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Interview

Digitalisierung des Hörfunks ist überfällig

Elitz bekräftigt Forderung nach Sachverständigenkreis für Rundfunktechnologie

Prof. Ernst Elitz, Intendant des Deutschlandradio (DLR) Quelle: Deutschlandradio/Christoph Petras 27.02.2009

Meinungsbarometer: Was waren die wichtigsten „Meilensteine“ in Ihrer 15-jährigen Zeit als Intendant des Deutschlandradio?

Professor Elitz: Der erste Meilenstein war die erfolgreiche Fusion von RIAS, DLF und DS Kultur. Damit haben wir Mediengeschichte geschrieben. Auch die Zusammenführung der ehemals zum DDR-Rundfunk und zum RIAS gehörenden Klangkörper war ein veritabler Kraftakt, auch wenn das in seiner inneren Dramatik nicht an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Weiter wäre der Zuwachs an UKW-Frequenzen zu nennen: 1994 haben wir mit kümmerlichen 36 UKW-Frequenzen begonnen; im Februar 2009 zählen wir immerhin 305. In diesem Zeitraum ist uns eine Verdopplung der täglichen Hörer auf nunmehr 1,8 Millionen gelungen. Regelmäßig schalten rund 8 Millionen Menschen unsere Programme ein. Das ist eine erstaunliche Entwicklung. Die Politik hat uns die Rechte als alleiniger Anbieter für nationale Hörfunkprogramme bestätigt. Als Fazit lässt sich somit ziehen: Deutschlandradio ist neben ARD und ZDF in der Medienszene als eigenständiges Angebot positioniert. Das Dringlichste für die nächste Zeit ist die überfällige Digitalisierung des Hörfunks in Deutschland.

Nachdem die Gebührenkommission KEF öffentliche DAB-Fördergelder vorübergehend eingefroren hatte, äußerten Sie die Idee einer nationalen Technologiebehörde wie in Großbritannien. Wie stellen Sie sich einen solchen Sachverständigenkreis in Deutschland vor?

Ich meine, dass wir auf die Ofcom, den Sachverständigenkreis für Rundfunktechnologie in Großbritannien, blicken sollten. Auch in Deutschland brauchen wir ein solches Gremium, in dem sich technologischer Sachverstand bündelt und das technikrelevante Entscheidungen von medienpolitischer Bedeutung inhaltlich vorbereitet und begleitet. Analog zur föderalen Struktur in der Politik und der Medienlandschaft Deutschlands könnten die Mitglieder dieses Technikgremiums von den Ländern entsandt werden. Neben dem föderalen Akzent könnte so sichergestellt werden, dass auch regionale oder topografische Besonderheiten angemessen berücksichtigt werden.

Welche Chancen sehen Sie für den Neustart des Digital Radio in diesem bzw. im nächsten Jahr?

Digital Radio hat die allerbesten Chancen, wenn die Politik alsbald die Entscheidungen fällt und eine konsequente Umsetzung einfordert. Wenn sich dann noch die Kommerziellen mit ins DAB-Boot setzen, ist die Sache geritzt. Denn dann ist DAB für die Geräteindustrie auch als Konjunktur-Förderprogramm attraktiv.

Innerhalb dieses Neustarts will DLR das ausschließlich digital verbreitete DRadio Wissen veranstalten. Wie ist da der aktuelle Planungsstand?

Der Starttermin ist der 1. Januar 2010. Und weil das für Konzeption und Realisierung eines innovativen Vollprogramms in höchster Qualität zeitlich betrachtet nur ein paar Wimpernschlägen entspricht, arbeiten die beteiligten Redaktionen unter Höchstlast. Zum Kernangebot werden Nachrichten im 15- bis 20-Minutentakt gehören, die sich - neben dem aktuellen Geschehen - in besonderer Weise den Bereichen Wissenschaft, Bildung, Schule, Uni und Karriere widmen werden. Auch das interaktive Hören, also der zeitnahe Dialog von Hörern und Redaktionen, wird eine bedeutende Rolle spielen. Hier werden wir ganz neue Wege gehen und dem Radio spannende Dimensionen erschließen, ein Bündnis von Radio und Web 2.0.

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