Eine Studie zum Paid Content rechnet hoch, dass etwa 6,5 Millionen deutsche Online-Nutzer Inhalte im Internet kaufen – Tendenz steigend. Wie bewerten Sie dieses Ergebnis?
Dies ist natürlich erfreulich, da sich gerade bei den heranwachsenden Generationen Paid Content etabliert und somit eine Zahlungsbereitschaft für digitale Inhalte besteht. Auch wenn aus der aktuellen Studie vom DCI Institut hervorgeht, dass bei den digitalen Services und Inhalten vor allem Musik, Games und Filme zu den gefragtesten Inhalten zählen und News hierbei noch etwas weiter hinten angeführt werden. Wir gehen davon aus, dass die zu erkennende ausgeprägte Zahlungsbereitschaft für Paid Content bei den jungen Nutzern ein enormer Vorteil ist, da sich mit zunehmendem Alter die Interessen etwas verschieben und sich die Zahlungsbereitschaft somit auch auf andere Segmente positiv auswirken wird. Junge Nutzer die heute schon Filme, Musik und Games online kaufen, werden sicherlich auch mit zunehmendem Alter Produkte in ihren Interessensgebieten digital beziehen und eine geringere Hemmschwelle zu kostenpflichtigen digitalen Inhalten haben.
Für welche Inhalte ist der Nutzer aus Ihrer Sicht bereit, künftig Geld zu bezahlen? (formal, z. B. Nachrichten im Text-Bild-Format, Video- oder Multimedia-Inhalte - aber auch inhaltlich.)
Die vergleichsweise hohe Nutzung unserer frei verfügbaren Inhalte zeigt das große Interesse der Nutzer an unseren Angeboten. Wir gehen davon aus, dass mit erhöhter Zahlungsbereitschaft für digitale Inhalte auch mehr und mehr die Bereitschaft steigen wird für qualitativen Journalismus zu zahlen.
Derzeit sind laut der Studie Einzelkäufe die wichtigste Kaufoption. Wie können daraus dauerhafte Kundenbeziehung entstehen?
Wir haben hier andere Erfahrungen gemacht. Dies hängt natürlich auch stark vom Bundling der Produkte ab. Bei unseren Produktangeboten sind Abonnements überwiegend immer noch stärker gefragt als Einzelkäufe. Grundsätzlich müssen sowohl der Einzelkauf als auch das Abo in ein sinnvolles Gesamtkonzept eingebettet sein.
Viele Nutzer kaufen Inhalte auf wenigen Plattformen. Sollten die Medienhäuser auf eigene Plattformen oder lieber auf starke Vertriebspartner setzen?
Wir bieten neben Einzelprodukten auch Kombiprodukte (Print und Digital) an, die wir über unsere eigenen Vertriebsplattformen anbieten. Dennoch testen auch wir, gerade im Hinblick auf Einzelkäufe, andere Vertriebswege über die wir Abonnenten abholen können. Neben Verkäufen spielt hier natürlich auch die markenbildende Präsenz eine wichtige Rolle. Wir versuchen dort zu sein, wo der Kunde ist – hierfür entwickeln wir geeignete Strategien.
Bei einer Umfrage unter Paid-Content-Profis bei der „International Paid Content Summit“ sagten 52,1 %, dass ihr Bezahlmodell von den Lesern verstanden werde. Welche Bezahlsysteme braucht Paid Content?
Flexible und einfache Modelle, die sich nach den Zahlbedürfnissen der Nutzer richten. Bezahlservices wie PayPal, die gerade im Bereich digitaler Inhalte eine enorme Bedeutung besitzen, sollten mit in die Bezahlprozesse integriert werden. Grundsätzlich ist es wichtig über den klassischen Bankeinzug hinauszudenken und dem Nutzer den Kaufprozess so einfach wie nur möglich zu gestalten.
Mehrere große Medienhäuser haben verstärkte Aktivitäten im Bereich Paid Content angekündigt. Was planen Sie?
Wir haben bereits verschiedene Paid Content Modelle im Einsatz, die wir weiter justieren werden, um diese weiter an die Kundenbedürfnisse am Markt anzupassen. Paid Content ist in Deutschland im Verlagsbereich noch in den Anfängen. Der US-amerikanische Markt ist uns hier um einiges voraus, aber auch ein Blick nach Skandinavien zeigt wie Paid Content erfolgreich funktionieren kann. Unabhängig vom Markt spielt jedoch die Nutzungserfahrung eine wichtige Rolle in Sachen Paid Content. In der heutigen Zeit, wo der Kunde eine Vielzahl an Angeboten zur Auswahl hat, ist es von Bedeutung in früh abzuholen und mit den eigenen Produkten vertraut zu machen.