Längst glauben nicht mehr nur Digital Radio-Befürworter an die digitale Zukunft des Radios. Auch rund 10 000 Rundfunkjournalisten in Deutschland müssen sich auf eine Umstellung ihrer Arbeitsweise einstellen. Durch die rasante Internetentwicklung gibt es heutzutage nahezu keinen Radiosender mehr, der ohne Webauftritt und Online-Mithör-Möglichkeiten auskommt. Radiohören allein soll dem Hörer, durch aktive Mitgestaltung des Programms, zu wenig werden. Die Umstellung der terrestrischen Radiofrequenzen kann also nur noch ein Element des Konzepts Radio sein und muss sich diesem anpassen.
Obwohl die UKW-Abschaltung noch umstritten ist, bereiten sich viele Radiomacher schon auf das digitale Zeitalter vor. Jürgen Kühn ist technischer Verantwortlicher beim Bürgerradio Radio Blau in Leipzig. Er weiß um den umstrittenen Abschalttermin für UKW und muss sich deshalb Gedanken um die Zukunft ‚seines Radios‘ machen: „Mit der Digitalisierung kommen mehr Programme in Umlauf und auch die Empfangsqualität wird sich ändern. Für Radio Blau muss die Studiotechnik umgestaltet werden.“
Michael Richter vom Verein Digital Radio Mitteldeutschland bietet Kurse für Rundfunkjournalisten und Interessierte an, um über Chancen des digitalen Hörfunks zu informieren und ‚die digitale Welt‘ zu ordnen. Er will die Redakteure motivieren: „Die Welt wird digital und man muss darüber nachdenken, wie man selbst darin aussehen kann.“ Die Entwicklung, so glaubt Richter, geht stetig voran und er sieht die Digitalisierung als Chance für vorhandene Berufsfelder im Bereich Rundfunk.
Marcel Winkler, Auszubildender zum Mediengestalter für Bild und Ton, ist froh, an diesem Workshop teilgenommen zu haben. Die Veranstaltung brachte ihm einen Überblick über die Möglichkeiten von DAB, DAB+ oder DRM. Zugleich sieht er aber auch Probleme und glaubt, dass es für das Radio der Zukunft noch schwerer wird, sich durchzusetzen: „Ich sehe das jetzt schon beim Fernsehen. Ich empfange 120 Programme und in Wirklichkeit sehe ich höchstens 20 davon.“ Beim Deutschen Journalisten-Verband weist Sprecher Hendrik Zörner vor allem auf die Schnelligkeit hin, die mit der Digitalisierung in den Journalistenberuf Einzug halten wird. „Digitalisierung bedeutet zum einen, dass sich Journalisten technisch permanent auf dem Laufenden halten müssen und zum anderen eine sehr viel höhere Geschwindigkeit beim Recherchieren entwickeln. Das wird man dann daran merken, dass Beiträge schneller gesendet werden können.“
Angesprochen auf neue Berufsfelder, die die Digitalisierung mit sich bringen könnte, reagieren die Journalisten noch skeptisch. Überzeugt sind sie aber davon, dass die vorhandenen Berufsfelder mit neuen technischen Voraussetzungen konfrontiert werden und jeder Einzelne sich Know-How erarbeiten muss, um den digitalen Herausforderungen gewachsen zu sein.