04.12.2017
INITIATOR DIESER FACHDEBATTE
Alexander Hiller
Redakteur
Meinungsbarometer.info
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Die TenneT TSO betreibt in Deutschland mit 1003 Mitarbeitern ein Höchstspannungsnetz mit einer Gesamtlänge von rund 11.000 Kilometern und deckt damit 40 Prozent der Fläche in Deutschland ab. Jetzt kündigt Urban Keussen, Vorsitzender der Geschäftsführung, TenneT TSO, in der Debatte auf Meinungsbarometer.info an, in künftigen Pilotprojekten ausloten zu wollen, "welche Möglichkeiten es gibt, die Flexibilitäten zu nutzen, die die Elektromobilität zur Verfügung stellen wird. So könne ggf. Regelleistung aus einem Pool von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung gestellt werden, um Frequenzschwankungen im Netz auszugleichen.







Der Ausbau der Elektromobilität in Deutschland ist beschlossene Sache. Welche Bedeutung hat das für Strom- und Energiewirtschaft?
Mehr Elektromobilität bedeutet zum Einen eine steigende Stromnachfrage vor allem in den städtischen und stadtnahen Regionen. Daran muss die Netzinfrastruktur angepasst werden, um den Strom in die Ladezentren zu leiten. Aber darüber hinaus eröffnen sich mit der Elektromobilität auch neue Flexibilitäten, die wir nutzen können und müssen, um das Stromsystem zu stabilisieren.

Sind die Netze ausreichend ausgebaut oder braucht es neue Netzstrukturen für die E-Mobilität?
Die Stromnetze sind gerade im Umbruch, um für die Aufgaben der Energiewende gerüstet zu sein. Sie müssen an die Erfordernisse der neuen Energiewelt mit teils dezentraler, teils verbrauchsferner Erzeugung angepasst werden. Auch Spitzenbelastungen beim gleichzeitigem Laden vieler Elektroautos in einer Region müssen abgefangen werden. Und wenn es darum geht, wieviel Netzausbau gebraucht wird, dann beziehen wir auch Entwicklungen wie Elektromobilität in die Überlegungen mit ein. Der aktuelle Netzentwicklungsplan zum Beispiel rechnet mit bis zu sechs Millionen Elektro-Autos im Jahr 2030 und hat entsprechend auch die notwendigen Netzausbau-Maßnahmen berechnet.

Wie steht es um die Sicherstellung von genügend Strom auch bei einer flächendeckenden Verkehrsinfrastruktur auf E-Basis? (Kurz gefragt könnten 46 Millionen PKWs, die heute mit fossilen Brennstoffen unterwegs sind, auch als E-PKW zu jeder Zeit mit Strom betankt werden?)
Letztendlich ist das Ziel von Politik und Gesellschaft doch eine Stromversorgung, die zu 80 Prozent auf Erneuerbaren beruht. Das umfasst dann auch den Stromverbrauch der E-Autos. Wie stark und schnell die Elektromobilität sich hierzulande entwickelt, lässt sich aber nur schwer prognostizieren. Mit einer Schätzung von bis zu sechs Millionen Fahrzeugen in etwas mehr als einem Jahrzehnt sind wir da schon optimistisch unterwegs.

Welche energiepolitischen Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen, damit das Wunschkind E-Mobilität auch in der Praxis funktioniert? (Stichworte Energiewende, Kohlestrom, Atomstrom, Zukauf von Strom etc.)
Aus Sicht eines Netzbetreibers steht hier erst einmal die Frage im Fokus, wie wir mit Blick auf Systemsicherheit und Netzstabilität mit einer zunehmenden Elektromobilität umgehen. Das Ladeverhalten von Millionen E-Autos kann enorme Auswirkungen haben. Wir müssen also heute schon überlegen, wie wir es steuern und nutzen können. Wir tun das zum Beispiel in einem Pilotprojekt in den Niederlanden. Dort untersuchen wir die Möglichkeit, mit Hilfe der Blockchain-Technologie Flexibilität, die von E-Autos zur Verfügung gestellt wird, zu nutzen. Partner ist dabei der Energiedienstleister Vandebron, der für das Pilotprojekt im niederländischen TenneT-Netz Regelleistung aus einem Pool von Ladestationen für Elektrofahrzeuge zur Verfügung stellt, um Frequenzschwankungen im Netz auszugleichen. Das Projekt startet in den nächsten Wochen. Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft in weiteren Pilotprojekten ausloten, welche anderen Möglichkeiten es gibt, die Flexibilitäten zu nutzen, die die Elektromobilität zur Verfügung stellen wird.

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