Menue-Button
Kolumne

„Diskussion über UKW-Abschalttermin unnötig und nicht hilfreich“

Bert Pröpper, Geschäftsführer Digital Radio West

Bert Pröpper, Geschäftsführer Digital Radio West Quelle: Radio Day Alexander Hiller Redakteur Meinungsbarometer.info 10.06.2008

Viele Bundesländer haben den zehntenRundfunkänderungsstaatsvertrag, der am 01.09.2008 in Kraft treten soll, zum Anlass genommen, eine Anpassung und Aktualisierung ihrer Mediengesetze zu prüfen. In Ländern wie beispielsweise Sachsen und Sachsen-Anhalt, wo in den Gesetzen eine Abschaltung analoger Übertragungen für das Jahr 2010 vorgesehen ist, führt dies zu heftigen Diskussionen: Ist der im Mediengesetz bereits festgelegte Termin für die Abschaltung der UKW-Übertragung weiterhin realistisch und notwendig? Die EU-Kommission hat das Jahr 2015 als EU-weiten Abschalttermin des UKW-Rundfunks in Aussicht gestellt. Um eine Abschaltung der UKWÜbertragung angemessen diskutieren zu können, gilt es jedoch verschiedene Aspekte zu berücksichtigen.

Digital Radio / DAB bekommt mit der Anwendung eines neuen Kodierverfahrens, das die endliche Ressource Frequenz noch besser nutzt, einen neuen „Charme“. Zusammen mit zusätzlichen Frequenzen, die nach RRC06 seit 2006 für die Beschaltung in Deutschland zur Verfügung stehen, hat der Radiorundfunk nun mehr Kapazitäten zur Verfügung als Inhalte vorhanden bzw. vermarktbar sind.

Aber auch „nicht radiokonforme“ Inhalte er-  heben Anspruch auf diese Kapazitäten. Was dann für die originäre Radiolandschaft übrig bleibt, wird sich zeigen.

Die Radioprogrammstruktur selbst wird durch neue Formate, die durch die Digitaltechnik möglich wurden, beeinflusst und ergänzt. Hörerverhalten und schwindende Hörerzahlen zwingen auch zum Überdenken der „alten“ Programmstruktur.

Radioalternativen wie Internet, MP3-Player, Streaming, Podcasting etc. lassen die Verkaufszahlen von UKW-Empfängern stagnieren bzw. zurückgehen. In Großbritannien werden seit einiger Zeit mehr DAB- als UKW-Empfänger verkauft. In manchen Läden ist dort das analoge FM-Gerät schon gänzlich aus dem Regal verschwunden. Das Interesse der potentiellen Hörer liegt aber in wachsendem Maß an der großen und grenzübergreifenden Zahl von Internetradioprogrammen. Der „Big Bang“ ist hier nicht mehr aufzuhalten seit es Geräte gibt, die einfach zu bedienen sind und eine zu UKW vergleichbare Qualität ausweisen. Es ist zu erkennen, dass ein Abschalten von UKW oder schon die Diskussion darüber unnötig und nicht hilfreich ist. Auf der einen Seite regt man z.B. mit einem zukünftigen Abschalttermin jetzt keine zusätzlichen Aktivitäten an, es kann aber auf der anderen Seite zur weiteren „Diskussions-Verstopfung“ des Prozesses DAB2009 (Neustart oder „Big Bang“) kommen. Einer Abschaltung folgt eine Einschaltung oder besser Neuvergabe, was den jetzigen Lizenznehmer nicht freut und die potentiellen Lizenzanwärter in eine „Warteschleife“ drängt.

Diskutieren sollte man, wie und wann dem Kunden welche neuen Programmstrukturen, die die digitale mit der analogen Welt vereinigen und nicht das eine zu Gunsten des anderen ausschließen, anbieten kann. Dass es kein Entweder-oder in der Medienwelt gibt, hat schon Wolfgang Riepl vor fast 100 Jahren erkannt: „Neue, höher entwickelte Medien haben die alten nie verdrängt, es entstanden Analogien“. Zu den Analogien gibt es auch schon erfreuliche Projekte und sinnvolle Kooperationen zwischen Hardware- und Programm- Lieferanten. Die Zukunft heißt nicht analog oder digital, vielleicht „digilog“.

UNSER NEWSLETTER

Newsletter bestellen JETZT BESTELLEN

■■■ DIESE FACHDEBATTEN KÖNNTEN SIE AUCH INTERESSIEREN

Uwe Rempe

INITIATOR
Uwe Rempe
Freier Journalist
Meinungsbarometer.info

Dipl.- Journ. Thomas Barthel

INITIATOR
Dipl.- Journ. Thomas Barthel
Founder & Herausgeber
Meinungsbarometer.info

Simone Ulrich

INITIATORIN
Simone Ulrich
Freie Journalistin
Meinungsbarometer.info

ÜBER UNSERE FACHDEBATTEN

Meinungsbarometer.info ist die Plattform für Fachdebatten in der digitalen Welt. Unsere Fachdebatten vernetzen Meinungen, Wissen & Köpfe und richten sich an Entscheider auf allen Fach- und Führungsebenen. Unsere Fachdebatten vereinen die hellsten Köpfe, die sich in herausragender Weise mit den drängendsten Fragen unserer Zeit auseinandersetzen.

überparteilich, branchenübergreifend, interdisziplinär

Unsere Fachdebatten fördern Wissensaustausch, Meinungsbildung sowie Entscheidungsfindung in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien und Gesellschaft. Sie stehen für neue Erkenntnisse aus unterschiedlichen Perspektiven. Mit unseren Fachdebatten wollen wir den respektvollen Austausch von Argumenten auf Augenhöhe ermöglichen - faktenbasiert, in gegenseitiger Wertschätzung und ohne Ausklammerung kontroverser Meinungen.

kompetent, konstruktiv, reichweitenstark

Bei uns debattieren Spitzenpolitiker aus ganz Europa, Führungskräfte der Wirtschaft, namhafte Wissenschaftler, Top-Entscheider der Medienbranche, Vordenker aus allen gesellschaftlichen Bereichen sowie internationale und nationale Fachjournalisten. Wir haben bereits mehr als 600 Fachdebatten mit über 20 Millionen Teilnahmen online abgewickelt.

nachhaltig und budgetschonend

Mit unseren Fachdebatten setzen wir auf Nachhaltigkeit. Unsere Fachdebatten schonen nicht nur Umwelt und Klima, sondern auch das eigene Budget. Sie helfen, aufwendige Veranstaltungen und überflüssige Geschäftsreisen zu reduzieren – und trotzdem die angestrebten Kommunikationsziele zu erreichen.

mehr als nur ein Tweet

Unsere Fachdebatten sind mehr als nur ein flüchtiger Tweet, ein oberflächlicher Post oder ein eifriger Klick auf den Gefällt-mir-Button. Im Zeitalter von X (ehemals Twitter), Facebook & Co. und der zunehmenden Verkürzung, Verkümmerung und Verrohung von Sprache wollen wir ein Zeichen setzen für die Entwicklung einer neuen Debattenkultur im Internet. Wir wollen das gesamte Potential von Sprache nutzen, verständlich und respektvoll miteinander zu kommunizieren.