Viele Bundesländer haben den zehntenRundfunkänderungsstaatsvertrag, der am 01.09.2008 in Kraft treten soll, zum Anlass genommen, eine Anpassung und Aktualisierung ihrer Mediengesetze zu prüfen. In Ländern wie beispielsweise Sachsen und Sachsen-Anhalt, wo in den Gesetzen eine Abschaltung analoger Übertragungen für das Jahr 2010 vorgesehen ist, führt dies zu heftigen Diskussionen: Ist der im Mediengesetz bereits festgelegte Termin für die Abschaltung der UKW-Übertragung weiterhin realistisch und notwendig? Die EU-Kommission hat das Jahr 2015 als EU-weiten Abschalttermin des UKW-Rundfunks in Aussicht gestellt. Um eine Abschaltung der UKWÜbertragung angemessen diskutieren zu können, gilt es jedoch verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.
Digital Radio / DAB bekommt mit der Anwendung eines neuen Kodierverfahrens, das die endliche Ressource Frequenz noch besser nutzt, einen neuen „Charme“. Zusammen mit zusätzlichen Frequenzen, die nach RRC06 seit 2006 für die Beschaltung in Deutschland zur Verfügung stehen, hat der Radiorundfunk nun mehr Kapazitäten zur Verfügung als Inhalte vorhanden bzw. vermarktbar sind.
Aber auch „nicht radiokonforme“ Inhalte er- heben Anspruch auf diese Kapazitäten. Was dann für die originäre Radiolandschaft übrig bleibt, wird sich zeigen.
Die Radioprogrammstruktur selbst wird durch neue Formate, die durch die Digitaltechnik möglich wurden, beeinflusst und ergänzt. Hörerverhalten und schwindende Hörerzahlen zwingen auch zum Überdenken der „alten“ Programmstruktur.
Radioalternativen wie Internet, MP3-Player, Streaming, Podcasting etc. lassen die Verkaufszahlen von UKW-Empfängern stagnieren bzw. zurückgehen. In Großbritannien werden seit einiger Zeit mehr DAB- als UKW-Empfänger verkauft. In manchen Läden ist dort das analoge FM-Gerät schon gänzlich aus dem Regal verschwunden. Das Interesse der potentiellen Hörer liegt aber in wachsendem Maß an der großen und grenzübergreifenden Zahl von Internetradioprogrammen. Der „Big Bang“ ist hier nicht mehr aufzuhalten seit es Geräte gibt, die einfach zu bedienen sind und eine zu UKW vergleichbare Qualität ausweisen. Es ist zu erkennen, dass ein Abschalten von UKW oder schon die Diskussion darüber unnötig und nicht hilfreich ist. Auf der einen Seite regt man z.B. mit einem zukünftigen Abschalttermin jetzt keine zusätzlichen Aktivitäten an, es kann aber auf der anderen Seite zur weiteren „Diskussions-Verstopfung“ des Prozesses DAB2009 (Neustart oder „Big Bang“) kommen. Einer Abschaltung folgt eine Einschaltung oder besser Neuvergabe, was den jetzigen Lizenznehmer nicht freut und die potentiellen Lizenzanwärter in eine „Warteschleife“ drängt.
Diskutieren sollte man, wie und wann dem Kunden welche neuen Programmstrukturen, die die digitale mit der analogen Welt vereinigen und nicht das eine zu Gunsten des anderen ausschließen, anbieten kann. Dass es kein Entweder-oder in der Medienwelt gibt, hat schon Wolfgang Riepl vor fast 100 Jahren erkannt: „Neue, höher entwickelte Medien haben die alten nie verdrängt, es entstanden Analogien“. Zu den Analogien gibt es auch schon erfreuliche Projekte und sinnvolle Kooperationen zwischen Hardware- und Programm- Lieferanten. Die Zukunft heißt nicht analog oder digital, vielleicht „digilog“.