Warum hat das so lange gedauert? Mit der Erarbeitung der grundlegenden Spezifikationen von Digitalradio war ja schon vor mehr als 22 Jahren begonnen worden – vor allem im EU-Projekt EUREKA 147 unter Beteiligung vieler deutscher Firmen, von Rundfunkanstalten und Instituten. Und schon zur IFA 1995 wurde DAB in Deutschland bereits ein erstes Mal offiziell gestartet mit anschließenden mehrjährigen Pilotsendungen für einige tausend Geräte im Gebiet der meisten – aber nicht aller – ARD-Rundfunkanstalten. Es zeigte sich jedoch bald, dass einige der damals noch gegebenen Randbedingungen so einschränkend wirkten, dass eine flächendeckende Versorgung und damit die nachhaltige Durchsetzung einfach nicht erreicht werden konnte. Vor allem fehlte es damals an einem von allen Beteiligten getragenen Beschluss für die umfassende Einführung von Digitalradio.
Erst durch die Entscheidungen der letzten 24 Monate sind diese Einschränkungen nun erfreulicherweise behoben. So wurden die zulässigen Sendeleistungen auf 10 kW pro Sender angehoben. Im Band III stehen nun genügend Frequenzblöcke zur Verfügung. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben sich einmütig zur Digitalradio-Einführung entschlossen, und die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) hat der Finanzierung zugestimmt. Daraufhin beteiligt sich diesmal gleich eine ganze Reihe von privaten Programmanbietern am ersten bundesweiten Multiplex.
Nun ist zu erwarten, dass längerfristig wohl die meisten – oder gar alle – der schon lange eingeführten und bekannten UKW-Programme auch digital ausgestrahlt werden. Die digitale Rundfunkversorgung Deutschlands wird damit aufschließen zu anderen Ländern wie der Schweiz oder England, wo Digitalradio bereits heute eine hohe Verbreitung und Akzeptanz gefunden hat.
Schon jetzt werden sehr preiswerte DAB/DAB+/UKW-Empfänger für Heimanwendungen – wie Uhren- und Küchenradios, Receiver für HiFi-Anlagen – im Bereich von 50 bis 400 € angeboten. Es kann erwartet werden, dass sich bald das Angebot schnell erweitern wird. Die preiswertesten USB-Sticks für PC-Anschluss zum DAB+-Empfang sollen für unter 20 € schon in den nächsten Wochen gekauft werden können.
Bekannt ist ebenfalls, dass schon wegen der digitalen Hörfunkangebote im Ausland – und nun künftig auch in Deutschland – fast alle Kfz-Firmen schon heute Digitalradios zumindest als Ausstattungsvariante in ihrem Neuwagen-Angebot haben.
Dies alles macht sicherlich allen Marktteilnehmern Mut, dem Neustart zu einem Erfolg zu verhelfen. Zudem wird eine zügige Einführung von Digitalradio in Deutschland mit Sicherheit große Auswirkung in vielen anderen Ländern Europas haben, die bislang noch zurückhaltend sind, und auch dort die Einführung weiter beschleunigen.