Eine Studie zur Digitalisierung der Binnenschifffahrt fordert eine deutlich intensivere Ausrichtung der Akteure an digitalen Trends - wie groß ist der Nachhol-Bedarf In der Branche?
Der Nachholbedarf in der Branche ist, wie im gesamten Transportbereich, sehr hoch. In der Binnenschifffahrt ist dies auch durch lange Investitionszyklen, die Struktur der Akteure, vor allem auch KMUs, u.a. begründet. Teils fehlen die personellen und wirtschaftlichen Kapazitäten, um die Möglichkeiten der Digitalisierung im vollen Umfang zu nutzen. Ein weiterer Grund ist die sich noch im Aufbau befindliche Infrastruktur entlang der Wasserstraßen.
Angeregt wird der Aufbau einer Online-Plattform zum (Verkehrs-)Datenaustausch - wer sollte diese zu welchen Bedingungen betreiben?
Zum Informationsaustausch über infrastrukturelle Fragestellungen sollte die Plattform ELWIS weiter ausgebaut werden, um Unternehmen die Informationen bereitzustellen. Diese bündelt bereits Informationen zu der Wasserstraße. Durch die Bereitstellung von entsprechenden Schnittstellen und den weiteren Ausbau von AIS und RIS sollten staatliche Stellen die Voraussetzungen für weitere Digitalisierung verbessern. Vom zentralen Betrieb einer Verkehrsdaten-Plattform halte ich eher wenig. Besser sollte den Akteuren entlang der Transportkette die Vernetzung, der Aufbau von Systemen und innovativen Geschäftsmodellen ermöglicht werden.
Wie sieht es derzeit mit dem Ausbau der digitalen Infrastruktur entlang der Wasserstraßen aus?
Die Binnenschifffahrt ist, wie auch andere Bereiche der Transportwirtschaft, noch gekennzeichnet von einer sehr heterogen IT-Landschaft. Es findet Informationsaustausch heute noch vielfach über Fax, E-Mail oder Telefon statt.
Mittlerweils sind ein Großteil der Binnenschifffahrtsflotte mit Inland AIS Geräten ausgerüstet. Allerdings wurde beim Ausbau und Entwicklung von River Information Services (RIS) noch zu wenig auf kontinuierlichen Datenaustausch geachtet. Die Rahmenbedingungen für elektronischen Datenaustausch kann durch Projekte wie RIS-COMES verbessert werden, d.h. für die Bereiche Navigation, Verkehrssteuerung und Logistikplanung kann für bessere digitale Infrastruktur gesorgt werden. Allerdings wird der Aufbau dieser Dienste erst 2021 abgeschlossen.
Wenn Ankunftszeit, Schiffsposition und Frachtdaten entlang der Transportkette mit den relevanten Akteuren einfacher geteilt werden können, nimmt die Digitalisierung Fahrt auf. Dabei sollte beachtet werden, dass wir eine europäische Lösung benötigen und die Wasserstraße eine stärkere Integration in die Transportketten erfährt.
Wie sollte die Politik die Binnenschifffahrt bei der Digitalisierung unterstützen?
Insgesamt ist durch den Masterplan Binnenschifffahrt ein erster guter Schritt gelungen. Nun gilt es, die Maßnahmen, welche auch durch die Verbände unterstützt werden, umzusetzen. Der im Masterplan gesetzte Fokus auf die Erweiterung der AIS- sowie der Netzabdeckung ist ein erster wichtiger Schritt.
Wie richtigerweise im Masterplan benannt, bedarf es der Harmonisierung der elektronischen Frachtdokumentation als wichtigen Hebel für erfolgreiche Digitalisierungsanwendungen. Die Vereinfachung der Prozesse beim Datentausch sind elementar zur Stärkung der Binnenschifffahrt.
Ergänzend zu den genannten Maßnahmen ist die Unterstützung der Politik bei Programmen der Forschung und Entwicklung zu innovativen Diensten, beim Ausbau der Kommunikationsnetze – auch im neuen Mobilfunkstandard 5G – sowie bei effizienter und zügiger Instandsetzung der Schleusen und Kanalinfrastruktur gefragt.
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